Altes Rathaus für Halle? Altes Rathaus für Halle?: Welche Probleme es beim Portal-Projekt nun gibt

Halle (Saale) - Das neue Jahr hat für die Bürgerinitiative „Historische Rathausseite Halle“ mit einer niederschmetternden Nachricht begonnen. „Eigentlich sollte im Oktober dieses Jahres der Nachbau des historischen Barockportals des Alten Rathauses Halles aufgestellt und zu den Feierlichkeiten der Deutschen Einheit eingeweiht werden“, so Ulrich Schröder, Vorsitzender des Vereins, der sich seit langem für den Wiederaufbau der historischen Rathausseite engagiert. Nun aber wird der Verein in seinem ehrgeizigen Vorhaben um Jahre zurückgeworfen.
„Bei Untersuchungen des Baugrunds auf dem Markt hat sich herausgestellt, dass an diesem Abschnitt eine wichtige Trinkwasserleitung entlangführt“, so Schröder. Die Errichtung des Nachbaus des Barock-Portals würde daher eine Verlegung dieser Hauptwasserleitung erforderlich machen. Experten der Stadtwerke sprechen bei der Lokalisierung der Leitung vom „Näherungsbereich des Portals“ - soll heißen, die Trinkwasserhauptleitung und mehrere kleinere Leitungen führen zwar nicht genau, aber eben in dem Bereich entlang, wo das Portal stehen soll.
„Dieser Standort folgt denkmalpflegerischen Erwägungen“
Geplant ist, das Portal genau an der Stelle des Originals, das nach dem Krieg zwar nur teilweise zerstört, aufgrund von kulturpolitischen Fehlentscheidungen aber bis 1950 abgerissen wurde, eingangs der Leipziger Straße, gegenüber dem Kaufhaus New Yorker, aufzustellen. „Dieser Standort folgt denkmalpflegerischen Erwägungen“, so Schröder. Daher komme eine Veränderung des Standorts nicht in Frage.
Der Verein indes gibt sich nicht geschlagen. „Wir haben Gespräche mit der SWH Hallesche Wasser und Stadtwirtschaft geführt, und die Verantwortlichen haben signalisiert, dass eine Verlegung der entsprechenden Wasserleitung möglich ist“, so Schröder. Allerdings kommen damit auf den Verein erhebliche Kosten zu. 150.000 Euro müssen nun zusätzlich zu den Kosten für die Errichtung des Portals in Höhe von 83.000 Euro aufgebracht werden, um das bereits weit fortgeschrittene Vorhaben umsetzen zu können - für den Verein ein herber Rückschlag.
„Das wird uns auch jetzt gelingen“
Entmutigen lassen wolle man sich davon nicht. Vielmehr ist Schröder sicher, dass der Verein auch diese Hürde nimmt. Schließlich hätten sich viele Bürger dieser Stadt an der Finanzierung der Steine für das prunkvolle Portal beteiligt. Die dafür benötigten 125.000 Euro seien relativ schnell durch Steinpatenschaften und andere Spenden zusammengekommen. „Das wird uns auch jetzt gelingen“, so der Vereinschef, wohl wissend, dass es in Zeiten von Corona schwieriger ist, Spenden einzuwerben.
So habe es 2020 sehr viel weniger Auftrittsmöglichkeiten für den Verein, der sich regelmäßig vor dem Ratshof und auf Großveranstaltungen wie Laternen- oder Fontänefest präsentiert, gegeben. „Daher bitten wir die Hallenser, uns auch jetzt tatkräftig zu unterstützen“, so Schröder, der betont, dass auf keinen Fall der städtische Haushalt belastet werde: „Wir finanzieren uns ausschließlich über Privatinitiativen und Spenden“.
Blickfang von der Leipziger Straße aus in Richtung Markt
Künftig soll das Portal mit seinen Säulen und Schmuckelementen, die zum Teil original erhalten sind, zum Teil unter anderem in der Steinmetzwerkstatt Olaf Korgers restauriert oder neu hergestellt wurden, ein Blickfang von der Leipziger Straße aus in Richtung Markt sein. Die schmucklose Rückseite wolle man begrünen und Bänke aufstellen, damit sich die Aufenthaltsqualität auf dem Markt verbessere, so Schröder, der nun mit einem Verzug um ein bis zwei Jahre rechnet.
››Mehr zum Vorhaben und zum Spendenaufruf auf halles-altes-rathaus.de (mz)

