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Jugend und Datenschutz Jugend und Datenschutz: Nacktfotos gehören nicht ins Internet

Von Tobias Schormann 16.01.2007, 15:08

Mainz/dpa. - Doch die technischenMöglichkeiten haben ihre Schattenseiten: Das spaßige Nacktfoto, dasder Freund geschossen hat, kann schnell an seine ganze Clique gehen -spätestens nach dem Ende der Beziehung. Und extrem gefährlich ist esdann, wenn Unbekannte allzu private Fotos in die Finger bekommen.

So führte die Arglosigkeit eines Mädchens aus dem Kreis Güterslohzu ungewollter Berühmtheit: Die heute 13-Jährige hatte anzüglicheFotos von sich an einen anonymen Chatpartner verschickt. Inzwischen,rund zwei Jahre später, kursieren sie als Kinderpornografie imInternet und riefen sogar das Bundeskriminalamt auf den Plan. DieFahnder versuchten die Identität des Mädchens zu ermitteln, da sievon einem dauerhaften Fall sexuellen Missbrauchs ausgingen.

«Derartiger Leichtsinn hat oft schlimme Folgen. Die Betroffenenwerden von den Bildern meist ein Leben lang verfolgt», sagtFriedemann Schindler, Leiter von «Jugendschutz.net» aus Mainz. Vonder Vorgehensweise her sei das Beispiel aus Gütersloh keinEinzelfall. «In Chaträumen sind Aufforderungen zu sexuellenHandlungen eher an der Tagesordnung», sagt Schindler. Dabei passierees immer wieder, dass Jugendliche durch ihren Leichtsinn im Umgangmit der Technik auf die Tricks der Täter hereinfallen.

Typischerweise versuchten Täter zuerst eine Zeit lang, dasVertrauen potenzieller Opfer zu erschleichen, was als «Grooming»bezeichnet wird. Ist die erste Hemmschwelle einmal überwunden, ließensich Leichtgläubige teilweise zu pornografischen Aufnahmen perDigitalkamera oder Webcam überreden. Dadurch liefen sie Gefahr, dassdie Bilder in falsche Hände geraten und über das Internet immerweiter verbreitet werden.

Auch das Handy verleite viele Jugendliche zum leichtfertigenAustausch privater Bilder, beobachtet Thomas Rathgeb vomMedienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (MPFS) in Stuttgart.«Heute ist es im wahrsten Sinne des Wortes kinderleicht, etwa mit derHandykamera Fotos von sich zu machen und diese zu verschicken», sagtRathgeb. Jugendliche seien im Umgang mit der modernen Technik oftneugierig und daher unvorsichtig. Dabei werde aber meist nicht überdie Folgen nachgedacht. So könnten auch Schnappschüsse, die alsharmloser Spaß gedacht waren, später zu einem ernsten Problem werden.

Vorsicht ist dabei nicht nur beim Austausch anzüglicher Bildergeboten. «Jugendliche sollten generell darauf achten, keine Fotos vonsich ins Netz zu stellen», rät Ursula Enders vom JugendschutzvereinZartbitter in Köln. Täter erstellten teilweise Fotomontagen mit denGesichtern und erpressten die Jugendlichen dann mit gefälschtenPornobildern, um sie zu sexuellen Handlungen zu zwingen. Dabeisollten sich Jugendliche nicht nur vor Pädophilen in Acht nehmen,sondern auch vor Gleichaltrigen, sagt Ursula Enders.

Zudem geben viele Jungen und Mädchen im Chat laut MPFS-ExperteRathgeb leichtfertig ihren Namen, ihre Adresse oder ihreTelefonnummer preis. Einer MPFS-Studie zufolge werden fast zweiDrittel der 12- bis 19-Jährigen mit Chat-Erfahrung von Fremdenaufgefordert, derartige Auskünfte über sich zu verraten. Bedenklichstimme dabei, dass fast ein Viertel solchen Aufforderungen nachkomme.

Gerade der scheinbar freundliche Kontakt zu Beginn eines Chat-Kontaktes ziele darauf ab, Jugendliche über Alter, Wohnort, E-Mail-Adresse und Handynummer auszuhorchen, warnt «Jugendschutz.net»-LeiterSchindler. Diess diene bisweilen auch der Anbahnung eines sexuellenMissbrauchs außerhalb der virtuellen Welt. «Jugendliche sollten sichdaher nie auf ein Treffen mit unbekannten Chattern einlassen und imChat keinerlei private Daten austauschen.» Auch wer Angaben überseine Hobbys verrät, biete Tätern oft ungewollt Gesprächseinstiege.

Grundsätzlich sollten Jugendliche sich einen Chat mit Moderatorsuchen, an den man sich bei Belästigungen wenden kann, empfiehltSchindler. Auch sei es ratsam, sich nicht als Kind oder Jugendlicherzu erkennen zu geben und einen entsprechend neutralen Spitznamen zuwählen. Wer einem Chat-Täter zum Opfer fällt, sollte «Jugendsünden»wie Erotik-Fotos anschließend zudem nicht verschweigen, sondernseinen Fehler den Eltern gegenüber eingestehen. Gemeinsam könne mansich dann an den Seitenbetreiber oder die Polizei wenden.

Internet: Die Seite www.chatten-ohne-risiko.de bietet Tipps zumThema für Jugendliche und Kinder.