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Heckenkirsche Heckenkirsche: Romantik trifft auf Sachlichkeit

Von Helga Panten 06.06.2005, 12:54

Bonn/dpa. - Ein Garten ohne Geißblattlaube war in der Zeit des Biedermeier undenkbar. Heute ist es ruhiger geworden um den Schlinger Lonicera, den der Volksmund Jelänger-Jelieber nennt.

Dabei durchduftet er Sommerabende wie kaum ein zweites Gehölz. Robustheit und Zuverlässigkeit sind dagegen das Charakteristikum der strauchig wachsenden Lonicera-Arten, meist als Heckenkirsche bezeichnet.

Die Geißblattlaube war Romantik pur. Wer der Welt überdrüssig war, zog sich zurück ins verbergende Grün. Berühmt ist das Selbstporträt von Peter Paul Rubens, das ihn mit seiner Gemahlin Isabella Brant in der Geißblattlaube zeigt. Wer heute eine solche anlegen, Rankgerüste oder Wände begrünen will, muss auf die richtige Lonicera-Art und ihre Sorten achten. Denn nicht alles, was botanisch Lonicera heißt, rankt - und nicht jede rankende Lonicera duftet.

Früher umwucherte die Lauben meist Lonicera caprifolium, das Echte Geißblatt. Bis zu acht Meter hoch schlingen seine Triebe, besetzt von blaugrünen, eliptischen Blattpaaren. Wo die Blütenquirle entspringen, verwachsen die Blätter zu Ovalen. Cremeweiß mit etwas Rosa stehen die Blüten da, und das ist kein Zufall: Selbst bei Mondlicht sollten sie schimmern und Nachtfalter als Bestäuber anlocken. Das erklärt, warum der Duft abends und nachts besonders stark strömt.

Das Wald-Geißblatt Lonicera periclymenum ist dem Echten Geißblatt ähnlich. Gravierender Unterschied jedoch: Das Echte Geißblatt liebt kalkhaltige Böden, das Wald-Geißblatt schwach saure bis saure. Einen kühlen, beschatteten Fuß lieben beide. Darüber aber sollte es möglichst hell sein, damit es reichlich Blüten gibt.

Die beiden alt bewährten Geißblattarten haben einen Nachteil: Ihre Blütezeit dauert nur von Mai bis Juli. Daher ließ das Interesse an ihnen nach, als amerikanische, länger blühende Arten bekannt wurden. Von Juni bis September, je nach Witterung sogar bis November schaffen es Kreuzungen wie Lonicera x brownii mit der Sorte 'Dropmore Scarlett', Lonicera x tellmanniana und Lonicera x heckrottii.

Erstere haben kräftig orangerote beziehungsweise goldgelbe Blüten. Auf Duft muss man bei ihnen allerdings verzichten. Der ist der etwas zierlicheren Lonicera x heckrottii vorbehalten. Ihre Triebe tragen zweifarbige Blüten in Purpur mit Cremeweiß oder - bei der Sorte 'Flame' - Goldgelb.

Neben den Schlingern werden die strauchigen Heckenkirschen fast übersehen. Dabei sind sie in Städten nahezu allgegenwärtig. Lonicera nitida und Lonicera pileata wachsen als immergrüne Bodendecker oder Hecken selbst dort noch, wo Bäume Schatten werfen und Wurzeldruck ausüben - je nach Sorte 50 bis 150 Zentimeter hoch.

Lonicera tatarica, Lonicera xylosteum und Lonicera maackii werden als robuste, zwei bis drei Meter hohe Deck- und Schutzsträucher geschätzt. Sie nehmen auch mit bodentrockenen, schattigen Plätzen vorlieb, an denen andere Sträucher versagen. Dass Bienen und Hummeln die relativ kleinen Blüten lieben und Vögel die roten kirschenartigen Früchte schätzen, erhöht die Freude an den zuverlässigen Sträuchern.