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Kuba Kuba: Wellness nach Wellenbad

Von ARNO FRANK ESER 28.04.2011, 17:25

Halle (Saale)/MZ. - Lang hat er angehalten, der große Kuba-Boom rund um die Helden des Buena Vista Social Club. Er war ja auch zu schön, der wahr gewordene Traum von der späten Weltkarriere, der sich mehr oder minder zufällig für eine Hand voll kubanischer Musiker erfüllte. Jetzt, nachdem die Kuba-Welle abgeflaut ist, setzen Tourismus-Manager auf Wellness, Anti-Aging, Gesundheitstourismus im Allgemeinen. Ich quartiere mich im Gesundheitszentrum San Diego de los Baños im Westen der Insel ein.

Nach ein paar Vorgesprächen werde ich an Valvidia weiter geleitet. Die Masseurin ist klein und zierlich, aber sie hat Hände wie aus Stahl. Entschlossen greifen ihre Finger um meinen Hals. Der Raum ist dunkel und kalt. Ich höre meinen Herzschlag. Und Valvidias schweren Atem. Ihre Hände wandern in Richtung meiner Schulterblätter und greifen entschlossen zu. "Das sind die Partien, die bei dir am meisten verspannt sind." Ich lasse sie gewähren.

San Diego ist ein wunderbar kleiner und verschlafener Ort in der Nähe der großen Tabakplantagen von Pinar del Rio, ungefähr eineinhalb Stunden von Havanna entfernt. Nur 3 700 Einwohner, etliche Eselskarren in Zeitlupentempo, spielende Kinder. Aber San Diego hat etwas, was andere kubanische Orte nicht haben, nämlich Heilquellen. Im Jahr 1632 hat man sie entdeckt, kurz darauf kamen die ersten Kranken. Seit 1844 gibt es einen regelmäßigen Gesundheitstourismus hier - deshalb auch das große Zentrum mit dem angeschlossenen Hotel "Mirador". Ein 150-Zimmer-Domizil, das den Charme der Vergangenheit atmet, auch wenn man kürzlich einiges renoviert und verbessert hat.

"Wir haben mehr als zehn Ärzte hier, jeder einzelne ist hochspezialisiert", freut sich Dr. Luis Rodriguez Morales, der Chef. "Außerdem fünfzehn Krankenschwestern, zwölf Physiotherapeuten und einen Zahnarzt. Unser Wasser hilft gegen Rheumatismus, Hautkrankheiten, Neurodermitis und Alterskrankheiten aller Art." Der Gesundheitstourismus auf Kuba wird organisiert und geleitet von einer staatlichen Organisation namens Servimed. Sie gehört zur großen Gruppe Cubanacan. Ein Monstergebilde, das für alles zuständig ist, was irgendwie mit Tourismus zu tun hat.

Es gibt wohl keine Krankheit, die auf Kuba nicht behandelt wird; die gesamte Karibik-Insel ist mit Gesundheitszentren übersät. Es gibt sie in Havanna, Santiago de Cuba, Camagüey, Trinidad, Cienfuegos, Matanzas, Pinar del Rio, in Cayo Coco und Varadero. Die staatliche Kontrolle sorgt für einen hohen Qualitätsstandard und sozialistischen Schlendrian gleichzeitig. Aber als Devisen bringender Ausländer kann man gut damit leben.

Der Karibik-Zauber geht natürlich auch an den Gästen eines Gesundheitszentrums nicht vorbei. Vom Strandausflug über Städtereisen, Konzerte bis hin zum Mega-Absturz in der Mojito-Bar mit Salsa und Rum ist alles geboten. Der Diätdoktor muss ja nicht unbedingt davon erfahren.

Inzwischen gibt es auch Angebote im Bereich der kosmetischen Operationen, vom Fettabsaugen bis zur Brust-OP, je nach Bedürfnis und Spleen. Auch viele US-Amerikaner kommen in dieser Angelegenheit hier her, besonders Promis. Denn Kuba wahrt ihre Anonymität und garantiert, dass sie von Paparazzi unbehelligt bleiben. Was man bei allen Angeboten nicht vergessen darf: Zahlen muss man selber. Kaum eine deutsche Krankenversicherung darf da einspringen.

"So, fertig!" Wie nach einer gewonnenen Schlacht reinigt die zierliche Valvidia ihre Hände vom Massageöl und lässt mich wie ein erlegtes Tier auf der Bank liegen. Erst nach langen Minuten bin ich in der Lage, irgendwas zu tun oder gar zu sagen.

Auskünfte auch zu Servimed beim Kubanischen Fremdenverkehrsamt: Tel. 069 / 28 83 22