Familie Familie: Rechtzeitig Grenzen setzen
NEUSS/DPA. - Und es gibt noch viele andere Situationen, in denen es zwischen Paaren und ihren Eltern schwierig wird - auch wenn sie sich eigentlich gut verstehen. Denn es ist nicht immer leicht, den richtigen Ton zu treffen, um sich abzugrenzen.
"Sprechen Sie die Sache am besten direkt und ohne viele Worte an", rät Huth, etwa: "Nimm es mir nicht übel, aber es ist für mich unangenehm, wenn du hier so hereinplatzt", oder: "Es wäre schön, wenn du mir vorher Bescheid gibst, dass du kommst". Den Ärger runterzuschlucken, sei dagegen keine gute Idee. "Irgendwann läuft das Fass über, und dann droht der richtig große Knall."
Die Schwiegermutter weiß immer alles besser? Der Schwiegervater raucht im Haus, obwohl das Paar das nicht will? Auch Schwiegerkinder sollten dann offen sprechen, rät Klaus Heer, Paartherapeut aus Bern. "Verlangen sie nicht, dass ihr Partner das Gespräch führt, wenn das Problem vor allem sie betrifft." Angst vor Ablehnung der Schwiegereltern müsse man nicht haben, vorausgesetzt man befolgt einige Gesprächsregeln: "Bleiben sie freundlich und sachlich, sprechen sie in Ich-Botschaften." Und wenn diese Bitten die Eltern nicht interessieren? "Dann gilt es natürlich, eine klare Grenze zu ziehen", sagt Caro Tille, Diplom-Psychologin aus Köln. Und zwar möglichst gemeinsam mit dem Partner. Wenn der Partner die Marotten der Eltern aber immer - frei nach dem Motto "So ist Mama halt" - entschuldigt, stehen Schwiegerkindern zu Recht die Haare zu Berge. "Das kann eine Partnerschaft zerreißen", warnt Huth.
Klaus Heer wirbt für Verständnis: "Machen Sie sich bewusst, dass zu ihrem Partner eine Familie gehört." Für die Partnerschaft sei es von großer Bedeutung, die Macken der Schwiegereltern mit einem Augenzwinkern hinzunehmen. "Regen sie sich nicht über alles auf, unterscheiden sie zwischen harmlosen und wirklich störenden Dingen."
Besonders wenn man Tür an Tür wohnt, ist eine frühzeitige Aussprache ratsam. Ausgesprochen ist das Problem oft nur noch halb so schlimm: "Die meisten Eltern sind daran interessiert, sich mit der jüngeren Generation gut zu verstehen", erklärt Anne Huth.
Ist es normal, wenn der Partner nicht nur sonntags, sondern auch montags bis freitags bei den Eltern zum nachmittäglichen Kaffee sitzt? "Es ist schön, wenn Eltern und erwachsene Kinder eine so gute Bindung haben", sagt Heer. "Allerdings kann das den Partner auch belasten", ergänzt Huth. "Vor allem, wenn man das Gefühl hat, in Konkurrenz zu den Eltern zu stehen." Wer zu Hause alleine mit dem Kuchen sitzt, während der Partner sich von Mama verwöhnen lässt, ist sauer. "Reden sie mit ihrem Partner, erklären sie ihre Gefühle und bitten sie um mehr gemeinsame Zeit."