Vorsicht bei Milchprodukten Vorsicht bei Milchprodukten: Säuglinge brauchen Joghurt

München/Dortmund/dpa. - Die Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft fürKinderheilkunde und Jugendmedizin in Berlin hat jetzt in einerStellungnahme zu «Beikostprodukten auf Milchbasis» ausdrücklich vor«reichlichem Verzehr von Milch und Milchprodukten» im Säuglingsaltergewarnt. «Kinder sollten in den ersten vier Monaten ausschließlichMuttermilch oder Säuglingsmilchnahrung bekommen», rät ProfessorBerthold Koletzko, der am Haunerschen Kinderspital der UniversitätMünchen tätig und zugleich Vorsitzender der Ernährungskommission ist.
Das enstspricht auch dem «Ernährungsplan für das 1. Lebensjahr»des Forschungsinstituts für Kinderernährung (FKE) in Dortmund. AlsBeikost wird darin erst zwischen dem 5. und 7. Lebensmonat einGemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei empfohlen. Einen Monat später sollteein Vollmilch-Getreide-Brei, danach noch ein milchfreierGetreide-Obst-Brei hinzukommen. «Das ist bereits ausgewogen», sagtMathilde Kersting vom FKE. «Auf zusätzlichen Quark und Joghurt kanngetrost verzichtet werden.»
Etliche dieser Produkte bereiten auch Andrea Schauff,Ernährungsexpertin bei der Verbraucherzentrale Hessen in Frankfurt,Sorgen: «Wenn man sich die Zutatenliste anguckt, kann man zum Teilnur mit dem Kopf schütteln.» Puddings enthielten oft Zucker,Zusatzstoffe wie Johannesbrotkernmehl oder modifizierte, alsochemisch veränderte Stärke, manchmal auch Aromastoffe. «Für Säuglingeist das ungeeignet», warnt Andrea Schauff.
Zurückhaltend sollten Eltern von Kleinkindern auch mitgewöhnlicher Kuhmilch (Trinkmilch) sein: Für die ersten 10 bis 12Lebensmonate sei deren Verwendung nicht zu empfehlen, so dieErnährungskommission. «Kuhmilch hat einen sehr niedrigen Eisengehaltund hemmt auch die Aufnahme von Eisen aus anderen Lebensmitteln», soProfessor Koletzko.
Bekommen kleine Kinder neben der Muttermilch und der empfohlenenSäuglingsnahrung zusätzlich Milch und Milchprodukte wie Quark undJoghurt, besteht die Gefahr, dass sie zu viel Eiweiß zu sich nehmen.«Zu viel Eiweiß belastet den Stoffwechsel und die Nieren», warntKoletzko.
Diese Gefahr hält auch Rainer Siewert, Leiter der AbteilungÖffentlichkeitsarbeit bei Milupa in Friedrichsdorf, für unbestritten:«Bei unseren Milchbreien entspricht der Eiweiß-Anteil deshalb demBedarf eines Säuglings.» Das gelte generell für die Beikostprodukteder Säuglingsnahrungshersteller, sagt Norbert Pahne, Geschäftsführerdes Diät-Verbandes in Bonn, der die Interessen der dort organisiertenUnternehmen für Babykost vertritt: «Auch bei Milch haltigenZwischenmahlzeiten ist der Proteingehalt überwiegend um mehr als 50Prozent gegenüber herkömmlichen Milchprodukten verringert.»
Aus Sicht der Ernährungskommission ist allerdings jedeszusätzliche Quark- oder Joghurtprodukt überflüssig. «Säuglingebrauchen Milch, aber sie sollten Muttermilch oder eineSäuglingsmilchnahrung erhalten», ist Professor Koletzkos Fazit.«Unveränderte Trinkmilch, Frischkäse, Joghurt und Desserts sinddagegen nichts für sie.»
Informationen: Die Broschüre«Gesunde Ernährung von Anfang an» ist für 5,11 Euro plus 2 EuroVersandkosten erhältlich bei der Verbraucherzentrale Hessen, GroßeFriedberger Straße 13-17, 60313 Frankfurt (069/97 20 10 30, Fax:069/97 20 10 50, E-Mail: [email protected]).