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Morbus Bechterew -  Morbus Bechterew - : eine Krankheit bekommt einen neuen Namen

04.12.2020, 09:07

Sechs bis acht Jahre kann es dauern, bis ein Arzt die rheumatische Erkrankung Morbus Bechterew erkennt. Damit sich das in Deutschland ändert, arbeiten Experten an neuen Strategien. Eine davon ist, der Krankheit eine neue Bezeichnung zu geben.

Axiale Spondyloarthritis ­– so lautet der neue Name, der sowohl Morbus Bechterew als auch seine Frühformen in einer Kategorie zusammenfasst. Damit haben Experten einen Oberbegriff gefunden, der für alle Stadien dieser entzündlich-rheumatischen Erkrankung steht. Sie sind überzeugt, damit einen wegweisenden Schritt zu gehen, um die Krankheit früher erkennen und therapieren zu können.

Das ist wichtig, weil die rheumatischen Entzündungen in den Wirbelkörpern, die bei Morbus Bechterew auftreten, zu Verknöcherungen in der Wirbelsäule führen. Der Rücken versteift. Eine frühe Diagnose und fachkundige Behandlung können diesen Prozess lange hinauszögern, manchmal sogar aufhalten. Für Betroffene bedeutet das, dass ihnen ein jahrelanger Leidensweg erspart bleibt und sie ihre Beweglichkeit deutlich länger behalten.

Die Rechnung geht auf, bestätigt der Münchner Rheumatologe Dr. Martin Welcker. Die neuen Klassifikationskriterien in Kombination mit modernen Techniken ermöglichen tatsächlich schnellere Diagnosen.

Früherkennung durch den Facharzt

Je früher Ärzte Rheuma erkennen, desto schneller können sie gezielt gegen die Entzündungen vorgehen. Das senkt auch das Risiko für mögliche Begleiterkrankungen wie etwa Herzinfarkt und Schlaganfall. Allerdings funktioniert das nur, wenn Haus- und Fachärzte eng zusammenarbeiten.

Besonders bei axialer Spondyloarthritis werden die Symptome häufig nicht richtig eingeordnet. Rückenschmerzen gelten als Volkskrankheit. Sie sind bei mehr als 20 Prozent der Bevölkerung der Grund für Krankschreibungen. Um hier zwischen degenerativem Kreuzschmerz und rheumatischen Entzündungen zu unterscheiden, müssen von Anfang an die richtigen Fragen gestellt werden. So kann etwa der Zeitraum, in dem die Schmerzen auftreten, einen wichtigen Hinweis liefern, ob eine Überweisung zum Rheumatologen notwendig ist. „Die für die axiale Spondyloarthritis typischen entzündlichen Rückenschmerzen manifestieren sich überwiegend in der zweiten Nachthälfte“, erklärt Welcker. Belastungsschmerzen treten in der Regel im Laufe des Tages auf.

Innovative Therapien gegen Rheuma

Bestätigt ein Facharzt für Rheumatologie die Diagnose, kann er die Entzündungen gezielt mit bestimmten Medikamenten behandeln. Die Therapie beginnt meist mit nichtsteroidalen Antirheumatika, kurz NSAR genannt. Bringen sie nicht den gewünschten Therapieerfolg, können Biologika zum Einsatz kommen. Diese biotechnologisch hergestellten Antikörper greifen direkt ins körpereigene Abwehrsystem ein. Denn die Entzündungen sind die Folge einer gestörten Immunreaktion.

Leider ist die rheumatologische Versorgung in Deutschland nicht überall gleich. Einige Patienten müssen einen langen Weg in Kauf nehmen, um sich vom Facharzt behandeln zu lassen. Laut Welcker lohnt sich die Mühe aber in jedem Fall. Schließlich bedeutet die fachkundige Hilfe für die Patienten, dass sie trotz ihrer Rheumaerkrankung ein aktives und zufriedenes Leben führen können.