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Leipzig Leipzig: Süße Lerche ist 600 Jahre alt

Von Sebastian Döring 18.11.2004, 17:56

Halle/MZ. - Seit dem Mittelalter gibt es Aufruhr um die Leipziger Lerche. Damals war die gerupfte Feldlerche ein Festtagsgericht. Tierschützer liefen Sturm gegen den qualvollen Fang, der 1876 verboten wurde.

Den plötzlichen Einbruch des europäischen Lerchenhandels wollte ein unbekannter Bäcker - wohl aus Leipzig - auffangen. Er kreierte ein Gebäck, das bis 2003 rechtlich nicht geschützt war. Jeder Bäcker konnte unter dem Namen Leipziger Lerche alles Mögliche verkaufen. Das war aber auch nicht das Gelbe vom Ei.

Birgit Krätzer wollte mit ihrer Bäckerei diese Lücke nach der Wende schließen und ließ sich die Backware schützen. Die Leipziger Bäckerinnung Saxonia legte dagegen Beschwerde vor Gericht ein und bekam das Produktrecht zugesprochen. "Es wäre ein Stück Verlust an der über 600 Jahre alten Kultur gewesen, wenn nur ein Bäcker die Lerche hätte backen dürfen", kommentiert das Jürgen Kleinert von der Leipziger Zunft. Mit dem gemeinsamen Recht am Produkt könne die Zusammengehörigkeit der Landesinnung dokumentiert werden.

Das Bäckerhandwerk lebe von der kreativen Herstellung der Backwaren, meint Kleinert. Das zeige sich bei der Lerche am Mantel aus Blätter- oder Mürbeteig, an der Verfeinerung der Füllung mit Zutaten wie Weinbrand, Zimt und Rum oder am Kern aus verschiedenen Früchten. Heute sind Touristen die Hauptabnehmer der 90 Gramm leichten und knapp 1 500 Kilojoule schweren Leipziger Spezialität.