Gärtner im Nordosten öffnen ihre Pforten
Lübstorf/dpa. - Ob private Rostengärten, wissenschaftliche Anpflanzungen einer Hochschule oder Schlossparks - am Wochenende (14./15. Juni) stehen in Mecklenburg-Vorpommern zahlreiche Gärten für Besucher offen.
Minze, Salbei, Thymian und dazu die alten deutschen Küchenkräuter Ysop und Pimpinelle. Diese Mischung brüht sich Günter Lenz an heißen Sommertagen gern zu einem frischen Tee auf. Salate, Kresse, Mangold oder Pastinaken pflückt er für die Küche seiner Frau Ute, die daraus Snacks für die Besucher zaubert. Seit sechs Jahren bewirtschaftet Familie Lenz die denkmalgeschützte Schlossgärtnerei Wiligrad in Lübstorf bei Schwerin. Das Unternehmen nimmt am Wochenende an der Aktion «Offene Gärten» teil, die zum zweiten Mal in Mecklenburg-Vorpommern stattfindet.
100 Teilnehmer zählt der Verein «Offene Gärten» in diesem Jahr, berichtet der stellvertretende Vorsitzende Klaus-Peter Schmidt. Private Rosenpflanzungen, englische Landschaften, botanische Gärten, hektargroße Schlossparks und wissenschaftliche Anpflanzungen der Hochschule Wismar auf der Insel Poel könnten ebenso besichtigt werden wie im Kreis Güstrow ein Teegarten in Schlieffenberg, ein japanischer Hain in Todendorf oder der nur wenige Quadratmeter große Kräutergarten des Apothekers von Gnoien. Ziel der Aktion sei es, Besucher über heimische und exotische Gewächse zu informieren und dazu anzuregen, auch mal über den eigenen Gartenzaun zu schauen, erklärt Schmidt.
Günter Lenz sah sich schon immer gern in fremden Gärten um, wie er sagt. Doch erst mit dem Kauf der alten Schlossgärtnerei war der frühere Soldat auch beruflich zu Spaten und Gießkanne gewechselt. Dabei hatte es ihm der historische Herzogsitz von Wiligrad am Schweriner See besonders angetan. Wo einst Johann Albrecht zu Mecklenburg (1857-1920) residierte, war um 1896 ein fast einmaliges Ensemble aus Schloss, Marstall, Remise, Wald-, Hühnerhaus und eben der Gärtnerei entstanden. Letztere, ein Areal von 2,2 Hektar, war bis 1992 fast 100 Jahre lang ohne Unterbrechung betrieben worden, dann aber lag sie zehn Jahre brach.
Seit 2002 müht sich nun das Ehepaar Lenz gemeinsam mit seinen drei erwachsenen Kindern um die Wiederbelebung der einst herzoglichen Pflanzenzucht. Dabei orientieren sich die Lenzens am historischen Vorbild, kümmern sich um die Restaurierung der alten gemauerten Gewächshäuser. Gut gedeihen würde bereits der biologische Kräuter- und Gemüsegarten, sagt Günter Lenz. Eine kleine Baumschule mit Weihnachtsbaumplantage solle künftig zum Umsatz beitragen. Die alte Streuobstwiese hingegen liefere bereits regelmäßig Rohstoffe für Säfte und selbstgekochte Marmeladen. Ökologische Produkte gebe es nicht nur im Hofladen zu kaufen, sondern auch im eigenen Gartencafé zu probieren.
So setzen die Schlossgärtner von Wiligrad nicht nur auf den direkten Ertrag ihrer Beete, sondern vor allem auch auf die Neugier und den Appetit von Touristen, Tagesbesuchern, Radlern und Reisegruppen. Eines der noch ungenutzten Gewächshäuser solle jetzt zu einer größeren Begegnungsstätte umgebaut werden, kündigt Lenz an. Dort könnten dann Kultur - Musik, Malerei, Bildhauerei und Töpferei - zusammen mit den Früchte mecklenburgischer Gartenbaukunst genossen werden, hofft der Unternehmer.
Internet: www.offene-gaerten-mv.de
Internet: www.schlossgaertnerei-wiligrad.de