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Männer stehen auf Soldatinnen: Qualität von Umfragen

Von Carina Frey 23.12.2009, 08:13

Mannheim/dpa. - Jede dritte Frau wird schwach, wenn Männer ein Kochbuch auf dem Nachttisch liegen haben. Genauso viele Männer stehen auf Soldatinnen. Reden diese beim ersten Date über Sex, ist der Mann aber besser skeptisch.

Denn 57 Prozent der Frauen lügen, wenn es um die Anzahl ihrer bisherigen Bettpartner geht. Umfragen bringen manchmal Erstaunliches zutage. Eine ordentliche Portion Skepsis ist allerdings angebracht.

Erstaunlich ist zum Beispiel, dass deutsche Männer Island als Traumziel entdeckt haben. Fast jeder vierte Mann würde für die Liebe nach Island auswandern, ergab eine Umfrage einer isländischen Fluggesellschaft. Finden deutsche Männer Island wirklich so toll? Oder will die Airline sie vor allem dorthin fliegen? «Sie können so suggestiv fragen, dass Sie jede Antwort bekommen», sagt Prof. Jürgen Hoffmeyer-Zlotnik, Sozialwissenschaftler in Mannheim. Deswegen dürfte zur Antwort nie die Frage fehlen - mitgeliefert wird sie selten.

Eine Frage allein reicht aber nicht. Denn die zuvor gestellten Fragen können die Antworten genauso beeinflussen, erklärt Prof. Walter Krämer vom Institut für Wirtschafts- und Sozialstatistik der Uni Dortmund. Wer seine These bestätigt haben will, stellt die Fragen besser so, dass ihm ein «Ja» hilft. «Denn Menschen sind lieber für etwas als dagegen», sagt Krämer. Möglicherweise kam so auch das Ergebnis zustande, dass 91 Prozent der Männer und 80 Prozent der Frauen Swingerclubs reizvoll finden.

Zum Thema Sex gibt es kaum ein Thema, das nicht per Umfrage geklärt wird. So sind 46 Prozent der Paare in Deutschland mit ihrem Sexleben unzufrieden. Und jedes fünfte Paar versucht, sein Liebesleben mit Erotikartikeln und Pornofilmen in Schwung zu bringen. Wer hat wen befragt? Auch das beeinflusst die Antworten. Befragt eine Frau einen Mann zur Sexualität, «wird angegeben, was das Zeug hält», sagt Prof. Krämer.

Da Sexualität mit Scham zu tun hat, beruhten viele Daten dazu auf schriftlichen Umfragen, erklärt Prof. Hoffmeyer-Zlotnik. Antworten die Leute dabei aufrichtig? Der Experte spricht von einer «subjektiven Ehrlichkeit» - die Leute glauben also, was sie sagen, auch wenn das nicht den Tatsachen entspricht. Prof. Krämer ist deutlich skeptischer: «Bei allen Umfragen zu emotional besetzten Themen lügen die Teilnehmer wie gedruckt.»

Für keine Umfrage können alle Bundesbürger befragt werden. Manche Auftraggeber streben das auch gar nicht an. Manche Internetportale befragen schlicht ihre Mitglieder - per Newsletter oder auf der Homepage. Soll die Bevölkerung dargestellt werden, wird in der Regel eine Stichprobe gezogen, die alle Bevölkerungsgruppen repräsentiert. Kontaktieren die Interviewer die ausgewählten Personen per Telefon, stehen die Chancen dafür recht gut. «99 Prozent der Leute sind heute per Telefon erreichbar», sagt Krämer.

Anders sieht das bei Online-Umfragen aus. Denn rund ein Drittel der Bundesbürger nutzt das Internet nicht. Sie fallen in Online-Umfragen raus. Basis für Online-Umfragen sind große Gruppen von Freiwilligen, erklärt Hoffmeyer-Zlotnik. Es handele sich allerdings um eine selektive Auswahl. Auch so erklärt sich, dass die Ergebnisse manchmal nicht nur erstaunlich wirken, sondern schlicht ein verzerrtes Bild wiedergeben.