Wohnwelten lichten den Möbel-Dschungel
Berlin/dpa. - Gut 40 verschiedene Esszimmer-Kombinationen in der einen Abteilung, 50 Schlafzimmer-Variationen in der anderen: Möbelkauf kann allein aufgrund der manchmal viel zu großen Auswahl eine anstrengende Sache sein.
Nicht zuletzt deshalb verabschieden sich immer mehr Geschäfte von der bloßen Aneinanderreihung zahlloser Einzelstücke. Stattdessen werden Sofas, Tischchen, Sessel, Kissen und andere Accessoires mit viel Liebe zum Detail in kompletten Wohnwelten arrangiert.
Auch wenn das eigene Wohnzimmer ganz anders geschnitten sein mag - diese so genannten Wohnbilder geben den Kunden Anregungen, wie sie bestimmte Dinge miteinander kombinieren können. «Das Angebot an Möbeln und Accessoires war noch nie so groß wie heute. Für Verbraucher ist es deshalb wichtig, eine Orientierung zu bekommen, wie man etwas gestaltet», sagt Ursula Geismann vom Verband Deutscher Möbelhersteller (VDM) in Bad Honnef.
«Für den Laien sind Wohnwelten eindeutig zugänglicher», bestätigt die Innenarchitektin Martina Schuh vom Einrichtungshaus Frick in Frankfurt/Main, das zum Verband der Creativen Inneneinrichter (CI) gehört. Durch die Arrangements fällt es leichter zu sehen, was zueinander passt.
Im Prinzip gibt es Wohnwelten schon lange, sagt Daniel Steps aus Berlin, stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes Berlin-Brandenburg des Bundes Deutscher Innenarchitekten (BDIA). Im Unterschied zu klassischen Schlaf- oder Esszimmer-Kombinationen werde heute jedoch der Zusammenhang zwischen einzelnen Möbelstücken über ein bestimmtes Thema hergestellt.
«Ich kann im chinesischen, japanischen, afrikanischen oder auch im Kolonial-Stil wohnen», erklärt der Innenarchitekt. «Und natürlich gibt es auch die Variante Provence und Skandinavien.» Eine bestimmte Farbe und eine Gefühlswelt gehörten immer dazu. Stilprägend seien dabei vor allem die Einrichtungsbeispiele in Wohn- und Frauenzeitschriften.
«Dass jemand so komplett ein Thema übernimmt, habe ich allerdings ganz selten gesehen», sagt Steps. Vielmehr ließen sich die Leute inspirieren und integrierten dann einzelne Elemente in ihre Einrichtung. «Man hat ja meistens auch schon eine ganze Menge Möbel und Accessoires zu Hause, die man nicht einfach wegwirft.» Für Martina Schuh macht gerade das Einbinden des Vorhandenen den Reiz des Einrichtens aus. «Es muss aber auch mal was weg», mahnt sie.
Und dafür gibt es keinen besseren Zeitpunkt als einen Umzug, so die Erfahrung von Moritz Isenberg von Stilwerk Living in Hamburg. Das Unternehmen baut und verkauft exklusive Wohnungen, unter anderem in der Hamburger HafenCity - falls gewünscht, auch mit Einrichtungsberatung. «Wir bieten die Möglichkeit, nur ein Sofa oder auch die komplette Einrichtung zu kaufen», erklärt Isenberg. Dass Kunden einrichtungstechnisch bei Null anfangen, sei allerdings sehr selten: «Zumindest ein Teil der Einrichtung wird immer mitgebracht.»
Damit Möbel, Accessoires, Teppiche und Vorhänge nicht zusammengewürfelt aussehen, rät Daniel Steps zur festen Ordnung: «Es gibt etwas, was ich herausstelle - es gibt etwas, was ich zurücknehme.» Herausgehoben werden könne etwa ein besonderes Bild oder ein bestimmtes Möbelstück. Alles andere bildet den Hintergrund.