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Räucherwerk Räucherwerk: Biblische Kostbarkeiten mit Heilkräften

22.11.2001, 10:31

Hamburg/gms. - Bis auf das Gold haben die antiken Kostbarkeiten ihren Wert undweitgehend ihre Bedeutung verloren, in Vergessenheit aber gerietensie nicht. Markante Duftschwaden durchziehen auch heute noch dieUmgebung von katholischen und orthodoxen Kirchen. «Weihrauch wird inbesonderen, herausgehobenen Gottesdienstes verwendet. In derEucharistiefeier hat er bei der Eröffnung, vor allem vor demEvangelium und zur Gabenbereitung seinen Ort. Durch Weihrauch ehrenwir Christus und heiligen die liturgische Handlung», sagt LudwigAverkamp, Erzbischof in Hamburg.

In der katholischen Kirche wird Weihrauch seit dem viertenJahrhundert verwendet. Doch längst schwenken Ministranten in denGotteshäusern Deutschlands nicht mehr so häufig den speziellen Kesselmit dem auf glühender Holzkohle schmelzenden Weihrauch wie früher. AmPreis dürfte es nicht liegen, denn das Harz ist erschwinglich. «Etwa15 Mark müssen pro Kilo bezahlt werden», nennt Rüdiger Dreyer von derFirma C.E. Roeper GmbH in Hamburg, dem Marktführer für den Handel mitRohweihrauch in Deutschland, einen Richtpreis.

Dreyer weiß auch, dass «die katholischen Kirchen in Lateinamerikamit dem Harz großzügiger umgehen» - zum Beispiel in Guatemala:«Allein dorthin liefern wir pro Jahr etwa 150 Tonnen Weihrauch. InDeutschland liegt der Verbrauch für kirchliche Zwecke zwischen vierund fünf Tonnen», sagt er. Davon entfällt der größte Anteil auf dieorthodoxen Gemeinschaften.

Weihrauch (Olibanum) ist das getrocknete Harz eines Strauches(Boswellia), der etwa in Südostarabien wächst. Die Klümpchenentwickeln beim Erhitzen auf glühenden Kohlen einen aromatischenDuft. Eine der üppigsten Kulturen der Antike, das untergegangeneReich. der Sabäer, verdankte ihren Aufschwung der Gewinnung vonWeihrauch. Die berühmte Weihrauchstraße, einer der wichtigenHandelswege für Karawanen, führte von den Küsten des Indischen Ozeansdurch die große arabische Wüste ans Mittelmeer.

Die einstige Bedeutung des Räucherwerks für die Zivilisation kannheute kaum noch nachvollzogen werden. In der Zeit, als die Menschenohne geregelte Kanalisation auskommen mussten, vertrieb deraromatische Weihrauch auch die üblen Gerüche. Auf Grund seiner starkantiseptischen Wirkung schützte er auch die Atemwege vor Infektionen.

Ebenso verfügt die biblische Krippengabe Myrrhe über Heilkräfte,so dass sie bis heute noch für Arzneien verwendet wird - unteranderem bei Zahnfleischentzündungen. Die altägyptische KöniginHatschepsut benutzte dieses bitter schmeckende Harz eines dornigenBaumes aus dem Hochland Jemens, Äthiopiens und Somalias zurKörperpflege. Der Leichnam Jesu wurde in ein mit Myrrhe getränktesLeinen gehüllt.

Auch mit Myrrhe lässt sich angenehmes Aroma in der Luft erzeugen,meint Rüdiger Dreyer. «Dieses Naturharz wird oft mit Weihrauchgemischt.» Eine dieser zum Verbrennen geeigneten Mischungen ausseinem Haus trägt den bezeichnenden Namen «Kaspar» - wohl nach einemder Heiligen drei Könige, der das kostbare Geschenk nach Bethlehembrachte. Es gibt aber auch die Sorten «Balthasar» und «Melchior».