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Tägliches Ritual Tägliches Ritual: Auch Papa muss putzen

24.10.2001, 08:09

Bonngms. - Eltern kennen die täglichen Rituale im Bad,wenn der Nachwuchs dazu bewegt werden soll, die Zähne zu schrubben.Eine Garantie dafür, dass die Zahnbürste tatsächlich im Mund landet,gibt es nicht - und auch die Zahnpasta landet nach wenigen Sekundenentweder im Waschbecken oder im Magen der Junioren. So bleibt dasZähneputzen mit Kindern eine pädagogische Herausforderung.

«Es ist sehr wichtig, dass Zähneputzen schon bei den Kleinkindernzur Gewohnheit wird, so wie Händewaschen oder Kämmen», sagtChristiane Goepel, Geschäftsführerin der DeutschenArbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege (DAJ) in Bonn. Wer meine,bei den Milchzähnen komme es noch nicht darauf an, begehe einengroßen Fehler.

«Jeder einzelne Milchzahn hat eine Platzhalterfunktion», erklärtChristiane Goepel. «Wenn kariöse Milchzähne gezogen werden müssen,verschiebt sich das Gebiss und damit auch die nachkommendenDauerzähne.» Zudem bringen kariöse Milchzähne Keime in die Mundhöhle,die beim Zahnwechsel natürlich auch die neuen Zähne angreifen.

«Der erhobene Zeigefinger oder die Androhung einer Strafe istjedoch nicht der richtige Weg», warnt Tina Heins von derLandesarbeitsgemeinschaft zur Förderung der Jugendzahnpflege im LandBremen (LAJB). Auch die Kinder müssten den Sinn der Zahnpflegeverstehen. Die Grunderklärung lautet: Wer Süßes isst und sich nichtdie Zähne putzt, bekommt irgendwann ein Loch im Zahn - und das gehtnicht mehr weg und tut weh. «Wirklich verstehen, was Karies ist,können die Kinder erst ab fünf bis sechs Jahren», so die Sprecherinder LAJB.

«Wichtig ist, bildlich zu erklären», weiß Tina Heins aus ihrerBerufserfahrung als Beraterin in Kindergärten. «Wir benutzen zumBeispiel große Zahnmodelle.» Eltern sollten also auf entsprechendbebilderte Bücher zurück greifen oder vielleicht auch mal selbst denZeichenstift in die Hand nehmen. Doch gerade bei den unterSechsjährigen ist die Motivation fast wichtiger als das Verständnis.

Eine witzige Zahnbürste und eine farbige Kinderzahncreme solltenschon einmal zur Grundsausrüstung gehören. Das Putzen müsse einEreignis werden, erklärt Tina Heins: «Da kann man eine Geschichteerzählen oder gemeinsam Reime schmieden.» Als besonderen Trickempfiehlt die Beraterin der LAJB Handpuppen, denn von Puppen nehmenKinder leichter auch mal eine Anweisung an als von Erwachsenen.

Natürlich sind die Eltern auch beim Zähneputzen die großenVorbilder der Kleinen. Mediziner und Kinderbetreuer empfehlendeswegen, gemeinsam mit dem Nachwuchs die Zahnbürste zu schwingen.«Oft hören wir von den Kindern etwa den Satz: Aber mein Papa putztauch nicht!», erzählt Tina Heins. «Dabei stimmt das gar nicht,sondern die Kinder erleben ihren Vater nur nicht beim Zähneputzen,weil der schon vor ihnen das Haus verlässt.» Die Beraterin empfiehltdeswegen, am Samstag ruhig einen Familienputztag einzulegen.

Generell müssten Kinder bis zum sechsten Lebensjahr beim Putzenbegleitet werden - und das nicht nur um die Zahnpflege zur Gewohnheitwerden zu lassen, sondern auch um noch einmal nachzubürsten. «DieFeinmotorik der unter Sechsjährigen ist noch nicht gut genug, alsdass sie die Plaque vollständig entfernen könnten und jeden Zahnerreichen», erklärt Tina Heins.

Die Zahnpasta spielt bei den Erfolgen, die man bei der Mundhygienebei Kindern verbuchen konnte, eine besondere Rolle. «Inzwischen hatsich eigentlich flächendeckend die fluoridierte Zahnpastadurchgesetzt», erklärt Christiane Goepel. Der Richtwert, der fürKinder als unbedenklich gilt, liegt bei 0,5 ppm (parts per million)Fluoridanteil in der Creme. Vom sechsten Lebensjahr an können dieKinder langsam auf Erwachsenen-Zahncremes umsteigen, die einen höhereFluoridkonzentration haben.

Kinderärzte empfehlen bereitsab dem ersten Lebensjahr Fluorid in Tablettenform zu verabreichen,bevor man mit drei Jahren aufs Putzen mit Cremes umsteigt.