Mode Mode: Aldi-Chic am Arm

Bremen/ddp. - Beim Stadtbummel hat Maren Krämer nur Augen für Plastiktüten. «In Berlin habe ich im Spar-Markt eine schöne mit Erdbeeren und Möhren gesehen», schwärmt sie. Ihre Leidenschaft für die knallbunten Tragetaschen aus Billig-Supermärkten hat die 31-jährige Designerin aus Bremen zum Beruf gemacht. Seit etwa einem Jahr entwirft sie «TüTas», Handtaschen aus Plastiktüten. Mehr als 500 hat sie bereits verkauft.
Schon während des Studiums hat die Goldschmiedin und Produktdesignerin mit Plastiktüten experimentiert. Eine erste Aldi-Süd-Tütentasche für eine Ausstellung folgte. «Aldi ist Kult und ich fand die Farben so schön», sagt Krämer. Das Ausstellungsmodell kam im Bekanntenkreis so gut an, dass die Bremerin plötzlich Aufträge für 50 Stück hatte. Die ersten «TüTas» schneiderte sie noch selbst. Mittlerweile werden sie in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Vechta und in einer Behindertenwerkstatt in Bersenbrück (Niedersachsen) produziert.
Nur die Linie «Individual» stellt die Designerin noch selbst in Handarbeit her. Für die Exklusiv-Modelle können Kunden ihre Lieblingstüte einschicken und bekommen diese als Tasche «konserviert» zurück. Bei diesen Aufträgen geht es oft um Tüten aus dem Urlaub.
«Wenn Freunde wegfahren, bitte ich sie auch immer, mir Tüten mitzubringen», sagt Krämer. Daraus hervorgegangen sind zum Beispiel «TüTas» mit dem Schriftzug «Dirk», dem Namen eines holländischen Supermarkts. Von einem österreichischen Museumsshop kam zudem ein Auftrag für «TüTas» der Supermärkte Billa und Hofer. Diese Modelle der Reihe «Limited» gibt es allerdings nur in begrenzter Stückzahl.
Um aus einer Plastiktüte eine schicke Handtasche zu machen, wird die Tüte gefaltet, bekommt eine feste transparente Außenschicht, ein Innenfutter, einen Trageriemen und einen Klett- oder Reißverschluss. In Krämers Arbeitszimmer stapeln sich neben Computer, Werkbank und Nähmaschine zahlreiche Kartons mit Plastiktüten. Im Supermarkt erntet die 31-Jährige regelmäßig verblüffte Blicke, wenn sie nichts außer 20 Plastiktüten kauft.
Die «Basic»-Linie in Krämers Kollektion umfasst Taschen aus Aldi-, Penny-, Lidl- oder Plus-Tüten. Die Logos der Supermärkte sind nur fragmentarisch zu sehen. Für diese «TüTas» musste sich die Designerin die Erlaubnis der Märkte zur Kleinserienproduktion holen. «Lidl war gleich begeistert, Aldi dachte erst, sie sollten die Taschen selbst verkaufen», erinnert sie sich. Für Werder-Bremen-Anhänger gibt es ein «Fan»-Modell. «Beck's»-Bier hat eine eigene Kreation in Flaschengrün produzieren lassen. Ab Dezember sind auch «Big-TüTas», unter anderem aus Tiefkühl-Plastiktüten, erhältlich. In Planung sind zudem Kulturtaschen und Etuis.
Auf rund 50 Bestellungen kommt Krämer mittlerweile monatlich. Neben dem Internet-Vertrieb hängen ihre Taschen zum Beispiel in Boutiquen in Bremen, Berlin, Hamburg, Düsseldorf und Aachen. Eine handgemachte «TüTa» kostet zwischen 29 und 73 Euro.