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Unsauberkeit bei Katzen liegt oft an Stress

Von Rebecca Müller 19.06.2008, 07:47

Wetzlar/Ostfildern/dpa. - Katzen sind sehr reinliche Tiere, und im Normalfall benutzen sie ihre Toilette. Es kann aber vorkommen, dass sie plötzlich den Teppich oder sogar die Badewanne als stilles Örtchen auswählen.

Ursache dafür kann eine Krankheit sein - in vielen Fällen aber auch Stress. Um herauszufinden, woran es liegt, muss der Halter sein Tier genau beobachten. Manchmal steckt etwas ganz Simples dahinter: Der Katze behagt ihr stilles Örtchen nicht. «Manche Tiere mögen den Geruch von parfümierter Katzenstreu nicht, wieder andere stören sich an einem Deckel auf dem Klo», sagt Katrin Umlauf vom Deutschen Tierschutzbund in Bonn. In solchen Fällen ist schnell Abhilfe geschaffen.

Oft werden Katzen aber unsauber, weil sie gestresst sind. Viele nennen das «Protestpinkeln» - zu Unrecht: «Das Verhalten, das als Protest eingestuft wird, hat meist handfeste Ursachen.» Die Katzen wollten ihre Halter nicht einfach ärgern, sondern bauen so ihren Stress ab. «Menschen in einer ähnlichen Situationen würden vielleicht an ihren Fingernägeln knabbern.»

Die Auslöser können ganz unterschiedlich sein, aber gewisse Muster gibt es: «Meist tritt es nach einer Veränderung der Lebensumstände auf», sagt Katrin Umlauf. Das kann ein neuer Partner sein oder ein Baby. Vielleicht hat der Halter in der Wohnung aber auch nur Möbel verrückt. «Manchmal kann schon eine geschlossene Tür, die vorher immer geöffnet war, eine Katze aufregen.»

Einen speziellen Fall, aber keine Seltenheit, stellen Katzen dar, die sich bedroht fühlen. Sie wollen durch das Pieseln ihr Revier markieren. «In diesem Fall pinkeln Katzen meist an senkrechte Flächen an prominenten Stellen in der Wohnung», erläutert Ursula Breuer. Dabei setzen sie meist so geringe Mengen Urin ab, dass die Menschen erst durch den Geruch darauf aufmerksam werden.

Was tun, damit die Katze wieder zuverlässig zu ihrem Katzenklo tapert? «Damit das unerwünschte Verhalten aufhört, genügt es oft, die Veränderungen rückgängig zu machen und dem Tier viel Aufmerksamkeit und Zuwendung zu schenken», sagt Katrin Umlauf.

Veränderungen rückgängig machen, das geht bei einem umgestellten Schrank, aber freilich nicht, wenn der Halter ein Baby bekommen oder einen neuen Partner hat. Fühlt sich die Katze dann hartnäckig nicht wohl, hilft nach Ursula Breuers Worten letztlich nur, ihr ein neues zu Hause zu suchen. Kurzfristig könnten Katzen zwar auch mit Hilfe von Psychopharmaka behandelt werden. «Aber man sollte damit nicht versuchen, ein Tier für eine bestimmte Situation passend zu machen.»

«Es kommt aber auch vor, dass Tierhalter den Stressauslöser nicht erkennen», sagt die Tierärztin Heidi Bernauer-Münz aus Wetzlar. Dann kann es sich empfehlen, einen zum Tiertherapeuten ausgebildeten Tierarzt hinzuziehen. Ein Außenstehender erkenne schneller, wo das Problem liegt, berichtet Ursula Breuer aus ihrem Arbeitsalltag.

Sie empfiehlt den Gang zum Veterinär ohnehin - denn vielleicht ist die Ursache des Problems ja doch eine Krankheit: «Bei Harnsteinen oder Verstopfung meiden Katzen manchmal ihre Toilette, weil sie mit diesem Ort Schmerzen verbinden», erklärt Ursula Breuer.

Unabhängig davon, ob sein Tier krank oder gestresst ist, muss der Halter eines beachten: Er darf den Ort, an dem die Katze sich erleichtert hat, nicht mit Reinigungsmittel saubermachen, das Ammoniak enthält. «Katzen pinkeln besonders gern an Orten, wo es nach Ammoniak riecht. Das hat dann eher einladende Wirkung», erklärt Breuer. Sie empfiehlt deshalb Essigwasser.

INFO: Stress führt nicht nur zu Unsauberkeit

Unsauberkeit ist nicht das einzige Mittel, mit dessen Hilfe Katzen auf Stress reagieren: «Manche Tiere werden aggressiv, andere neigen eher zu Depressionen», sagt Heidi Bernauer-Münz, Tierärztin aus Wetzlar. Im zweiten Fall sitzt die Katze nur noch in einer Ecke oder auf einem Schrank und nimmt nicht mehr aktiv am Leben teil. «In schlimmen Fällen von Stress lecken sich Katzen manchmal so lange, bis sie stellenweise kahl sind.» Schimpfen bringt dann wenig - ganz im Gegenteil: Es kann das Problem der Expertin zufolge sogar noch schlimmer machen.