UV-Strahlung UV-Strahlung: Gut beschirmt vor der Sonne
Halle/MZ. - Schatten ist aber nicht gleich Schatten. Dies belegen Messungen des UV-Schutzfaktors (Ultraviolet Protection Factor UPF) von sieben Sonnenschirmen durch die Hohensteiner Institute in Bönnigheim (Baden-Württemberg). Bei den Ende April 2007 im Fachhandel, Baumärkten, Einrichtungshäusern und einem Supermarkt gekauften Schirmen stellten die Experten um Dr. Jan Beringer erhebliche Unterschiede beim UV-Schutz fest.
Um möglichst realistische Ergebnisse zu erhalten, legten die Tester den Messungen den international gültigen UV-Standard 801 zugrunde. Dieser sieht unter anderem eine "Bewitterung" der Prüflinge und Messungen im gedehnten und feuchten Zustand vor - Situationen, wie sie zum Beispiel der Nutzung am Strand oder einem Gewitterschauer entsprechen.
Der geringste UPF wird als maßgeblicher Wert für ein Produkt ermittelt. Mit einem UPF von 500 präsentiert sich der gelbe Sonnenschirm "Art" von Sonntex (129 Euro) als Testsieger. Einen nur geringfügig schlechteren UV-Schutz bieten das terracottafarbene Ampel-Modell "Aruba" von Zangenberg (119 Euro) sowie die Stabschirme "Karlsö" von Ikea (blau, 69 Euro) und "Reno" von Schneider (hellgrün, 59,59 Euro). "Alle drei Schirme sind dafür geeignet, auch Menschen mit besonders empfindlicher Haut und kleine Kinder den ganzen Tag effektiv vor direkter Sonneneinstrahlung zu schützen", resümierte Jan Beringer, Leiter des Kompetenzzentrums "Intelligente Textilien" an den Hohensteiner Instituten.
Ausgangspunkt für die Festlegung des UPF ist die so genannte Eigenschutzzeit der Haut, die abhängig vom Hauttyp sehr stark variiert: Die Haut eines Menschen vom Hauttyp I etwa, mit roten oder blonden Haaren, blauen Augen und sehr hellem Teint, hat eine Eigenschutzzeit von ungefähr fünf bis zehn Minuten. Setzt er sich länger ungeschützt der prallen Sonne aus, riskiert er einen Sonnenbrand. Geschützt von einem textilen Material mit UPF 80, kann die risikolose Verweildauer in der Sonne um das 80-fache verlängert, also auf maximal sechs bis 13 Stunden ausgedehnt werden. In der Praxis werden deshalb Werte über UPF 80 nicht an den Produkten angegeben - auch die Testsieger "Art" und "Aruba" bekamen "nur" das UPF 80. Mit einem UPF von 40 bietet der dunkelgrüne Ampelschirm von Hornbach (49,95 Euro) noch einen ausreichenden Sonnenschutz für wenig empfindliche Haut.
Bei einem UPF von 30 für den beigefabenen Ampelschirm von Obi (49,99 Euro) und 20 beim blauen Stangenschirm "Outdoor Parasol" von Praktiker (15,49 Euro) sieht Dr. Beringer die Notwendigkeit ergänzender Sonnenschutz-Maßnahmen: "Bei einem Aufenthalt von mehr als zwei Stunden ist ein zusätzlicher Sonnenschutz durch Kleidung oder Sonnencreme bei diesen beiden Modellen zwingend notwendig, zudem ja auch immer die Sonnenstrahlung berücksichtigt werden muss, die durch seitliche Reflektion auf den Menschen trifft", sagt der Forscher. Beim Schirm von Praktiker bemängelt der Fachmann außerdem die seiner Meinung nach irreführende Auszeichnung am Schirm: "Beim Schirm 'Outdoor Parasol' wird mit einem UV-Schutzfaktor von 50 und mehr (UPF 50+) geworben - allerdings ohne Angabe der verwendeten Prüfmethode. Die Diskrepanz zu dem von uns ermittelten UPF von 20 beruht vermutlich auf der Verwendung einer Norm, welche die realen Nutzungsbedingungen wie das Dehnen des Materials nicht berücksichtigt und auch nur einen Wert im Neuzustand ermittelt." Sonnenschirme mit einem UPF unter 40, der nach UV Standard 801 ermittelt wurde, sind allenfalls für kurze Aufenthalte oder unempfindliche Hauttypen geeignet. Der UPF ist dabei sehr stark von der Dichte des verwendeten Materials und der Farbgebung abhängig. Wie der Testsieger "Art" von Sonntex beweist, sind aber maximale Schutzfaktoren auch bei hellen Schirmfarben zu erreichen.
Dazu werden hochwertige mit Titanoxid mattierte Polyesterfasern besonders dicht verwebt. Nur geringen Schutz vor UV-Strahlen bieten dagegen zum Beispiel grobe Vliesmaterialien oder auch Baumwollstoffe, wie sie von Dr. Beringers Team in anderem Zusammenhang auch schon einmal untersucht wurden. "Mit UPFs von 5-10 haben diese allenfalls dekorativen Charakter, sind aber als effektiver Sonnenschutz vollkommen ungeeignet", sagt Jan Beringer. "Leider lässt sich der UPF eines textilen Materials nicht anhand des Augenscheins beurteilen", bedauern die Experten der Hohensteiner Institute. Viele Hersteller zeichneten ihre Produkte allerdings schon mit einem UPF aus, an dem sich der Verbraucher orientieren kann. Es gebe aber keine einheitliche Vorgabe für dessen Ermittlung. "Die Verbraucher sollten deshalb wie bei der Auswahl ihrer Sonnencreme immer auf einen in Zahlen angegeben Schutzfaktor achten", empfiehlt Textilforscher Jan Beringer. Slogans wie "Mit UV-Schutz" oder "Filtert 90 Prozent" seien irreführend.
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