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Notruftelefone Notruftelefone: Hilfe bei Krisen und Alltagssorgen

19.06.2002, 08:47

Wuppertal/dpa. - Von Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehenüber Liebeskummer bis hin zu Selbstmordgedanken: Viele Jugendlichekönnen weder mit ihren Eltern noch mit Freunden über ihre Problemesprechen. Ihnen helfen zahlreiche örtliche und überregionaleBeratungsstellen: Anonym können sie die «Nummer gegen Kummer» undandere kostenlose Telefonnummern wählen.

Genau 782 123 Gespräche führten die Berater derBundesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendtelefon des DeutschenKinderschutzbundes in Wuppertal im vergangenen Jahr. Beratungwünschte dabei allerdings nur jeder vierte Anrufer - viele wolltenauch nur eine Auskunft haben, erläutert Diplom-Psychologin HeidiSchütz, Mitarbeiterin der Bundesarbeitsgemeinschaft.

Etwa 5000 Anrufe erreichten die 16 Mitarbeiter der «InitiativeKim» in Varel (Niedersachsen) im vergangenen Jahr. Seit August 2000gibt es dessen kostenlose Rufnummer für den Kreis Friesland.«Mittlerweile bekommen wir aber auch Anrufe aus dem ganzenBundesgebiet», sagt Harald Menge, Mitgründer des Vereins, der sichvor allem dem Kampf gegen den sexuellen Missbrauch von Kindernverschrieben hat. Das Nottelefon ist rund um die Uhr besetzt, wirdallerdings vor allem nachmittags genutzt. Die ernsthaftesten Themenwürden in der Regel erst nach 19.30 Uhr angesprochen.

Die Anrufe bei der bundeseinheitlichen Rufnummer derBundesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendtelefon werden zu 92Standorten weitergeleitet. Deshalb sei es besser, vom Festnetz ausanzurufen als vom Handy, rät Schütz. «Dann bekommen die Jugendlichenautomatisch einen Berater in ihrer Nähe.» Dabei brauche niemand zubefürchten, dass der Anruf auf der Abrechnung erscheint: DasTelefonat ist kostenlos und wird auch nicht auf der Rechnungangezeigt.

Die rund 2500 ehrenamtlichen Berater der BundesarbeitsgemeinschaftKinder- und Jugendtelefon werden in 60 bis 80 Stunden im Umgang mitKrisen und in psychologischen Grundkenntnissen geschult. «An uns kannman sich mit jedem Thema wenden», so Schütz. Am häufigsten sprechendie Jugendlichen über Liebeskummer, Sexualität, Probleme mit ihrerFamilie und persönliche Sachen wie Unzufriedenheit mit dem Äußeren.Aber auch Gewalt, Sucht- und Schulprobleme beschäftigen die jungenAnrufer.

Auch die «Initiative Kim» macht keine Einschränkung bei denThemen. «Wenn du traurig bist und darüber sprechen willst, ruf' unsan», lautet ihr Slogan. Mädchen klagten häufig, sie seien zu dickoder bekämen nicht die gewünschte Marken-Jeans von ihren Eltern, soMenge. Jungen riefen zwar seltener an, hätten dann aber größereProbleme wie ständige Prügeleien in der Schule.

Ein spezielleres Angebot hat «Neuhland» (rpt. «Neuhland») inBerlin. Die Einrichtung wird von dem Verein «Hilfen fürsuizidgefährdete Kinder und Jugendliche» in Berlin getragen. IhreKrisenrufnummer richtet sich an junge Menschen, die sich das Lebennehmen wollen, und ihre Angehörigen. «Die Jugendlichen bekommen dasGefühl, dass jemand zuhört und sie ernst nimmt», erläutert BeraterinErika Hübner. «Aber meistens sollte ein persönliches Gespräch bei unshinzukommen.»

Informationen: Die «Nummer gegen Kummer» derBundesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendtelefon (Tel.: 0800/11103 33) ist montags bis freitags von 15.00 bis 19.00 Uhr zu erreichen.Unter derselben Rufnummer beraten Jugendliche von derArbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz in Hamburg samstags von14.00 bis 19.00 Uhr. Die Initiative Kim ist ausschließlich vomFestnetz rund um die Uhr ansprechbar (Tel.: 0800/222 58 88). DieKrisennummer von Neuhland (Tel.: 030/873 01 11) ist montags bisfreitags von 9.00 bis 18.00 Uhr erreichbar.