Nach Beschwerden über Mopeds 14. Oktober in Wilsleben: Motocrossclub Aschersleben veranstaltet Kavalierstart-Wettbewerb für Simson-Fahrer

Wilsleben - „Erster Gang und Füße auf die Rasten - wer schafft es am weitesten?“, so die Beschreibung des „Simsonhinterradfahrwettkampfes“, zu dem der MSC Aschersleben am Dienstag auf Facebook aufrief.
Anlässlich eines MZ-Artikels zu Beschwerden über Schüler, die laut Bürgerberichten häufig zu schnell und teils nur auf dem Hinterrad mit ihren Mopeds durch Nachterstedt fahren, ist auf der Facebookseite der MZ-Redaktion Aschersleben prompt eine angeregte Diskussion entbrannt.
„Ich habe mich direkt ins Jahr 1986 zurückversetzt gefühlt“
Mario Gerstendörfer nahm das zum Anlass, hier im Namen des Motocrossclubs zum Wettbewerb aufzurufen. „Ich habe mich direkt ins Jahr 1986 zurückversetzt gefühlt“, sagt Gerstendörfer, der in Aschersleben eine Motorradwerkstadt betreibt. „Damals hat mich die Polizei mit meiner S51 auf der Landstraße rausgezogen. Das hat mich fünf Mark gekostet. Ich war ruiniert“, sagt er lachend.
Der Wettkampf findet am 14. Oktober von 12.15 bis 13 Uhr im Fahrerlager des MSC Aschersleben an der Rennstrecke bei Wilsleben statt. Aufgerufen sind 15- bis 18-jährige Simson- und Schwalbenfahrer und Fahrerinnen. Für den ersten Platz winken 50 Euro, für den zweiten und dritten 30 und 15 Euro. Die Anmeldung erfolgt über Telefon oder per Facebook.
15- bis 18-Jährige Simsonfahrer können am 14. Oktober antreten
Dass zur gleichen Zeit die Clubmeisterschaft des MSC stattfindet, ist kein Zufall. Der Motorsport habe in den letzten Jahren stark gelitten, erzählt Gerstendörfer. Während der Verein um die 2000er-Jahre noch etwa 40 Mitglieder zählte, sind es derzeit gerade mal 15.
„Jeder kann sich heute eine Crossmaschine kaufen und damit über einen Feldweg fahren. Unter einem sportlichen Aspekt macht das aber kaum noch jemand“, bedauert Gerstendörfer. Es fehle einfach an Unterstützung. Während die LPGs und andere Betriebe den Motorsport früher förderten, interessierten sich heute immer weniger Menschen für wirklich ambitioniertes Motorradfahren.
Viele Ältere vermissen den Sound ihrer Jugend
Das sei schade, schließlich sei es besser, wenn die Jugend ihre Zeit draußen verbringe, als immer nur vor dem Smartphone zu sitzen, so Gerstendörfer. Wenn es um Mopeds geht, verfällt nicht nur er in Nostalgie.
Neben Kritik an der Leichtsinnigkeit junger Simme-Fahrer finden sich in den Facebook-Kommentaren zum Moped-Artikel viele wohlwollende Stimmen zu den alten Knatterrädern. „Simson ein Leben lang“ oder „einfach nur cool“ ist dort zu lesen, und auch vom „schönen DDR-Sound“ ist die Rede.
Dass gerade die alten DDR-Mopeds, insbesondere die Simsons, heute noch so beliebt sind, hat mehrere Gründe. „Die S51 ist ein sehr solides Moped“, bestätigt Werkstattbetreiber Gerstendörfer. Vor allem aber gilt für alle Mopeds, die während der DDR produziert wurden, eine Sonderregelung:
DDR-Oldtimer-Zweiräder haben Sonderstatus
Laut Einigungsvertrag zwischen der Bundesrepublik und der DDR sind Oldtimer-Zweiräder mit einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 60 Kilometer pro Stunde den Kleinkrafträdern gleichgestellt, können also ohne Motorradführerschein gefahren werden.
Für alle neueren Modelle gilt maximal Tempo 45. Das macht die alten Simsons auch für Nicht-Nostalgiker attraktiv. „Man bekommt mittlerweile bis auf Tanks eigentlich wieder alle Ersatzteile für die Dinger“, bestätigt Gerstendörfer. Das erhält den Kult um die alten Knatterräder am Leben. Und dem kann sich offensichtlich auch die hiesige Jugend nicht entziehen.