Silvester in Köln Silvester in Köln: Kommen nach den Überfällen nun weniger Touristen nach Köln?

280.000 Besucher und Reisende zählt der Kölner Hauptbahnhof täglich - und ausgerechnet dort, wo Touristen in der Domstadt ankommen, wurden Frauen sexuell belästigt, womöglich sogar vergewaltigt. Große Bahnhöfe ziehen Kriminalität an. Doch nach den Übergriffen auf Frauen in der Silvesternacht stellt sich in Köln manch einer die Frage, was diese eigentlich für das Image der Stadt am Rhein bedeuten.
Josef Sommer jedenfalls ist besorgt: Der Geschäftsführer von Köln Tourismus kann nicht verhehlen, dass er befürchtet, dass der ein oder andere Gast Abstand von seiner geplanten Reise nehmen will - oder vielleicht besser erst 2017 zum Karneval kommt als in gut einem Monat. Zurzeit erreichen die Organisation ihm zufolge Hunderte Anrufe und Mails von besorgten Touristen oder Reiseveranstaltern.
Viele Touristen sind verunsichert
„Man kann schon sagen, dass zwei Drittel der Gäste sehr besorgt sind, ob sie eine Köln-Reise noch antreten können, und ein Drittel schon artikuliert, dass es von einer Köln-Reise Abstand nimmt“, sagt Sommer. Er führt diese Aussage auf die zahlreichen Anfragen zurück. Ob tatsächlich bereits Reisen oder Hotelbuchungen storniert worden seien, könne er nicht sagen. Aber: „Es ist natürlich im Moment durch die hohe Aufmerksamkeit die Sorge vorherrschend, dass das wirklich ein gewaltiger Schaden für das Image ist.“
Die Ausschreitungen dürften für den Tourismus in der Stadt eine nicht zu unterschätzende Gefahr darstellen, heißt es im Branchenmagazin „BizTravel“. Schließlich berichteten auch ausländische Medien über die Übergriffe auf Frauen - das „Wall Street Journal“ brachte Köln sogar auf einer der letzten Titelseiten. Die Berichte gehen also nicht an potenziellen Köln-Besuchern aus dem Ausland vorbei, argumentiert „BizTravel“ - und könnten Angst auslösen.
Kriminalität nicht nur in Köln hoch
„Das waren ganz schlimme, zu verabscheuende Vorfälle in Köln“, sagt der Sprecher des Deutschen Reiseverbands (DRV), Torsten Schäfer. „Auswirkungen auf den Tourismus dürften sich daraus aber nicht ergeben.“ Köln ist schließlich nicht die einzige Stadt, die Touristen lockt und zugleich eine verunsichernde Kriminalitätsstatistik hat. Schäfer verweist auf den Berliner Alexanderplatz: Von diesem Touristen-Hotspot sei bekannt, dass es dort auch immer wieder zu Messerstechereien komme. Und dennoch jage in der Hauptstadt ein Besucherrekord den nächsten.
Auch Köln habe 2013 und 2014 seine Besucherzahlen enorm steigern können. „Ich glaube auch, dass das für 2015 gilt“, sagt Schäfer. Und allen bisherigen Vorhersagen nach dürfe das auch für dieses Jahr gelten - trotz der Ereignisse.“
Köln Tourismus will die Gäste nun beruhigen. „Die klare Botschaft ist: Wir sind ein sicheres Reiseziel, Köln wird auch ein in Zukunft ein sicheres Reiseziel sein“, sagt Sommer. So schlimm die Ereignisse in der Silvesternacht gewesen seien und so verständlich die Wahrnehmung dieser sei - sie änderten nichts daran, dass Tausende Gäste Tag für Tag sicher in die Stadt und auch sicher wieder nach Hause kämen. „Das war sicher ein Ausnahmeereignis, das hoffentlich so sich nicht wiederholen wird.“
(dpa)