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Mit allen Sinnen spielen: Gutes Lernspielzeug macht kreativ

Von Silke Hatzold 08.02.2008, 10:51

Nürnberg/Ulm/dpa. - Lernen gehört in die Schule und Spielen in die Freizeit. Dass dieser traditionelle Gegensatz nicht mehr zutrifft, zeigt die Nürnberger Spielwarenmesse, die in diesem Jahr unter dem Motto «Spielend Lernen» steht.

Durch sprechende Plüschtiere, Geschicklichkeits- und Wissensspiele zum Sehen, Riechen und Schmecken sollen kindliche Gehirne so früh wie möglich trainiert werden. Nach Ansicht des Lernpsychologen Prof. Manfred Spitzer vom Universitätsklinikum Ulm gibt es im menschlichen Gehirn keine Bereiche, in denen Lernen und Spielen voneinander abgegrenzt sind. «Lernen und Spielen ist für Kinder eigentlich dasselbe», sagt er.

Es sei jedoch wichtig, Kinder nicht unter Stress zu setzen. Das spielerische Lernen muss ihnen vor allem Spaß machen, so Spitzer. Kindern Lernspiele aufzuzwingen, hält der Wissenschaftler deshalb für den falschen Weg. Und längst nicht alle Spielsachen sind gleichermaßen geeignet: «Gutes Spielzeug sollte alle Gehirnregionen ansprechen. Kinder lernen ganzheitlich, sie nehmen die Welt mit allen Sinnen wahr.» Fernsehschauen oder elektronisches Spielzeug haben daher nach Ansicht des Experten einen eher negativen Lerneffekt, da die Kinder nicht selbst aktiv werden.

Auf der Nürnberger Spielwarenmesse zeigen rund 2700 Aussteller aus über 60 Ländern die Vielseitigkeit von Lernspielzeugen. Zu sehen sind unter anderem Bauklötze zum Stapeln, Stecken und Sortieren, Knetmasse, Geschicklichkeitsbahnen sowie Brett- und Kartenspielen. Aktuelle Lernspiele wie «Planet der Sinne» oder «Spiel dich schlau» des Spielwarenherstellers Haba sind darauf ausgelegt, die kindliche Wahrnehmung zu verbessern und Kinder im Vorschulalter auf den späteren Unterricht vorzubereiten.

Gleiches gilt für die Lernspielreihe «Spielend Neues Lernen» von Ravensburger. 22 Brettspiele, die sich an den Vorgaben des Kultusministeriums orientieren, sollen den jungen Spielern sprachliche, mathematische, soziale, technische und naturwissenschaftliche Fähigkeiten vermitteln.

Neuheiten wie das TV-Mikroskop «Eye Clops» von Stadlbauer versuchen den Wissensdurst und Forscherdrang von Jungen und Mädchen ab sechs Jahren zu stillen. «Man kann damit praktisch alles vergrößern. Von Insekten, dem Teppich im Kinderzimmer und der eigenen Haut bis hin zu den Barthaaren vom Papa», sagt Marketing Managerin Christine Stadlbauer. Mit dem augenförmigen Mikroskop können Kinder Kleinteile um das 200-fache vergrößern und auf einem Fernsehbildschirm betrachten. In der Kategorie Wissen und Lernen wurde das TV-Mikroskop mit dem diesjährigen Neuheitenpreis der Spielwarenmesse ausgezeichnet.

Kleinere Kinder ab drei Jahre sollen erste Erfahrungen mit dem sogenannten iTeddy von Sablon sammeln, der nach Angaben des Herstellers Spielen und Lernen miteinander kombiniert. Im Plüschfell des Teddybären ist ein MP3-Player versteckt. Durch einen integrierten Lautsprecher und Monitor können Kinder Musik hören und Filme oder Fotos anschauen.

«Gutes Spielzeug hat es aber nicht unbedingt nötig, dass es mit den Kindern spricht», sagt die Spielwarenhändlerin Britta Michel aus Wolfenbüttel. Vor allem bei elektronischen Geräten fehle den Kindern die selbst gemachte Erfahrung, ergänzt Manfred Spitzer. Gutes Spielzeug sollte die Kreativität anregen, viele Spielmöglichkeiten bieten und möglichst alle Sinne ansprechen.

Dass die Kombination von Lernen und Spielen immer mehr zum Trend wird, zeigt das stetige Wachstum an neuen Lernspielideen. «Dazu tragen natürlich auch die ganzen PISA-Studien bei. Die Eltern wollen ihre Kinder so früh wie möglich gezielt fördern», erklärt Britta Michel. Der Lernspiel-Begriff müsse aber sehr weit ausgelegt werden. «Das können zum einen Bauklotz-Kugelbahnen oder Experimentierkästen sein, zum anderen aber auch die klassischen Lernspiele, die das Lesen, Schreiben und Zählen fördern.» So könne Spielzeug im Idealfall zur Persönlichkeitsbildung beitragen, die Fantasie anregen und nebenbei noch Wissen vermitteln.