Gunter Sachs Gunter Sachs: Frauen und Kunst als Lebenselixier
München/dpa. - Sein Leben scheint wie ein Märchen aus «Tausend und einer Nacht»: Luxuriöse Wohnungen, schöne Frauen und opulente Feste sorgten Jahrzehnte für Schlagzeilen. Sein Name stand für Playboy und Jet-Set. Doch die Zeiten sind lange vorbei, als Gunter Sachs, der am Donnerstag (14. November) seinen 70. Geburtstag feiert, als Ehemann der französischen Schauspielerin Brigitte Bardot noch als
Inbegriff des sorglosen Lebemanns galt. Der auf Schloss Mainberg geborene Erbe der Kugellager- und Motorenwerke Fichtel & Sachs lebt seit Jahren zurückgezogen mit seiner dritten Ehefrau Mirja Larsson mit Hauptwohnsitz in London für seine Kunst.
Gunter Sachs, der sich sehr erfolgreich in verschiedenen Berufen versucht hat und sich selber einen «unsteten Mensch» nennt, wollte nie nur Multimillionär sein. Schon während seines Mathematikstudiums in Lausanne entdeckte er sein Interesse für die Kunst und die Fotografie, die später seine Profession werden sollte. Als Sammler und vor allem als Mann hinter der Kamera fühlt sich der frühere Liebling der Regenbogenpresse heute so wohl wie berufen. «Wenn alles gut geht bei der Fotografie, dann ist es wie ein schöner Rausch», soll er einmal während einer fünfwöchigen Fotosession mit dem Star- Modell Claudia Schiffer gesagt haben. Dabei herausgekommen ist 1991 der Bildband «Heldinnen».
Auch der Beginn seiner Sammelleidenschaft scheint typisch für ihn: Bei einer vom ihm organisierten Ausstellung mit Fotografien von Andy Warhol war das Hamburger Publikum zwar interessiert, aber nicht kauffreudig. Um den großen New Yorker Pop-Art-Künstler nicht zu beschämen, habe er kurzerhand alle Bilder gekauft, sagte Gunter Sachs und damit gleichzeitig den Grundstein für seine inzwischen umfangreiche und bedeutende Sammlung zeitgenössischer Kunst gelegt. Heute wandern seine «surrealen Fotografien» in Ausstellungen rund um den Globus und werden hoch gehandelt. Dies wiederum freut seine Frau Mirja: Alle Verkäufe kommen der von ihr gegründeten Stiftung für Not leidende Kinder zugute.
Für weltweites Aufsehen im internationalen Jet-Set sorgte Sachs, als er 1966 den französischen Topstar Brigitte Bardot heiratete. Doch die Ehe wurde bereits drei Jahre später wieder geschieden. «Wir wussten beide, dass Leidenschaft nicht ewig währt», erklärte der Ex- Playboy in einem Interview. «Und als sie verflogen war, trennten wir uns genauso spontan, wie wir uns getroffen hatten.» Seine jüngste Leidenschaft ist die Astrologie. 1995 gründete er in der Schweiz ein Institut, das einen möglichen Zusammenhang zwischen Sternzeichen und dem Verhalten der Menschen statistisch untersuchen wollte. Glaubt man Sachs, so arbeiten Skorpione wie er überdurchschnittlich häufig als Bäcker, Maurer oder Maler und leben auffällig oft alleine.
Sachs selbst ist inzwischen seit 33 Jahren mit dem ehemaligen schwedische Fotomodell verheiratet und hat aus dieser Ehe die Söhne Christian und Claus Alexander. Insgesamt drei Mal gab der umtriebige Matthias Claudius und Erich Kästner liebende Sachs (Lieblingstugend «Mut zur Sache») sein standesamtliches Jawort. Elf Jahre vor seiner Hochzeit mit dem französischen Filmstar heiratete er seine erste Frau Anne-Marie Faure. Sie starb drei Jahre später an den Folgen eines Verkehrsunfalls.
Wegen seines schillernden Lebenswandels betrachtete die Öffentlichkeit Sachs selten als Unternehmer. Dabei wurde ihm das Kaufmännische in die Wiege gelegt. Sein Vater Willy Sachs war Alleininhaber der Fichtel & Sachs AG, sein Großvater der Erfinder des Fahrrad-Freilaufs und Mitbegründer des Unternehmens. Auch Gunter Sachs arbeitete für das Familienunternehmen. Später machte er als Besitzer einer internationalen Kette von Modeboutiquen von sich Reden.
Das Image des Frauenhelden und Lebemannes wurde er nie richtig los. Doch die Playboys der alten Schule sterben aus: «Wir leben in einer transparenten und anspruchsarmen Welt, die neue, schillernde Typen, aber bestimmt nicht mehr die klassischen Paradiesvögel hervorbringt», meint Sachs, der sich heute an seiner Familie, der Kunst und dem Golfspielen erfreut. «Die Playboys sind so tot wie die Musketiere oder Troubadoure.» So verwundert es nicht, dass der Jubilar seinen Ehrentag «ganz normal» mit seiner Familie feiert.