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Papa hat 'ne Neue Papa hat 'ne Neue: «Normalfamilie spielen» ist nicht leicht

Von Nicole Jankowski 30.11.2005, 15:10
«Normalfamilie spielen» ist für Scheidungskinder alles andere als leicht: Der Freund der Mutter kann schließlich nicht einfach der neue Papa sein. (Foto: dpa)
«Normalfamilie spielen» ist für Scheidungskinder alles andere als leicht: Der Freund der Mutter kann schließlich nicht einfach der neue Papa sein. (Foto: dpa) kinderaerzte-im-netz.de

Dortmund/Ulm/dpa. - Das funktioniert dann am besten, wenn sie Probleme offen ansprechen -und zugleich die Vorteile der neuen Situation anerkennen.

Wenn Vater oder Mutter einen neuen Partner haben, ist das zunächstein ganz schöner Schock. Egal wie nett der neue Mann oder die neueFrau sein mag - und selbst wenn man es den Eltern vom Kopf her gönnt:Die oft gehegte Hoffnung, dass es für die «echten» Eltern ein Zurückgibt, ist zerplatzt. «Jetzt wird meist die Endgültigkeit derEntscheidung bewusst und die Enttäuschung noch einmal gesteigert»,sagt Berthold Ebel, Erziehungsberater aus Dortmund.

Leider kapieren die Eltern oft nicht, dass die neue Situation fürdie Tochter oder den Sohn ein Problem sein kann. «Manche Erwachsenemachen es sich sehr einfach», weiß Lothar Steurer, Pädagoge beimKinderschutzbund in Ulm. Sie wollen «Normalfamilie spielen», wie esdie Familiensoziologin Anneke Napp-Peters ausdrückt - und übersehendabei völlig, dass sie ihren Kindern damit keinen Gefallen tun.Schließlich kann der neue Partner nicht einfach «der neue Papa» sein.Das muss er auch gar nicht.

Dehalb heißt es für Jungen und Mädchen, den Kontakt zum «echten»Vater oder zur «echten» Mutter aufrecht zu erhalten - vorausgesetzt,sie wollen das überhaupt. Notfalls müssen sie die Erlaubnis, diesenKontakt weiter pflegen zu dürfen, einfordern: «Es ist wichtig, dieSicherheit zu haben, dass der oder die Ausgezogene nicht verlorengeht», betont Anneke Napp-Peters.

Wer sich den Kontakt erkämpft hat, steht oft vor einem weiterenProblem: Der frisch verliebte Vater oder die neue verbandelte Mutterwill ihn über das Leben des Ex-Partners ausquetschen. Das kann aufDauer anstrengend sein - und sollte in diesem Fall rigoros abgelehntwerden: «Damit will ich nichts zu tun haben, macht euren Käse untereuch aus!» - deutliche Antworten sind laut Berthold Ebel erlaubt.

Genauso schwierig wie die Beziehung zum abwesenden Elternteil kanndas Verhältnis zum neuen Partner sein. Eifersucht spielt dabei eineRolle: «Vorher stand der Jugendliche im Mittelpunkt, jetzt stiehltihm jemand die Show», sagt Eveline von Arx vom «Dr.-Sommer-Team» derZeitschrift «Bravo» in München.

Als Eindringling wird der neue Partner gesehen - und in vielenFällen ist das nicht einmal aus der Luft gegriffen, weil sich konkretetwas geändert hat im Zusammenleben: «Die Eltern haben vielleichtnicht mehr so viel Zeit. Lieb gewonnene Rituale können wegfallen.»Wem das zu schaffen macht, der muss den Vater oder die Mutter daraufhinweisen. «Sagt ruhig, was euch bisher besonders wichtig war», rätEveline von Arx.

Wenn der oder die Neue auch noch zu Hause einzieht, fliegen häufigendgültig die Fetzen. Schließlich bleibt es zum Beispiel nicht aus,dass der «Eindringling» hin und wieder Vorschriften macht. «Das isteine Gratwanderung, die Zeit braucht», sagt Eveline von Arx. Indieser heiklen Situation sei es wichtig, klare Fronten zu schaffen.Jungen und Mädchen dürften notfalls durchaus sagen: «Du bist derFreund meiner Mama, aber ich habe schon einen Vater.» Unter Umständenmuss die leibliche Mutter oder der leibliche Vater als Moderatorfungieren.

Noch etwas kann hilfreich sein, auch wenn es vielleicht schwerfällt: sich in die Lage der Eltern zu versetzen und vorzustellen,dass eine neue Partnerschaft auch etwas Positives hat: «Mama hat zumBeispiel weniger Stress, ihr neuer Partner macht sie glücklich undentlastet sie», sagt von Arx. Und dass sich mit glücklichen, nichtunter Stress stehenden Eltern meist besser auskommen lässt als mitfrustrierten, das dürfte selbstverständlich sein.