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Jugend Jugend: Die Hummerzange kann warten

22.09.2003, 08:44
Gute Töpfe sind für Nachwuchsköche unverzichtbar - für den Anfang reichen jedoch ein kleines und ein großes Exemplar. (Foto: dpa)
Gute Töpfe sind für Nachwuchsköche unverzichtbar - für den Anfang reichen jedoch ein kleines und ein großes Exemplar. (Foto: dpa) Alessi

Frankfurt/Main/dpa. - Jeder fängt einmal klein an. Diese tröstliche Redensart gilt auch für die Küchenausstattung. Spargeltopf und Hummerzange müssen es am Anfang gewiss nicht sein. Aber wie verhält es sich mit Zitronenpresse und Schaumlöffel? Gedanken macht sich mancher Kücheneinsteiger aber auch darüber, ob er mit einer einzigen Pfanne über die Runde kommt oder wie umfassend das Gewürzbord sortiert sein sollte.

«Die Startausrüstung muss gar nicht so groß sein», beruhigt Barbara Bartsch, Abteilungsleiterin an der Beruflichen Schule Uferstraße in Hamburg. Die erfahrene Hauswirtschaftlerin rät, sich anfangs zu beschränken - nicht nur aus Kostengründen, sondern auch, «um die Übersicht zu behalten und erst einmal zu üben, wie man das Vorhandene richtig handhabt.» Egal, was Kaufhäuser und Küchenshops mit 150-teiligen «Starterkits» ihren Kunden nahelegen wollen: «Man muss nicht schon in seinen ersten vier Wänden das Niveau des Elternhauses erreichen», so Bartsch.

Einige Dinge sind dennoch unverzichtbar. «Gute Töpfe zum Beispiel», beginnt Bartsch die Liste der Notwendigkeiten. Sie empfiehlt einen kleinen und einen großen Kochtopf. «Möglichst aus Edelstahl - gut zu reinigen, robust und zeitlos.» 50 bis 60 Euro sollte pro Topf einkalkuliert werden. «Hier zu sparen, lohnt sich nicht, sonst brennt das Essen an, und man hat zu Beginn der Kochkarriere dauernd Frusterlebnisse», warnt Bartsch.

In punkto Pfannen genügt laut der Expertin zunächst ein Exemplar mittlerer Größe, zum Beispiel von 28 Zentimetern Durchmesser, mit Deckel und hohem Rand. Die Lehrerin findet beschichtete Modelle praktisch, nicht zuletzt, weil weniger Bratfett benötigt werde. Wolfgang Stein, in der Schweiz diplomierter Meisterkoch und Vorstandsmitglied des Verbandes der Köche Deutschlands in Frankfurt, bevorzugt dagegen auch zu Hause Edelstahlpfannen: «Meine Erfahrung ist, dass sich viele Beschichtungen schnell lösen.»

Edelstahl klebe nicht, wenn man die Pfanne richtig pflegt. «Profis "brennen" sie vor dem ersten Einsatz mit Kochsalz aus. Dann wird das Salz weggeschüttet und die noch warme Pfanne mit Öl eingerieben», rät Stein. Eine Pfanne sollte nie mit Spülmittel ausgewaschen werden: «Das Fett wird aus den Poren geschwemmt und die Gefahr, dass das nächste Steak kleben bleibt, steigt.» Abwischen mit Küchenkrepp oder einem Schwamm mit warmen Wasser reiche.

Kein Fall für Schnäppchenjäger ist der Kauf von Messern: «Wer nicht ganz schnell die Lust am Kochen verlieren will, sollte sich Profimesser leisten», empfiehlt Stein. Man bekommt sie in Messerläden oder gut sortierten Kaufhäusern. «Ein vernünftiges Schneidemesser beginnt bei 30 Euro», sagt Karsten Mohaupt vom Spezialgeschäft Hoerning Eduard & Co in Hamburg. «Der Preis für ein gutes, scharfes Messer ist auch weniger gefährlich als ein stumpfes, weil man nicht ständig abrutscht», erklärt Mohaupt. Die Lebensdauer des Schliffs verlängert ein Wetzstahl. Wie er benutzt wird, sollte man sich im Laden zeigen lassen.

Ein Schälmesser, ein Säge- oder Brotmesser und ein Sparschäler gehören ebenfalls zur Basisausrüstung. Und natürlich eine vernünftige Unterlage. Bartsch hat die besten Erfahrungen mit einem Holzbrett gemacht: «Das schont die Klinge und ist hygienisch unbedenklich.» In die Spülmaschine darf es aber nicht.

Weitere Essentials sind ein Kochlöffel, ein Schneebesen, eine Schöpfkelle, ein Pfannenwender und ein Schaumlöffel zum Beispiel zum Blanchieren - dem Vorgaren in siedendem Wasser - von Gemüse. Eventuell kann auch noch eine Küchenschere angeschafft werden. «Am besten alles aus einer erweiterbaren Serie», rät Bartsch, die die Geräte zwecks Übersichtlichkeit an eine Lochwand mit Haken oder an eine Küchenleiste hängen würde. Bartsch plädiert zudem für eine Knoblauchpresse und für einen Dosenöffner.

Ein elektrisches Handrührgerät, ein Durchschlag für Nudeln und eine Reibe für Käse oder Gemüse sind dann Etappe zwei auf dem Weg zum perfekten Haushalt. Auf eine Zitronenpresse aus Edelstahl und eine Pfeffermühle mit Keramiklaufwerk sollte laut Bartsch ebenfalls nicht zu lange verzichtet werden.

Ein ganzes Gewürzregal zu kaufen, hält Meisterkoch Stein für überflüssig. 15 verschiedene Trockengewürze brauche selbst ein anspruchsvoller Koch selten. Kräuter der Provence, Curry, Rosenpaprika und Kurkuma empfiehlt Barbara Bartsch - «den Rest wie etwa Basilikum oder Schnittlauch nach Bedarf frisch kaufen.» Stein ist ambitionierter und fügt der Grundausstattung Lorbeerblätter, Nelken, Wacholderbeeren, Piment und Kümmel hinzu. «Aber nur kleine Portionen, etwa 50 Gramm, und diese nicht in durchsichtigem Glas, sondern lichtgeschützt und kühl zum Beispiel in Blechdosen aufbewahren», rät er.

Schließlich fehlen noch eine Auflaufform aus Glas oder Steingut, Essbesteck und möglichst vielseitig einsetzbares, zeitloses Geschirr. «Die Dessertschüsseln sollten auch für Salate oder Chips genutzt werden können», sagt Bartsch. Porzellan wäre ihre Wahl: «Das splittert nicht so schnell wie Steingut oder Keramik.»

So ausgestattet kann der junge Koch nach Ansicht der Küchenexperten erst einmal loslegen. Und die Hummerzange, der Zestenreißer oder gar die ausgehöhlte Stahlkugel zur Zubereitung eines original englischen Christmas-Puddings können getrost noch ein Weilchen warten.