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2. Brunnenfest Friedrichsbrunn 2. Brunnenfest Friedrichsbrunn: Bei Peitschenknallern und Dudelsackmusik

Von Detlef Anders 27.08.2002, 15:13

Friedrichsbrunn/MZ. - "Ein Brunnendorf" ist Friedrichsbrunn, seitdem der Stecklenberger Amtmann Leberecht Fischer 1774 unweit des "ungetreuen Brunnens" die ersten Kolonistenhäuser baute. Mehrere Königsbrunnen ließ der hochwohlgeborene Namenspatron des Waldarbeiterdorfes errichten und weitere Wasserstellen kamen im Laufe der Jahre hinzu. Es lag nahe, dass die Friedrichsbrunner irgendwann auf die Idee kamen, ein "Brunnenfest" zu feiern. Der Tourismusförderverein des Ortes organisierte am Wochenende gemeinsam mit den anderen Vereinen des Ortes das zweite Brunnenfest. Einen stimmungsträchtigen Auftakt bildete bereits das Kolonistenfest am Freitagabend. Am Wahrzeichen des Ortes, dem Friedrichsbrunnen, verlor Prinzessin Sarah Müller ihre goldene Kugel.

Ein großer Kuschelfrosch mit Krone holte sie heraus und am Ende stand der neunjährige Martin Nebe als schmucker junger Königssohn in der Abendsonne. Mit der Geschichte vom "Froschkönig" lockte Grundschulleiterin Monika Kubiak wie im Vorjahr wieder viele Kinder und Eltern, aber auch Urlauberfamilien, an den Friedrichsbrunnen. Der Vorsitzende des Tourismusfördervereins, Rudolf Borschke, zog als Alter Fritz verkleidet, gemeinsam mit Brunnenkönigin Britt Reppenhagen, Köhlerliesel Sylvia Bunzel, den Kindern und Eltern sowie der Jugendfeuerwehr im Gefolge durch den Ort und sammelte viele Neugierige dabei ein. Am Hasenwinkel, einer Stelle, die den wohl schönsten Blick auf Friedrichsbrunn bietet, hatten Mitarbeiter des Forstamtes Blankenburg schon eine Wissensstrecke für Kinder vorbereitet, während die Mitglieder des Anglervereins den Grill anheizten.

Die Kinder konnten anschließend einige Tiere des Waldes kennen lernen oder die alten und neuen Sägen der Waldarbeiter bewundern. "Ich finde es hier sehr schön, besonders die Kuscheltiere gefallen mir", erklärte die siebenjährige Pia Stürzebecher aus Magdeburg und setzte mit einer Miene, die keinen Widerspruch duldet, fort: "Das Reh möchte ich haben!" "Das ist unverkäuflich", zitierte daraufhin Oma Edelgard Doehring die unmissverständliche Aussage des Forstamtsmitarbeiters. Auch Pia hatte zuvor schon einen Nistkasten für Vögel gebastelt.

Star des Abends war zweifellos der fünfjährige Tim Borowski. Der Junge ist eifriges Mitglied der Kindertanzgruppe "Harzgeister" und Fan des Peitschenknallens. Eigens für Timmy wurde ihn eine 1,40 Meter lange Bullpeitsche angefertigt, berichtete Christiane Seidel, die Leiterin der Kindergruppe. Und Timmy ließ sich nicht lange bitten. Das Naturtalent schwang das Werkzeug der Fuhrleute wie die gestandenen Mitglieder der Peitschenknaller und erntete den donnernden Applaus von mehreren hundert Besuchern.

Die Friedrichsbrunner Jagdhornbläsergruppe Hercynia trug wie die Kuhglockenspielerin Jaqueline zum Harzer Flair des Abends bei. Zu einem runden Friedrichsbrunner Heimatabend gehört aber auch der beliebte Mundartsprecher des Ortes. Ortschronist Dieter Zehnpfund verzählte Stipstörecken von Krischan und Rieke und gab zu bedenken, dass die Zahl der Friedrichsbrunner, die "Bernsch", so die Bezeichnung der Friedrichsbrunner Mundart, sprechen, von 580 im Jahr 1938 auf zehn zurückgegangen ist. "Wir müssen etwas tun, wenn wir nicht ein Stück Dorfkultur verloren gehen lassen wollen", appellierte er. Mit Mundart könne vieles viel feiner gesagt werden: "Wenn ein Friedrichsbrunner von seiner Frau als "miner Olen" spricht, dann kann das sogar eine Liebeserklärung sein. Sagt er das gleiche hochdeutsch, hängt garantiert der Haussegen schief."

"Wir kennen das ja", resümierte Rosemarie Hellmund nach dem ersten Programmteil. Trotzdem kam die Friedrichsbrunnerin gern zum Hasenwinkel. Als die Dunkelheit über dem Harzort hereinbrach, die Schwedenfeuer um den Festplatz brannten und der Mond aufging, wurde es bei mittelalterlicher Dudelsackmusik richtig urgemütlich. Nur eine neue Brunnenkönigin konnte nicht gekürt werden. Es gab keine geeignete Bewerbung.