1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Ameos-Klinikum: Ameos-Klinikum: Das Ärzte-Karussell

EIL

Ameos-Klinikum Ameos-Klinikum: Das Ärzte-Karussell

Von Kerstin Beier 18.11.2016, 07:31
Im Krankenhaus Aschersleben ist auch nach dem Betreiberwechsel investiert worden. Doch viele Ärzte haben das Haus verlassen.
Im Krankenhaus Aschersleben ist auch nach dem Betreiberwechsel investiert worden. Doch viele Ärzte haben das Haus verlassen. Gehrmann

Aschersleben - Die seit Jahren kommissarisch geleitete Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Ameos-Klinikum Aschersleben soll zum 1. Dezember neu besetzt werden. Das teilte der Stellvertretende Krankenhausdirektor Sebastian Lehotzki auf Nachfrage mit.

Doch die so lange unbesetzte Chefarztstelle ist nur eine von mehreren. Die Kinderklinik wird seit geraumer Zeit kommissarisch geführt. Auch die Gastroenterologie und die Urologie sind derzeit ohne Leitung durch einen regulären Chefarzt, denn mit Dr. Peter Sochor und Dr. Andreas Mersdorf haben zwei anerkannte und beliebte Chefs dem hiesigen Krankenhaus und der Stadt Aschersleben den Rücken gekehrt.

Auch Dr. Kristina Bensch, die erst 2015 mit der Inbetriebnahme des Linksherzkatheter-Platzes die Chefarzt-Position in der Kardiologie übernommen hatte, wird das Haus verlassen und in die Niederlassung gehen. Zwar hat inzwischen ein weiterer Chefarzt seine Arbeit im Herzkatheterlabor aufgenommen und ein Oberarzt soll ihm ab 1. Dezember zur Seite gestellt werden. Doch auch dann dürfte es schwer werden, den Anspruch einer 24-Stunden-Bereitschaft rund um die Woche zu erfüllen.

„Eine Rundum-Bereitschaft bleibt unser Ziel“, sagt Sebastian Lehotzki.

Nichts bleibt unbemerkt

Dass Chefärzte gehen, bleibt unter den Patienten nicht unbemerkt und nicht unkommentiert. Hie und da wird die Sorge laut, wie es um die Kontinuität der Krankenhaus-Versorgung bestellt ist. Manche halten die Fluktuation beim ärztlichen Personal gar für ein schlechtes Zeichen.

Hinzu kommt das Problem, dass es oftmals die Chefärzte sind, die über die entsprechenden Berechtigungen verfügen, junge Mediziner weiterzubilden. Fehlen diese, fehlen auch Anreize für junge Ärzte, sich in Aschersleben zu bewerben.

„Es ist bedauerlich, wenn gute Leute gehen. Aber wer sich für einen anderen Weg entschieden hat, ist schwer aufzuhalten“, sagt er. Die Häufung von Weggängen in Aschersleben sei zufällig und „nicht besorgniserregend“. Ameos lege großen Wert darauf, für die Nachfolge an exponierten Stellen wirklich geeignete Personen zu finden.

Kein Schnellschuss gewollt

„Deshalb nehmen wir auch eine längere Vakanz in Kauf, ohne einen Schnellschuss zu riskieren“, so Lehotzki. Er verweist auf Beispiele wie die Abteilungen für Gynäkologie oder die Kinderheilkunde, die über längere Zeit kommissarisch geführt werden und trotzdem „gut aufgestellt“ seien.

„Es ist uns wichtig, unser medizinisches Spektrum zu erweitern, den einzelnen Fachgebieten ein markantes Gesicht zu geben“, ergänzt Unternehmenssprecherin Alexa von Dossow und erinnert an den traditionell hervorragenden Ruf zum Beispiel der Urologie. „Den wollen wir erhalten und festigen.“

Wie geht es weiter?

Und wie geht es nun weiter? „In guten Gesprächen“ sei die Klinikleitung derzeit in Sachen Gastroenterologie und Urologie. „Da sind wir weit fortgeschritten“, sagt Lehotzki und betont: „Wir sehen Aschersleben als zukunftsfähig, der Standort wird sich stetig weiterentwickeln. Von Schließung ist Aschersleben überhaupt nicht bedroht.“

Lehotzki verhehlt dennoch nicht, dass Krankenhäuser heute aktiv um medizinischen Nachwuchs werben müssen. Ameos tue das mit hochqualitativen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten und mit einer aktiven Werbung auf sogenannten Rekrutierungsmessen. Noch relativ neu ist das Angebot, künftige Allgemeinmediziner im Haus zum Facharzt auszubilden. (mz)