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Bitte keine Schnappatmung! Was ist, wenn das Kind ohne Eltern Weihnachten feiern will?

Teenager wollen Weihnachten lieber mit der ersten Liebe feiern? Warum Loslassen manchmal die bessere Entscheidung ist – und wie Familien trotzdem zusammenfinden können, erklärt eine Familienberaterin.

Von dpa 11.12.2025, 12:33
Flexibilität an den Feiertagen sorgt für mehr Harmonie: Gemeinsame Rituale lassen sich auch außerhalb des Heiligabends gestalten.
Flexibilität an den Feiertagen sorgt für mehr Harmonie: Gemeinsame Rituale lassen sich auch außerhalb des Heiligabends gestalten. Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa-tmn

Maisach - Eltern von heranwachsenden Teenagern haben das schon erlebt oder müssen darauf gefasst sein: Spätestens wenn ihr Nachwuchs verliebt ist, würde er lieber mit Freund oder Freundin Weihnachten feiern als im gewohnten Kreis mit Mama, Papa, Oma, Opa und Co. 

Gehören Sie zu jenen Eltern, die bei diesem Ansinnen sofort Schnappatmung bekommen und das mit einem „Das kommt uns nicht in die Tüte“ reagieren?

Erziehungs- und Familienberaterin Kira Liebmann hält nichts von so einer pauschalen Reaktion. Sie rät Eltern stattdessen, in sich zu gehen und sich zu fragen: „Wie können alle Familienmitglieder Weihnachten eine schöne Zeit haben?“ Für die Gründerin der Akademie für Familiencoaching im bayerischen Maisach bringe es ja nichts, wenn ein 17-jähriger Teenager das ganze Fest über frustriert am Handy hängt oder sich ins Zimmer verzieht. Sie ist sich sicher: „Keine Eltern wollen ihr Kind unglücklich sehen.“

Ob man dem Wunsch des Kindes nachkommt, in der Familie von Freund oder Freundin mitzufeiern, sollte man auch nicht von einem bestimmten Alter abhängig machen. Auch wenn es einen zunächst traurig mache, ohne das Kind zu feiern, helfe der Gedanke: Wenn ich es jetzt ohne Druck oder Theater ziehen lasse, kommt es freiwillig zurück. Und vielleicht ist es ja ein Jahr später genau umgekehrt.

Warum nicht mal den 4. Advent als großes Familienfest zelebrieren? 

Manchmal helfe auch ein Kompromiss wie Bescherung hier und Essen dort nicht weiter. So gibt es auch Konstellationen, etwa wenn die Familie über die Feiertage verreisen will oder die Familie des Freundes oder der Freundin, wo das eigene Kind mitreisen könnte. „Dann könnte man doch den 4. Advent nutzen und ein schönes Familienzusammensein mit allen planen, was dem Heiligabend nahe kommt - vom gemeinsamen Frühstück bis zur Bescherung unterm Tannenbaum“, schlägt Liebmann vor.

Überhaupt plädiert die Familienberaterin dafür, mal ehrlich zu hinterfragen wie und mit wem man am liebsten die Feiertage verbringen möchte: „Wem will ich da gerecht werden oder es recht machen - mir oder anderen?“ Oft spiele das Klischee von der großen heilen Familie aus der Werbung eine zu große Rolle. Da säßen alle friedlich zusammen. Wie viel Stress dahintersteckt, sähe man nie. „Dabei geht es oft entspannter, wenn man nicht all die Erwartungen und Wünsche anderer erfüllt, sondern die eigenen - und wenn es die sind, den ganzen Heiligabend im Schlafanzug zu chillen.“