Sommerjacken Sommerjacken: Leichter Schutz vor plötzlichen Wolken
Köln/Frankfurt/Main/dpa. - Vormittags knallte die Sonne noch grell durch die Bürofenster, auf dem Weg nach Hause am Nachmittag beginnt es dann plötzlich zu regnen: Das Sommerwetter in Deutschland gilt nicht gerade als ausgesprochen zuverlässig. Wer dem Sonnenschein nicht traut, der packt deshalb auch bei blauem Himmel eine Jacke ein. Die Bandbreite an leichten Exemplaren reicht in diesem Sommer vom klassischen Mantel in Beige oder Hellblau über robuste Parkas für Großstadtabenteurer bis hin zum Fernost-Stil. Besonders gefragt ist jedoch alles Sportliche.
«Der sportliche Charakter ist deutlicher geworden und hat den früheren Casual-Style endgültig abgelöst», beobachtet Gerd Müller-Thomkins, Geschäftsführer des Deutschen Instituts für Herrenmode (DIH) in Köln. Dabei gehe es hin zum «Used-Look» - alles sieht ein bisschen abgenutzter und rustikaler oder «authentisch» aus, wie es in der Sprache der Modeschöpfer heißt.
Die Herren lieben dabei die funktionellen Details der Jacken, heißt es beim DIH. Männer wollen also nicht nur wie Indiana Jones aussehen, sondern auch ähnlich expeditionstauglich sein: Etwa mit Jacken aus leichten, atmungsaktiven Materialien, am liebsten gleich mit imprägniertem Fleckenschutz. «Gürteljacken, Parkas und Kurzmäntel fallen durch vielfältige Taschen und Funktionselemente auf», so Müller-Thomkins. Dazu zählten Zip-Verschlüsse, aufgesetzte Taschen und Handstich-Nähte.
Auch bei Damenblazern und -blousons dominieren sportliche und rustikale Elemente. Baumwollstretch und Blousons mit Details wie Stehkragen, Gürtel, aufgesetzten Taschen und Ärmelaufschlägen zeigt etwa das Unternehmen Ouì aus München. Bei den Farben dominieren klassische Blau- und helle Grüntöne sowie viel Beige. Auffallend sei in diesem Sommer vor allem der Trend zu Khaki-Farben, so Silke Emig von der in Frankfurt erscheinenden Fachzeitschrift «TextilWirtschaft».
Ein Achtziger-Jahre-Revival sieht Indra Gabriel von der Pressevertretung des italienischen Bekleidungsherstellers Stefanel in Hamburg - «mit Satin-Material, kurzen Blousons und zum Glück nur angedeuteten Schulterpolstern.» Bei den Herrenjacken geht es ebenfalls immer seltener ohne Achtziger-Jahre-typische Reißverschlüsse und Nieten, so Müller-Thomkins. «Oversized-Jacken stehen für diesen Trend», erklärt Emig. Bei den aktuellen Damenjacken der Bekleidungskette Hennes & Mauritz finden sich zudem Stickereien und Blumendrucke. «Verschwunden sind die Puffärmel», sagt Susan Wolf, Showroom-Leiterin des Unternehmens in Hamburg.
Neben dem Achtziger-Retro-Look werden auch Elemente aus den fünfziger Jahren aufgenommen, hat Stefanel-Sprecherin Gabriel beobachtet. Bei den Sommerjacken zeige sich dies im taillenbetonten Schnitt. Zurück zur «androgynen Frau der dreißiger Jahre» wollen die Designer des italienischen Unternehmens Cerruti mit Deutschlandsitz in München: Mäntel aus Wildleder und imprägnierter Baumwolle sowie feiner Tweed sollen diesen Stil deutlich machen.
Wer nicht zurückblickt, schaut Richtung in Fernost. Vom China-Look wird beispielsweise bei H&M gesprochen: «Statt Knöpfen gibt es etwa Häkchen», so Wolf. Die Kollektion der Damenjacken der Designerin Evelin Brandt aus Berlin soll gar von japanischer Kultur und Zen-Buddhismus inspiriert sein. «Asymmetrische Tops, Ausschnitte in Knoten-Optik und luftige Kleider» sollen «durch die Harmonie der Formen Ruhe und Ausgeglichenheit» ausstrahlen, heißt es dort. In der Cerruti-Kollektion findet sich unter anderem eine Leinen-Kimono-Jacke aus Japan, kombiniert mit einem Sarong aus Indonesien - also einem um die Hüfte geschwungenen Rock.
Es geht aber auch ein bisschen traditioneller: «Geradlinig geschnittene und schnörkellose Kurzmäntel sind diesen Sommer angesagt», so Ute Lentfer vom Otto-Versand in Hamburg. Bei den Lederblousons sei glattes Leder gefragt.
Fortsetzen wird sich im Sommer der Parka-Trend: Gefragt sind «lange lässige Parka-Typen mit einem Tunnelzug in der Taille», so Silke Emig. Modisch nichts verkehrt gemacht werden kann aber auch dieses Jahr wieder mit dem absoluten Klassiker: Die Jeansjacke zählt nach wie vor zu den Favoriten der Modeexperten - diese Saison «vor allem in ausgewaschen Farben», so Indra Gabriel.
