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Wandel der Arbeitswelt War Corona ein Booster für New Work?

11.11.2021, 17:09
Die Arbeit im Homeoffice hat während der Corona-Pandemie deutlich an Popularität gewonnen. Doch New Work ist mehr als nur von zuhause aus zu arbeiten.   
Die Arbeit im Homeoffice hat während der Corona-Pandemie deutlich an Popularität gewonnen. Doch New Work ist mehr als nur von zuhause aus zu arbeiten.    Pixabay.com © Tumisu CCO Public Domain

Manchmal müssen erst schlimme Dinge geschehen, um die Menschen wachzurütteln. Das jüngste Beispiel dafür ist wohl die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Auswirkungen auf das Arbeitsleben in Deutschland. Vieles ist heute möglich, was für die meisten Unternehmen vor zwei bis drei Jahren noch undenkbar gewesen wäre. Corona hat hierzulande den Weg geebnet für die Arbeitswelt von morgen.

Was genau steckt hinter dem Begriff „New Work“?

New Work ist keine genaue Arbeitsmethodik, sondern vielmehr ein Überbegriff dafür, wie der Arbeitsplatz der Zukunft aussieht. Erstmalig wurde die Idee vom Sozialphilosophen Prof. Dr. Frithjof Bergmann vorgestellt.

Vereinfacht formuliert handelt es sich dabei um eine neue Art, das Leben der Menschen mit ihrer Arbeit zu verbinden. Es geht darum, das Arbeitsleben zukunftsweisend und vor allem sinnstiftend zu gestalten. Dazu gehört die Zusammenarbeit im Homeoffice ebenso wie New Work Arbeitszeitmodelle.

Die Arbeitswelt befindet sich seit einigen Jahren in einem strukturellen Wandel. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Vor allem die Digitalisierung und die Globalisierung sind wohl die größten Treiber der Veränderung. Diese beiden Faktoren haben dazu geführt, dass wir immer schnellere Arbeitsergebnisse liefern und es dabei mit einer immer größer werdenden Anzahl an Menschen zu tun haben.

Durch die neuen Technologien wurden Berufe, die bis vor wenigen Jahren noch sehr populär waren, einfach überflüssig. Die „alte Arbeitswelt“ hat ganz unauffällig aufgehört zu existieren, während sich die neue Arbeitswelt ihren Weg bahnt und zu immer neuen Berufsbildern führt.

Die Unternehmen sollen in diesem Zusammenhang aufgeschlossener und innovativer werden, um die aktuellen Veränderungen zu bewältigen.

Studie zeigt: Der Wandel der Arbeitswelt findet gerade statt

Wer von der Zukunft der Arbeit spricht, der meint damit eigentlich die Gegenwart. Dass der Megatrend New Work bereits mitten in unserer Gesellschaft angekommen ist, zeigt vor allem der New Work Studie, die vom Meinungsforschungsinstitut MenteFactum im Auftrag von Randstad durchgeführt wurde. Dabei wurden über 1.000 Beschäftigte ab 16 Jahren zum Thema „Zukunft der Arbeit“ befragt.

Die Ergebnisse zeigen klar, dass die neue Arbeitskultur in Deutschland bereits gelebte Realität ist. Und sie zeigen, dass es dafür einen klaren Ermöglicher gab: Die Corona-Pandemie. Denn gab es davor nur vereinzelt Unternehmen wie etwa Einhorn, Sipgate oder Rheingans, die flexible Arbeitszeitmodelle oder Homeoffice im Rahmen von New Work einführten, ist die Arbeit zuhause nun in den meisten Betrieben Deutschlands nicht mehr aus unserem Arbeitsalltag wegzudenken.

Früher sahen die meisten Menschen den Sinn ihrer Arbeit darin, ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Das hat sich auch in der heutigen Zeit nicht geändert. Laut der Studie arbeiten 80 Prozent der Arbeitnehmer immer noch vor allem, um Geld zu verdienen.

Doch gleichzeitig möchten insgesamt 74 Prozent der Befragten einen Sinn in ihrer Arbeit sehen. 70 Prozent legen Wert auf interessante und abwechslungsreiche Arbeitsinhalte und mehr als die Hälfte sieht den Beruf als wichtigen Teil der Persönlichkeit.

Ein Wandel zeigt sich dabei vor allem in der jüngeren Generation: Nur rund jeder dritte der unter Dreißigjährigen gab bei der Befragung an, sich mit dem Arbeitgeber zu identifizieren. Bei den Personen ab 30 Jahren liegt dieser Wert hingegen bei 55 Prozent. Jüngere Arbeitnehmer sind also deutlich distanzierter.

Arbeit ist heutzutage mehr als nur Pflichterfüllung. 70 Prozent der Arbeitnehmer legen Wert auf interessante und abwechslungsreiche Arbeitsinhalte.
Arbeit ist heutzutage mehr als nur Pflichterfüllung. 70 Prozent der Arbeitnehmer legen Wert auf interessante und abwechslungsreiche Arbeitsinhalte.
Pixabay.com © Infoniqa_com CCO Public Domain

Corona sorgt für einen Digitalisierungsschub

Die Lockdown-Phasen der Corona-Pandemie haben die Mitarbeiter fast dazu gezwungen, ihre Arbeit von zuhause aus zu verrichten. Dennoch sagen nur 34 Prozent der Befragten, dass ihnen die Entscheidung tatsächlich aufgezwungen wurde, während 65 Prozent daran zumindest beteiligt waren.

Viele haben die Vorteile dieser zunächst nur als Provisorium gedachten Lösung schnell erkannt: Rund 55 Prozent aller Personalleiter geben im Trendreport an, dass Corona einen positiven Einfluss auf den digitalen Wandel im Unternehmen hat. Fast zwei Drittel der Arbeitnehmer sagen, dass ihre Arbeitgeber nun in digitale Tools investieren, um sie im neuen Arbeitsalltag zu unterstützen.

Viele Betriebe haben die Möglichkeit erkannt, einerseits die Vorteile der Bürokultur beizubehalten und gleichzeitig flexibles Arbeiten zu ermöglichen. Gleich 76 Prozent der Arbeitnehmer geben an, dass sie ihre Arbeitszeiten seit Corona nun flexibler an die Familie anpassen können.

Als Dauerlösung kommt das Homeoffice für die meisten Beschäftigen aber nicht in Frage. Nur neun Prozent möchten am liebsten dauerhaft im Homeoffice arbeiten, während über 60 Prozent eine Kombination aus Büroarbeit und Homeoffice bevorzugen beziehungsweise Wert darauflegen, ihre Arbeitszeiten flexibel zu gestalten.

Die Bewertung der Arbeit im Homeoffice fällt bei Arbeitnehmer und Arbeitgeber unterschiedlich aus. 23 Prozent der Befragten Mitarbeiter gaben an, im Homeoffice produktiver zu arbeiten und gleich 32 Prozent fühlen sich daheim weniger gestresst. Doch fast die Hälfte vermisst dabei den Kontakt zum Team.

Bei den Arbeitgebern gehen rund 45 Prozent davon aus, dass die Mitarbeiter im Homeoffice weniger produktiv sind. Dennoch wollen 75 Prozent jener Betriebe, die ihr Homeoffice-Angebot zu Beginn der Pandemie ausweiteten, auch dabei bleiben.

Der Clash der Generationen

Als Boomer werden all jene bezeichnet, die zwischen 1955 und 1964 geboren wurden und im Wohlstand aufwuchsen. Die Gen Z bezeichnet hingegen die Digital Natives, die ab 1995 geboren wurden und für die soziale Medien und Smartphones zum Alltag gehören.

Doch wie unterschiedlich ist die Denkweise dieser beiden so konträren Generationen? Was den materiellen Wohlstand angeht, sind sie sich zumindest sehr ähnlich. In beiden Fällen gaben über 80 Prozent der Befragten an, dass dieser Punkt bei der Gestaltung des Lebens eine wichtige Rolle spielt.

Unterschiede zeigen sich jedoch bei der Weiterbildung. Der jungen Generation ist eine gute Schulung wesentlich wichtiger. Vor allem aber wollen sie neben dem Job viel freie Zeit haben. Einig sind sich die Generationen jedoch darüber, dass die örtliche Ungebundenheit die Arbeitswelt beeinflussen wird.

Betroffen davon sein werden jedoch primär die jüngeren unter den Befragten. Denn während für sie das Arbeitsleben gerade erst so richtig Fahrt aufnimmt, geht es für die ersten Boomer gerade zu Ende, da sie langsam das gesetzliche Rentenalter erreichen.

Eines steht jedenfalls fest: Der Wandel der Arbeitswelt ist unaufhaltsam und wir dürfen gespannt sein, wie der Arbeitsplatz der Zukunft tatsächlich ausschaut.