Küstenflair im Garten: Sanddorn ist robust und vielseitig
Neubrandenburg/dpa. - Im August und September pflücken auf der Ostseeinsel Hiddensee viele Spaziergänger die leuchtend roten Beeren der Sanddorngehölze in den Dünen. Die Früchte sind sauer und herb - dennoch lohnt es sich, Sanddorn im Garten zu pflanzen.
Im Herbst und Winter bieten sie ein Farbenfeuerwerk. Auch im Rest des Jahres fällt das Gehölz mit dem bizarren Wuchs und den silbrig-grünen Blättern ins Auge - und bringt Küstenflair in den Garten.
«Sanddorn braucht einen vollsonnigen Standort und einen neutralen, schwach alkalischen Boden», sagt Gundel Keil, Landschaftsarchitektin aus Neubrandenburg. Verdichtete Böden oder Staunässe mag das Ölweidengewächs nicht, aber davon abgesehen ist es anspruchslos und robust. Allerdings brauchen die knorrigen Gesellen Platz: Sie können bis zu fünf Meter hoch und ebenso breit werden.
Die Sorten unterscheiden sich durch Größe, Form und das Aussehen der Beeren. «Dekorativ ist die Sorte 'Leikora'», sagt Petra Müller, Agraringenieurin bei den Späthschen Baumschulen in Berlin. Wer sich an den Beeren freuen will, braucht mehrere Pflanzen: Sanddorn bildet getrennt geschlechtliche Blüten aus. Die weiblichen Sträucher tragen die Früchte, die männlichen dienen der Bestäubung. Im Garten sollten mindestens zwei männliche Gehölze neben einem weiblichen stehen.
Das Pflanzloch muss gut gelockert werden. Ist das Gewächs dann eingepflanzt, breiten sie die Wurzeln in alle Richtungen aus. Die langen Ausläufer können aber zum Problem werden. «Man kann beim Pflanzen ähnlich wie bei Bambus eine Wurzelsperre setzen», rät Petra Müller. Die Sträucher können auch dichte Hecken bilden und so Vögeln Unterschlupf bieten. «Ideale Nachbarn sind Wildrosensorten: Sie haben sehr ähnliche Anforderungen an den Standort», sagt Gundel Keil.
Damit die Pflanzen nicht von unten kahl werden, sollten sie alle zwei Jahre zurückgeschnitten werden. Wer das im Herbst macht, kann die Wohnung mit bunten Zweigen dekorieren. Im Winter fliegen aber Vögel auf die Beeren - wer ihnen das ermöglichen will, schneidet im Frühjahr. Sollen die Beeren geerntet werden, ist der Zeitpunkt wichtig, je nach Sorte zwischen Ende August und Mitte September.
Die Ernte ist jedoch schwierig: Die Früchte sitzen so fest an den Ästen, dass sie nur mit Mühe abgenommen werden können. Dabei platzen sie häufig. Auf Hiddensee werden die Sträucher «gemolken», indem die Pflücker Handschuhe anziehen und die Beeren zerdrücken. Den Saft fangen sie in Gefäßen auf. «Andernorts schneidet man die Äste ab und klopft dann die Beeren vom Stamm», sagt Christine Berger, Geschäftsführerin einer Sanddornplantage mit Hofladen im brandenburgischen Petzow. «Wir schneiden die Zweige und schockfrosten sie.»
Die Beeren enthalten jede Menge Vitamin C und zudem viel Vitamin A, E, B und K, Fett- und Aminosäuren sowie Mineralstoffe. Sie machen sich gut in Joghurt, verfeinern Suppen und finden sich in Marinaden für Tofu oder Fisch wieder. In der eigenen Küche lässt sich aus den Beeren Gelee, Mus, oder Saft zubereiten. Nach Geschmack kann Sanddorn mit anderen Früchten kombiniert werden: «Besonders gut eignen sich Früchte mit wenig Säure wie Banane, Birne, Mango oder Apfel», rät Berger. Als Gewürz schlägt sie Ingwer vor.