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"Habe unter ihr T-Shirt gefasst" Amtsgericht Aschersleben: Pfleger bei Schloß Stiftung Hoym wird wegen sexuellem Übergriff auf Kollegin verurteilt

Von Christiane Rasch 18.04.2018, 05:55

Aschersleben - Am Ende bleiben für Richter Christian Konert keine Zweifel: Marcus K. (alle Name von der Redaktion geändert) hat seine Kollegin Tina W. im Juli 2017 gegen der Willen an Po und Intimbereich berührt sowie unter deren T-Shirt gegriffen.

Zugetragen hat sich der sexuelle Übergriff in der Wäscherei der Schloß Stiftung Hoym. Der Staßfurter Marcus K. arbeitet dort als Pfleger, Tina W. in der zugehörigen Wäscherei. Wie das 34-jährige Opfer vor dem Amtsgericht in Aschersleben schildert, hat sie an jenem Tag gerade ein Hemd aufgehängt, als der Angeklagte plötzlich hinter ihr stand.

Frau stieß ihren Kollegen weg

Erst habe er sie gefragt, wo die anderen Mitarbeiter sind. Laut Tina W. befanden sie sich zur Team-Besprechung in einem anderen Raum. Daraufhin habe Marcus K. versucht, sie zu küssen.

Sie habe ihn weggestoßen und sei zurück zu ihrem Arbeitsplatz gegangen, wohin er ihr gefolgt sei, um sie anschließend an Po, Intimbereich und unter ihrem Oberteil zu berühren. Erst als sie ihn erneut von sich geschoben habe, sei er gegangen.

Nach Aussagen des Opfers war dies nicht der erste unangenehme Vorfall mit dem Pfleger. Auch in einer zur Wäscherei gehörigen Küche soll er sich ihr angenähert und an den Po gegriffen haben. „Er hat mich gefragt, was ich für Unterwäsche trage“, erinnert sich die 34-Jährige.

Angeklagter konnte sich zuerst nicht erinnern

Marcus K. bestreitet die gegen ihn erhobenen Vorwürfe. An den Vorfall in der Küche könne er sich nicht erinnern. Auch Griffe an den Po und Intimbereich habe es nicht gegeben. Seiner Schilderung nach ist er an jenem Tag in die Wäscherei gegangen, um seine Dienstbekleidung abzuholen.

Er habe Tina W. zur Begrüßung umarmt und auf beide Wangen geküsst - laut Marcus K. unter allen Mitarbeiterinnen so üblich. Anschließend hätten sich beide unterhalten. „Ich habe sie noch mal umarmt, aber gemerkt, dass sie es nicht will. Also habe ich meine Wäsche geholt und bin gegangen.“

Auf die Nachfrage der Staatsanwaltschaft, warum er Tina W. ein zweites Mal umarmt hat, sagt er: „Ich weiß es nicht. Es ist eine Dummheit gewesen.“

34-Jährige kannte den Angeklagten bis dahin nur flüchtig

Bevor Tina W. vor Gericht zur Sache angehört wurde, verwies Richter Christian Konert den Angeklagten aus dem Verhandlungszimmer. Gegenüber Richter, Staatsanwaltschaft und Verteidiger erklärt die 34-Jährige dann, dass sie Marcus K. bis zu den besagten Vorfällen nur flüchtig kannte.

Man habe sich bei der Arbeit normal begrüßt - mit Worten, nicht mit Händeschütteln oder Umarmungen. Weil er ihr häufiger Komplimente gemacht habe, hatte sie allerdings den Eindruck, dass er mit ihr flirte. „Ich habe aber gesagt, dass ich einen Freund habe“, so die 34-Jährige.

„Ich muss meine Aussage revidieren“

Dann, nachdem sein Verteidiger Marcus K. über die Aussagen unterrichtet hat, die Kehrtwende: „Ich muss meine Aussage revidieren“, sagt der Angeklagte. „Ich habe sie an den Po und unter ihr T-Shirt gefasst.“ Er habe Interesse für sie gehabt und nicht den Eindruck, dass sie das nicht wolle.

Strafmildernd wirkte sich dieses Geständnis allerdings nicht aus. „Die Geschädigte hat von Anfang an die Wahrheit gesagt, im Gegensatz zu Ihnen. Sie haben versucht, sich aus der Sache rauszureden“, sagte Richter Christian Konert im Rahmen der Urteilsverkündung. Darin sah es als erwiesen an, dass Marcus K. sexuelle Handlungen an der 34-Jährigen vorgenommen hat, obwohl diese das nicht wollte.

Aus diesem Grund verurteilte er den 48-Jährigen zu einer einjährigen Haftstrafe auf Bewährung. Außerdem muss er 2.400 Euro an den Verein Wildwasser zahlen, der sich für Opfer sexueller Gewalt engagiert. (mz)