Garnelen und Katzen - Online-Tierarzt Spangenberg
Ingelheim/dpa. - 21 200 Anfragen von besorgten Tierhaltern hat der Tierarzt aus Ingelheim bei Mainz nach eigener Aussage seit Gründung seiner Online-Praxis («zzf.de/spangenberg») vor acht Jahren bekommen. Die Idee dazu kam vom Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands. «Manchmal beantworte ich eine Frage innerhalb von zehn Minuten. Ich arbeite auch an Wochenenden und Feiertagen», sagt der 77-Jährige, der mit Fernsehauftritten und eigenen Büchern bekanntgeworden ist.
Anfragen erhält er aus aller Welt, beispielsweise aus den USA, China, Russland, Skandinavien und Afrika. «Eine Frau schrieb mir aus Kairo, dass sie mit ihrer Schildkröte zum Tierarzt ging und der dafür überhaupt kein Verständnis hatte.» Der ägyptische Tierarzt kannte Schildkröten nur als Nahrungsmittel. «Er fragte: «Ja, wie denn? Grillen oder kochen?» Spangenbergs Aufgabe ist es auch, den Tierhaltern zu sagen, bei welchen Anzeichen sie zum Tierarzt gehen sollten. Dies sei bei allen akuten und ernsthaften Erkrankungen der Fall. «Hat eine Katze über 39 Grad Fieber, schreibe ich, dass der Besitzer sofort mit ihr einen Tierarzt aufsuchen soll.»
Ute Tietjen von der Bundestierärztekammer sieht das Thema Online-Diagnosen bei Tieren kritisch: «Der Tierarzt kann das Tier, wenn er es nicht sieht, natürlich nur begrenzt beurteilen.» Per Internet könne man nur Vermutungen anstellen und Hilfestellungen wie etwa Ernährungstipps geben. «Eine Online-Information kann hilfreich sein, aber per Internet kann man keine endgültige Diagnose stellen», warnt Tietjen. Selbst wenn das Tier nur Flöhe habe, könne es beispielsweise sein, dass es dadurch an einer Allergie leide, welche die Behandlung komplizierter mache und die bei einer Diagnose per Internet nicht erkannt werde.
Um online Rat geben zu können, muss Spangenberg oft drei- bis fünfmal mailen, damit er die nötigen Details erfährt. «Reptilien sind schwieriger per Internet zu diagnostizieren, die muss man sehen. Leichter geht es bei Hunden und Katzen», erklärt der Tierarzt. Die erste Diagnose sei jedoch nicht alles: «Es ist auch Teil meiner Aufgabe, die Leute zu beruhigen und Trost zu spenden.»
Spangenberg hat außerdem zahlreiche Bücher verfasst, die meisten zur Haltung von Katzen und Hunden - etwa «Katzenwissen für Dosenöffner. Eine kritische Liebeserklärung», «Der ältere Hund glücklich und gesund» und «Hundewissen für Rudelführer». Übersetzt wurden einige der Werke ins Polnische, Russische, Portugiesische, Englische, Spanische und Italienische.
Daneben hatte er nach eigenen Angaben zwischen 800 und 900 Fernsehauftritte bei verschiedenen Sendern. 1984 startete RTL mit ihm die dreijährige Reihe «Einfach tierisch». Von 1989 bis 1991 war er auf 3sat mit der Show «Hallo Rolf» zu sehen. Beim SWR-Fernsehen lief er von 2002 an ebenfalls drei Jahre lang mit der Sendung «Rat & Tat».
Außerdem hat Spangenberg auf der Radiowelle SWR4 seit 25 Jahren eine «Tiersprechstunde», in der Hörer anrufen und Fragen zu ihren erkrankten Tieren stellen können. «Ich bin Tierarzt mit Leib und Seele. Seit meinem sechsten Lebensjahr wollte ich diesen Beruf ergreifen», versichert der gebürtige Hamburger. Der drahtige Ruheständler wandert ansonsten gerne und ist bereits 14 Marathons gelaufen. Ein weiteres großes Hobby von ihm ist das Reisen.
Weil er so viel unterwegs ist, hält Spangenberg jetzt keine eigenen Haustiere. Früher hatte er jedoch neun Jahre lang eine Vogelspinne namens «Bertha» und 18 Jahre die Schlange «Caroline». Beide waren öfter in seinen Fernsehshows dabei.
Kann er eine Anfrage nicht spontan beantworten, schaut er in Fachbüchern nach oder telefoniert mit Experten. «Das Schöne ist, dass ich dabei selbst auch immer noch etwas lernen kann.» Als langjähriges Mitglied des Tierschutzbeirats bekam Spangenberg 1989 den Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz verliehen. Auf die Frage, ob es auch Tiere gebe, die er nicht möge, antwortet er: «Haie». Begegnet sei er aber noch keinem.
Online-Tierpraxis: www.zzf.de/spangenberg