Schmuck Schmuck: Echte Kerle zieren sich
Halle/MZ. - Vorbei die Zeit, als Vaters Schmuckfach nur Ehering, Manschettenknöpfe und Krawattennadel barg. Der Mann von heute steht zu seiner Eitelkeit, schmückt sich an Hals und Fingern, Ohren, Armen und nutzt es nicht zuletzt auch dazu, Wesensarten und Leidenschaften effektvoll in Szene zu setzen.
Seine Lust auf Abenteuer zeigt "Mann" am Handgelenk: Drahtseile aus hochwertigem Edelstahl in kühl maskulinen, schlicht eleganten Verarbeitungen wie von Brosway, Montegiorgio / Italien, oder Stütz, Linz / Österreich, erinnern an Seefahrt, in massives Silber gefasstes Antilopenhorn und Giraffenhaar von Luxenter, Madrid / Spanien, an exotische Jagdsafaris.
Inspiriert von sachlich-geometrischen Formen mechanischer Elemente ist eine neue Herrenkollektion, die die Xen GmbH, Rheine, vom 6. bis 8. September bei der Leipziger Uhren- und Schmuckfachmesse Midora präsentiert. Armbänder, -reifen, Ringe, Manschetten- und Krawattenschmuck bestehen aus feinstem Edelstahl und sind teils mit Brillanten, Gelbgold, schwarzer Jade oder Keramik kombiniert. Matt glänzend, glatt oder gerillt, spielen die eleganten Kraftpakete mit der männlichen Lust, Technik zu beherrschen.
Auch bei der neuen Herrenkollektion "Men's fashion" von der Carl Engelkemper GmbH aus Münster dreht sich alles um Edelstahl - laut Geschäftsführer Guido Abeler "das" Material für Männerschmuck: "Es ist cool und strapazierfähig, in Kombination mit Karbon, Lack, Kautschuk, Kokusnussholz, Zirkonia oder Hämatit ein echter Hingucker - ganz gleich, ob die Formen straff geometrisch, verspielt oder von fernöstlicher Symbolik inspiriert sind." Einen besonderen Trend dieses Jahres sieht der Schmuckexperte in den Kombinationen mit rotgoldfarbenen und schwarzen Beschichtungen.
Puristische und funktionsgerechte Formen kennzeichnet die aktuellen Linien der Teno Heinz Schwarz GmbH, Pforzheim. Dominiert von der nüchternen Klarheit des Metalls, fügen sich Edelstahl, Leder und Kautschuk, ja selbst klassische Schmuckzutaten wie Gold und Diamanten zu einem maskulinen Design-Erlebnis zusammen. Nicht weniger wirkungsvoll werden Werkstoffe wie Silber, Platin und Titan eingesetzt, aber auch Ebenholz oder künstliche Stoffe wie Carbon oder Tungsten. Beliebte Ideenquellen sind Mechanik und Architektur. Die Produktpalette reicht vom Fingerring über Hemdkragenclips bis zu Schlüsselanhängern und Geldscheinklammern.
Männerschmuck ist trendy, aber längst keine Erfindung der Neuzeit. Wenn auch sicher zuerst aus spirituellen Gründen, waren es vor mehr als 100 000 Jahren Männer, die aus Muscheln, Schneckenhäusern, Federn, Zähnen, Knochen, die ersten Schmuckstücke der Menschheit schufen - und trugen. Mit den Trophäen erlegter Tiere verschaffte sich ein steinzeitlicher Jäger Ruhm und Ansehen.
Später waren es Geschmeide aus kostbaren Materialien, die Macht und Reichtum ausdrücken sollten. Je mehr, je teurer ein Adliger, Feldherr oder Kaufmann dekoriert war, umso mehr wollte er sich von der Masse abheben. "Daran hat sich bis heute nicht viel geändert", meint der Dessauer Kunsthistoriker Dr. Carl Ludwig Fuchs. Auch heute demonstriere man mit Schmuck gesellschaftliche und berufliche Potenz.
Mit der Französischen Revolution, die männlichen Schmuck als Bekenntnis zur Aristokratie verpönte, war es vorbei mit glamourösen Statussymbolen. Erst in den 1920er Jahren sah man wieder maskulinen Zierrat, der bei den Nazis absolut tabu war. Schließlich brachten in den 70ern die Hippies, in den 80ern die Rocker, Punks und Popper den Männerschmuck auf Bühnen, Leinwände und Laufstege, wo er seither nie mehr ganz verschwand.