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Vermehrung Vermehrung: Nachschub aus eigener Ernte

Von Eva Dignös 28.08.2007, 07:10
Eine Hummel sitzt auf einer gelb leuchtenden Sonnenblume. (Foto: ddp)
Eine Hummel sitzt auf einer gelb leuchtenden Sonnenblume. (Foto: ddp) ddp

Bonn/ddp. - Vor allem einjährige Pflanzen eignen sich.

Meist erspart man den Pflanzen die kräftezehrende Arbeit derSamenbildung. «Grundsätzlich sollte man natürlich Verwelktesabschneiden, damit die Pflanzen Kraft für neue Blüten haben», sagtFranz Beckers von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen inBonn. «Aber es ist eine spannende Sache, die eine oder andere Blütestehen zu lassen und den Samen zu ernten.»

Experimentierfreude und eine Portion Geduld sollte man mitbringen,wenn man sich an der Pflanzenvermehrung durch Samen versucht. «Dasgilt für Samen aus dem Tütchen und Samen aus eigener Erntegleichermaßen», sagt Wolfgang Hensel, Botaniker und Autor zahlreicherGartenbücher (u.a. «Gartenglück. Schritt für Schritt zumpflegeleichten Garten», GU, 2007). Ist es zu nass oder zu trocken, zukalt oder zu warm, geht die Saat oft nicht auf. Für weitere Verlusteim Anzuchtbeet sorgen Schnecken und anderes gefräßiges Getier.

Auf der Haben-Seite stehen die geringeren Kosten, verglichen mitJungpflanzen aus dem Gartenmarkt. Auch für Kinder ist es einbesonderes Erlebnis zu beobachten, wie aus dem kleinen Samenkorn einePflanze heranwächst. Gartenfachmann Hensel empfiehlt Einsteigern, fürdie erste Blumen-Generation auf gekaufte Blumensamen zurückzugreifen:«Dann kann man davon ausgehen, dass sich die Blumen über Samenvermehren lassen, und man hat gleich alle Informationen für dierichtige Anzucht.» Die größte Vielfalt bieten Wild- undSommerblumenmischungen.

Leicht vermehren lassen sich beispielsweise Ringelblumen, Mohn,Sonnenblumen, Wicken oder Lupinen. Auch von Tagetes oder Königskerzenkann man den Samen ernten. «Ungeeignet sind allerdingsHybrid-Züchtungen», betont Hensel. Man erkennt sie an der Bezeichnung«F1-Hybride» oder «F2-Hybride». Sie sind eine Kreuzung zweier Artenmit dem Ziel, besonders widerstandsfähige oder reich blühendePflanzen zu züchten. In den Samen spaltet sich das Erbgut dann jedochwieder auf: Entweder enthält es die Erbinformationen der «Mutter»-oder der «Vater»-Pflanze. «Bei Stiefmütterchen lässt sich das gutbeobachten», erläutert der Botaniker. Bei Gartenstiefmütterchenhandelt es sich meist um eine Kreuzung der robusten heimischenMärzveilchen mit einer exotischen Veilchenart. Sät man ihre Samenwieder aus, wird kein einziges Stiefmütterchen wachsen. Stattdessengibt's jede Menge Märzveilchen im Garten, während die exotischeVeilchenform unter den hiesigen Bedingungen eingeht.

Wenn die Körner dunkel und trocken sind, ist Erntezeit fürBlumensamen. «Bei Hülsenfrüchten, beispielsweise Feuerbohnen, kannman das gut erkennen», erläutert Hensel. Die Schoten werden trocken,und wenn sie aufplatzen, ist der Samen reif. Unproblematisch sindauch Mohnblumen. «Die Kapsel öffnet sich, indem der obere Deckelabfällt», erläutert Franz Beckers. Bei vielen anderen Blumen hat manden richtigen Erntezeitpunkt schnell verpasst. «Man kann aber einigeStängel abschneiden, in die Vase stellen, ein Tuch darunter legen undabwarten, bis die Samen herausfallen», sagt Hensel. Bei Sonnenblumenkonkurriert man mit den Vögeln um die Samen. «Am besten bindet manein dünnes Tuch um die Blüte und wartet, bis sich die Samen lösen undhineinfallen», sagt Beckers.

Bevor man die Samenkörner verpackt, lässt man sie noch einige Zeitim Haus auf Küchenpapier nachtrocknen. «Die Körner müssen wirklichrappeltrocken sein, sonst ist die Gefahr zu groß, dass dieallgegenwärtigen Pilzsporen auskeimen», erläutert FachbuchautorHensel. Verpackt werden sie in Papiertüten. Jahrelang hält Saatgut,wenn es eingefroren wird: «Als Gefäße eignen sich Filmdöschen»,erläutert Hensel. Ganz gleich, ob im Tiefkühlschrank oder in der Tüteim Kellerregal: Man sollte nicht vergessen, die Samenernte zubeschriften. Sonst geht im kommenden Frühjahr das Rätselraten los,aus welchem Körnchen welche Blume sprießt.