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Sport in der Familie Sport in der Familie: Eltern und Kinder in Bewegung

Von Andreas Heimann 06.09.2006, 17:18

Hamburg/Köln/dpa. - Gegen halb zehn füllt sichdie Halle mit einem Haufen Kindern und ihren Vätern. Denn das Angebotdes Sportvereins ATV Altona in Hamburg richtet sich ausschließlich anMänner und ihren Nachwuchs. «Väter halten sich aus der Erziehung ja sonst oft weitgehend raus», sagt Döscher, der das Vater-Kind-Turnenleitet. «Hier können sie sich mal richtig um die Kleinen kümmern.»

Die jüngsten Knirpse sind erst gut ein Jahr alt, andere schon fünfoder sechs - Sport mit Papa finden sie alle toll. «Die sindbegeistert», sagt Döscher, auch weil die Väter während der Woche oftwenig Zeit für gemeinsame spielerische Aktivitäten haben. «Und fürviele Väter ist es schön, mal wieder einen Ball in die Hand zu nehmenoder Frisbee zu spielen.» Der Landessportbund der Hansestadt hat dasAngebot, das auch Nicht-Vereinsmitgliedern kostenlos offen steht, imvergangenen Jahr ausgezeichnet.

«Auch weil es meistens die Mütter sind, die mit kleinen Kindernzum Sport gehen», sagt Dagmar Adamczewski vom LandessportbundHamburg. «Es gibt aber immer mehr Angebote für Väter mit Kindern»,berichtet die Diplom-Sportwissenschaftlerin. «Da kann auch Papa malerleben, wie es ist, wenn die Kleinen in der Halle rumzicken.» Dassgemeinsame sportliche Aktivitäten - egal mit welchem Elternteil - zubegrüßen sind, da sind sich die Experten einig.

Vor allem, wenn der Nachwuchs noch kurze Beine hat, begleiten ihnEltern in die Sporthalle: «Das boomt», sagt Helga Kleinhaus-Sommervom Landessportbund NRW in Duisburg. Eine Befragung bei Vereinen undMitgliedsverbänden aus dem vergangenen Jahr bestätigt das: Angebotegerade für Eltern mit kleinen Kindern seien «der Renner».

Nur in Ausnahmefällen ist die ganze Familie zusammen auf dem Platzoder in der Halle. In der Regel zieht Mama oder Papa mit einem odermehreren Kindern alleine los. «Das hat den Vorteil, dass der anderePartner etwas für sich tun und zum Beispiel selbst zum Training gehenkann», sagt Dagmar Adamczewski.

Der gemeinsame Spaß am Sport ist jedoch häufig zeitlich begrenzt:«Für Kinder ab sechs werden Trainingsformen wichtiger, bei denenEltern nicht mehr dabei sind», sagt Kleinhaus-Sommer, «egal ob dasKarate ist oder Fußball.» Das hat nicht nur damit zu tun, dass Kinderab dem Grundschulalter schon sicherer auf den eigenen Beinen stehenund viele Übungen locker hinbekommen, für die Knirpse nochUnterstützung brauchen. «Ein 13-Jähriger möchte einfach nicht, dasssein Papa immer dabei ist, wenn er Sport macht.» Aktivitäten mitEltern seien in dem Alter schlicht uncool, ergänzt Adamczewski.

Aber auch ganz pragmatische Gründe verhindern, dass Eltern undKinder regelmäßig gemeinsam Sport machen: «Das ist oft einZeitproblem», sagt Kleinhaus-Sommer. «Wenn Eltern erst abends zumTraining können, ist das häufig nicht machbar.» Diese Einschätzungteilt auch Carsten Kruse von der Sporthochschule Köln: «Wenn Elterngefragt werden, sagen sie häufig, sie würden gerne mit ihren Kindernzum Sport gehen - wenn sie die Zeit hätten.» Oft fehle diese aber.

Die Bereitschaft, sich zu engagieren, wenn der Nachwuchs nochklein ist, sei aber da. «Da fehlt sogar manchmal das rechte Maß.Viele Eltern lassen ihre Kinder dann gar nicht alleine zum Sport undhaben schon Angst, wenn sie nur mal hinfallen.» Einerseits könne esfür kleinere Kinder durchaus wichtig sein, von ihren Eltern aufgebautund motiviert zu werden, wenn sie etwas nicht hinbekommen. «Aber manmuss ihnen andererseits auch etwas zutrauen.»

Viele Vereine bieten inzwischen neben festen Trainingszeiten auchKurse an, die sich beispielsweise auf die Wochenenden beschränken undnur über wenige Termine gehen. Sportarten, die für Kinder und Elternin Frage kommen, gibt es mehr als genug: Gemeinsames Inlineskaten istgenauso wenig ein Problem wie Schwimmen.

«Aber auch beim Wandern legen die Familien zu», sagt DagmarAdamczewski. «Erlebniswandern, bei dem man Flora und Fauna entdeckenkann, wird immer beliebter.» Und auch Golfen sei längst ein Sport,bei dem nicht nur Manager, sondern auch Teenager zum Schläger greifenund ihren Eltern zeigen, wie richtig eingelocht wird.

Der gemeinsame Sport hat klare Vorteile: «Das gibt einfach einbesonderes Gemeinschaftsgefühl», sagt Kleinhaus-Sommer - und dieChance, zusammen etwas dazuzulernen. Gerade beim Sport können Kinderaußerdem erleben, dass ihre Eltern auch nicht alles können. DieKleinen verlangen allerdings gar keine olympiareifen Leistungen,hat Lars Döscher beim Vater-Kind-Turnen beobachtet: «Wie gut ihrVater das macht, ist für die Kinder nicht wichtig.»