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Amtsgericht Aschersleben Amtsgericht Aschersleben: Angeklagter erinnert sich nicht an Diebstahl

Von Uwe Kraus 15.04.2016, 18:22
Justitia, die römische Göttin der Justiz und der Gerechtigkeit, mit Waage und Schwert.
Justitia, die römische Göttin der Justiz und der Gerechtigkeit, mit Waage und Schwert. dpa

Aschersleben - In Fesseln lässt Richter Robert Schröter Marcel (Name von der Redaktion geändert) vorführen. Der 1986 in Aschersleben Geborene soll sich im Januar 2015 in eine Ascherslebener Arztpraxis im Kosmonauterviertel geschlichen haben. Dort stahl er eine Handtasche. Für die Frau, der sie gehörte, nicht nur ein Riesenschreck, sondern auch mit vielen Wegen verbunden. Schließlich fehlten nicht nur 20 Euro Bargeld, sondern auch Personalausweis, Führerschein, die Kranken-, Visa- und EC-Karte sowie das Handy. Einzig die EC-Karte tauchte später bei einer Polizeiaktion in der Wohnung von Marcels Freundin im benachbarten Quedlinburg wieder auf.

Vor dem Ascherslebener Amtsgericht redet der Angeklagte nicht, sondern überlässt das seinem Anwalt, der ihn bereits in früheren Prozessen verteidigte. „Damals saß mein Klient im Drogensumpf. Die Tat ist ihm nicht erinnerlich.“ Er benötigte immer Geld für Drogen, war damals sehr umtriebig, hat viele Finanzierungsquellen „angezapft“. Doch dass er in der Praxis im Kosmonautenviertel war, davon weiß er nichts.

Der Fund der EC-Karte in der Quedlinburger Wohnung sei auch kein Beweis. Schließlich habe man sich dort in größeren Gruppen getroffen, um Drogen zu konsumieren. Daher sei die Karte keinen einzelnen Beteiligten zuzuordnen.

Vier Minuten nach Verhandlungsbeginn treffen sich Staatsanwältin, Richter und Verteidiger zu einem Rechtsgespräch. Wenig später verabschiedet Richter Robert Schröter die als Zeugin geladene Bestohlene und einen Quedlinburger Polizeibeamten, der auch in den Zeugenstand gerufen werden sollte. Sie werden nicht gehört.

Die Staatsanwaltschaft hatte den Antrag gestellt, das Verfahren vorläufig einzustellen. Denn bei den schwerwiegenden Verurteilungen von Marcel in anderen Prozessen, so im April 2015 in Eilsleben, fällt diese Tat strafrechtlich nicht mehr so sehr ins Gewicht. Das Gericht folgte dem Antrag der Staatsanwältin. Und Marcels Weg führte zurück in die Zelle im Strafvollzug. (mz)