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Rückkehr eines Klassikers Rückkehr eines Klassikers: Das Sideboard steht wieder in den Wohnzimmern

Von Sandra Hoffmann 02.02.2004, 18:27

Bad Honnef/dpa. - Schwingende Glockenröcke, Vichy-Karos und Ballerinas: Die fünfziger Jahre dienten den Modedesignern als eine der wichtigsten Inspirationsquellen für ihre aktuellen Frühjahrskollektionen. Und scheinbar nicht nur ihnen - denn auch im Wohnbereich feiert ein typisches Einrichtungsstück aus dieser Ära derzeit sein Comeback. Das Sideboard kehrt in die Wohnzimmer zurück, mal in High-Tech-Ausführung, mal als Neu-Auflage eines Klassikers.

Seine Wiederentdeckung verdankt das Sideboard zu großen Teilen dem Abschied von der traditionellen Schrankwand. Denn von diesen Wohnzimmerungetümen wollen vor allem jüngere Möbelkäufer nicht mehr viel wissen. «Gefragt sind mehr Offenheit und filigranere Möbel», beschreibt Helmut Lübke, Vorsitzender des Verbandes Deutscher Möbelhersteller (VDM) in Bad Honnef, die Entwicklung.

«Die große Wand, die geschlossene Front ist nicht mehr gefragt - stattdessen werden Side- oder auch die niedrigeren Lowboards gekauft», hat Tom Burisch vom Hersteller Montis aus Dongen in den Niederlanden beobachtet. «Es gibt keine Schrankwände von links nach rechts mehr», bestätigt Irene Fromberger von der Pressevertretung des Unternehmens Rolf Benz in Nagold (Baden-Württemberg). Stattdessen werde nach einzelnen Möbelstücken gesucht, die individuell einsetzbar sind und die - wenn es sich um ein kostspieliges Stück handelt - nicht nur diverse Umzüge überleben, sondern sogar «gerne weitervererbt werden».

Verbraucher stehen dabei vor der Wahl, ob es ein besonders auffälliges Einzelstück sein soll oder eher ein zeitlos-schlichtes Exemplar. In die zweite Kategorie fällt beispielsweise «Frame» von der Firma Pastoe aus Utrecht in den Niederlanden. «Das Sideboard basiert auf einem Entwurf aus den fünfziger Jahren», sagt Helga Hertsig von Pastoe. Für die limitierte Neuauflage sei das fast 50 Jahre alte Original überarbeitet und auf einen zeitgemäßen Stand gebracht worden. Jetzt liegt der minimalistisch gestaltete und 2,70 Meter lange Korpus auf einem filigranen Gestell aus rechteckigem Stahlrohr, das über höhenverstellbare Füße und eine Spannkonstruktion verfügt, die zur Lastenregulierung dient.

Selbst auf Griffe wird bei dem gänzlich schnörkellosen Sideboard der Firma MDF aus Mailand verzichtet. «Die Schubladen und die Schiebetüren öffnen sich automatisch», so Lucia Legé von MDF. Durch eine besondere Konstruktion reicht ein leichter Druck mit den Fingerspitzen, und die Lade fährt langsam aus.

Solche technischen Eigenschaften bestimmen für Irene Fromberger entscheidend den Wert eines Sideboards mit: «Von außen klassisch-zeitlos, innen hochwertig gestaltet», beschreibt sie das ideale Kastenmöbel. Neben einem automatischen Einzug mit Stoßdämpfern finden sich in der Möbel-Oberklasse im Inneren viele Extras wie zum Beispiel Flaschenhalter oder integrierte Dosen.

Bei dem mit Glastüren versehenen «Volare» von der Firma team by wellis aus Willisau in der Schweiz kommt zu solchen Accessoires noch die Möglichkeit einer besonderen Beleuchtung: Neben weißem Licht gibt es auch einen Farbmodus, wie Heidi Bucher von team by wellis erklärt. «Das Licht wechselt die Farbe und kann angehalten werden, wenn der Ton der Stimmung entspricht.» Die Lichtschiene ist unmittelbar hinter der Schiebetür und nicht wie oft üblich im hinteren Bereich angebracht - so kann das Licht ungehindert durch die Türen scheinen, auch wenn das Möbel mit Geschirr, Büchern und anderen Dingen vollgepackt ist.

Wie eine Mischung aus Zukunfts-Design und Retro-Look wirkt dagegen das Sideboard aus der Kollektion «Paessagi italiani» des Unternehmens Edra aus Perignano (Italien). Die geschwungenen Formen erinnern an die fünfziger Jahre, die Materialien haben jedoch High-Tech-Anmutung: Unter anderem kommen Acrylglas, Stahl und Aluminium zum Einsatz. Farblich besteht fast gänzlich freie Wahl: Zu 75 Standardfarben sowie jeweils vier Metallictönen und irrisierenden Farben kommt noch eine verspiegelte Version - für eine Spur von Weltraumatmosphäre im Wohnzimmer.