«Gebrannte Erde» «Gebrannte Erde»: Wohnen mit Terracotta

Selb/Potsdam/dpa. - Terracotta heißt übersetzt «Gebrannte Erde». Tatsächlich bestehen die original Cotto-Fliesen, die vor allem in Italien, aber auch in Frankreich und Spanien hergestellt werden, seit Jahrhunderten aus den Urelementen Erde, Feuer und Wasser. Fans des natürlichen Wohnens schwören deshalb schon lange auf die roten Tonfliesen. Für andere ist Terracotta einfach ein Mittel, sich ein wenig südliches Flair und Urlaubsstimmung ins Wohnzimmer zu zaubern.
«Der Vorteil eines Terracotta-Bodens liegt neben seiner Natürlichkeit und seinem hübschen Aussehen vor allem darin, dass er die Wärme speichern kann», erläutert Thomas Leistikow von der Firma Terracotta in Potsdam. Gerade bei einer Fußbodenheizung seien die roten Tonfliesen der ideale Belag - das Thema «kalte Füße» sei damit ein für alle mal erledigt.
Außerdem ist jede nach alter Tradition in Handarbeit gefertigte Cotto-Fliese ein Unikat. Je nach Herstellungsort und Zusammensetzung der dortigen Erde variieren Farbe und Konsistenz. Für den Liebhaber einer individuell gestalteten Einrichtung ist es also das ideale Material, sagt Ingeborg Burggaller, Pressereferentin des Deutschen Industrieverbandes für Keramische Fliesen und Platten in Selb in Oberfranken. «Hinzu kommt, dass Terracotta mit der Zeit eine gewisse Patina bekommt, weil zum Beispiel Fett oder Rotwein, aber auch kleine Steinchen oder Stöße auf diesem offenporigen Material ihre Spuren hinterlassen», so Burggaller. «Das ist also genau der richtige Boden für Leute, die den "used character" mögen.»
Wer hingegen blitzblanke Flächen bevorzugt, sollte auf Terracotta verzichten, sagt Leistikow: «Die sauberkeitsliebende Hausfrau, die jedem Fleck hinterher putzt, wird mit Cotto nicht glücklich.» Auch in stark beanspruchten Bereichen der Wohnung wie dem Hausflur, den man oft mit schmutzigen Schuhen betritt, sei Cotto nur bedingt geeignet.
Allerdings können das Fleckenrisiko und die Empfindlichkeit von Terracotta durch eine gewissenhafte Grundbehandlung nach dem Verlegen deutlich eingeschränkt werden, erläutert Angelika Lösel von der Firma Lithofin in Wendlingen am Neckar, die auf Reinigungsmittel für Keramik- und Steinfliesen spezialisiert ist: «Wenn man den Boden zu Beginn ordentlich imprägniert und wachst, kommt man gut damit zurecht.» Wichtig sei auch regelmäßiges Wischen mit speziellen Pflegemitteln, die den Glanz erhalten und zusätzlich schützen.
Wem das zu aufwendig ist, muss auf Italien-Stimmung zuhause trotzdem nicht verzichten: Längst hat die Industrie Keramik-Fliesen entwickelt, die optisch so aussehen wie der echte Cotto, durch das moderne Material aber robuster, pflegeleichter und natürlich auch preisgünstiger sind. «Diese glasierten Fliesen mit Terracotta-Anmutung muss man lediglich einmal wachsen, dann hält das ewig», sagt Ingeborg Burggaller. Und der Unterschied zum echten Cotto sei - zumindest für den Laien - fast nicht zu erkennen.