Bücher im Herbst Bücher im Herbst: Neue Liebesgeschichten für Jugendliche
Hamburg/dpa. - Dabei ist die Intention der Autoren oft die, mit ihren Beispielen den jungen Lesern Orientierung im emotionalen Wirrwarr der Pubertät zu geben. Nicht selten lassen die Erzähler ihre Liebesgeschichten in der Zeit der Ferien beginnen: Einmal heraus aus dem Alltagstrott, öffnen ihre jungen Helden weit die Augen und entdecken völlig Neues.
Die 12-jährige Martha etwa, die Hauptperson in Kevin Henkes' Roman «Ein Anfang, ein Ende und jede Menge Wünsche», verbringt wie jedes Jahr ihre Sommerferien bei der Großmutter am Meer. Das Mädchen reist an mit diffusen Sehnsüchten im Gepäck, die in diesen Urlaubswochen überraschend erfüllt werden. Am Ende hat Martha gelernt, dass sich die Welt in einem Augenblick verändern kann.
Wie der Amerikaner Henkes versteht auch die deutsche Bestsellerautorin Beatrix Mannel, sich in den emotionalen Tumult Jugendlicher zurück zu versetzen. Luzy, ihre neue Heldin in dem Buch «Korallenkuss», glaubt sich im siebten Himmel, als sie endlich an Bord des Kreuzschiffes ist, auf dem ihre große Liebe arbeitet. Doch ausgerechnet dort trifft sie einen anderen und weiß nicht mehr, für wen eigentlich ihr Herz so rast. Mannels schreibt ihre Bücher, die sich fast alle um das schönste Gefühl der Welt drehen, spritzig, mit leichter Feder und ohne Anspruch auf tiefsinnige Bedeutung.
Den eher heiteren Liebesgeschichten ist auch die neue Reihe «Ich bin Ich!» gewidmet, die sich vor allem an Mädchen zwischen 14 und 16 Jahren richtet. Der Stuttgarter Thienemann Verlag knüpft damit an den Erfolg bei etwas jüngeren Leserinnen mit der Reihe «Freche Mädchen - freche Bücher!» an, die bereits 3,5 Millionen Mal verkauft wurde. Wenn es da noch um die erste Liebe ging, steht in der neuen Serie die Frage im Mittelpunkt, wie es denn nach dem ersten Kuss und dem ersten Freund weiter geht. So versucht Carlotta in Cora Gofferjés «Bye, bye, Ben» als Austauschschülerin in den USA ihre soeben beendete Freundschaft mit einem Jungen zu verarbeiten. Um Illusionen und Projektionen im Zeitalter des Internets dreht sich alles in Jochen Tills neuem Roman «Zueinander», denn hier will sich ein junges Paar nach dem virtuellen Flirt im wirklichen Leben kennen lernen. Das Thema ist zwar nicht neu, in Tills Interpretation allerdings allemal lesenswert.
Trauer, Angst und Liebe, diese extreme Gefühlsmixtur beschäftigt eine Reihe Autoren in ihren anspruchsvollen Jugendromanen: Cornelia Franz etwa begleitet ihren Helden Micha in dem Buch «Sechs Tage, vier Nächte» auf einer Flucht, denn der eigentlich cool wirkende Typ hat große Angst, nach einem Trip nach Hause zurück zu kehren, wartet doch dort sein kleiner Bruder, der im Koma liegt. Im Zug lernt Micha ein Mädchen kennen, und so steigt er nicht in Delmenhorst aus, sondern fährt einfach weiter nach Dresden. Auch wenn die Tage wie im Rausch vergehen, immer wieder schiebt sich das blasse Gesicht des Bruders in den Sinn. Mit Behutsamkeit und Humor schreibt Holly-Jane Rahlens ihre Bücher und trifft damit genau ins Schwarze. Nach «Prinz William, Maximilian Minsky und ich», ihrem bisher größten Erfolg, stellt sie in ihrem neuen Roman «Wie man richtig küsst», ein 15-jähriges Mädchen in den Mittelpunkt, das nicht nur mit dem ersten Verliebtsein fertig werden muss, sondern auch mit der Trauer um den toten Vater.
Auch die in London lebende Amerikanerin Meg Rosoff taucht in dem preisgekrönten Debütroman «So lebe ich jetzt» ihre Protagonisten und Leser in ein Wechselbad der Gefühle zwischen Komik und Verzweiflung, Leidenschaft, Liebe und Todesangst. Die junge Daisy wird aus den USA zu Verwandten nach England geschickt und erlebt dort einen Sommer, der nicht nur ihr Leben, sondern die ganze Welt verändern wird, denn während sie sich verliebt, bricht Krieg aus. Eine sehr berührende Geschichte vom Abschiednehmen hat die Israelin Gila Almagor mit ihrem Buch «Alex, Dafi und ich» geschrieben. Im Rückblick erzählt Avner vom letzten gemeinsamen Sommer des Freundestrios, in dem so viel geschieht, dass er unvergesslich bleibt. Denn Avners Eltern trennen sich und, als ob er damit nicht genug zu tun hätte, stirbt auch der kranke Alex, «der mein bester Freund war».
Gila Almagor Alex: Dafi und ich Hanser Verlag, München 176 S., Euro 14,90 ISBN 3-446-20644-2 (ab 14 Jahre)
Cornelia Franz: Sechs Tage, vier Nächte Deutscher Taschenbuch Verlag, München