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Botanik Botanik: Auch Nadelgehölze haben eine Blüte

Von Helga Panten 15.02.2005, 14:47

Bonn/dpa. - Tannen-, Fichten- oder Kiefernzapfen kennt jeder. Sie sind die Früchte der Nadelgehölze. Aber wie diese Bäume blühen, wissen nur wenige.

Gedichte preisen Kirschenblüten oder schwärmen von Rosen. Die Blüte von Nadelbäumen findet dagegen keine Erwähnung. Doch Allergiker spüren, dass auch die Nadelgehölze blühen, wenn sie unter den Pollen von Kiefern oder Tannen leiden.

Ludwig Ganghofer beschreibt die Tannenblüte in seinem Roman «Waldrausch» als rostfarbene Wölkchen, die im Frühling durch den Wald fliegen. Botaniker bezeichnen Nadelbäume daher auch als Windblütler. Wie bei Gräsern oder Birken trägt ein Lufthauch den in den männlichen Blüten entstandenen Pollen von einem Exemplar zum anderen.

Die vielleicht schönste männliche Nadelholzblüte lässt sich bei den Eiben beobachten. Wie löchrige Bällchen sitzen die Blüten im März oder April auf den Zweigen. Bei leichter Berührung weht es gelb aus ihnen hervor. Weibliche Blüten entdeckt der Beobachter erst bei genauem Hinsehen als winzige grüne Kügelchen unter den Zweigen.

Andere Nadelgehölze haben größere weibliche Blüten. Bei Lärchen etwa sitzen sie zu Beginn des Austriebs rötlich und zapfenförmig an den Zweigen. Die männlichen Gegenstücke sind etwas kleiner und gelb. Durch ihre Erdbeerfarbe fallen die männlichen Blüten der Rotfichte im Mai auf, grünlich bis rot sind die weiblichen.

Purpurrot sitzen im April die männlichen Blüten unter den Zweigspitzen der Nordmannstanne. Die weiblichen haben ihren Platz als zarte grüne Kerzen in den Wipfeln. Diese räumliche Trennung senkt das Risiko, dass sich die Tanne mit eigenem Pollen befruchtet. Bei den Zedern deutet die gelbe Puderschicht, die den Boden unter dem Gewächs im September bedeckt, auf die Blüte hin.

Durch die Blütenfarben sollten nicht etwa Insekten angelockt werden, da der Wind die Bestäubung erledigt. Stattdessen dienen die Pigmenteinlagerungen als Schutz vor intensiver Sonneneinstrahlung und rauer Witterung. Nektar für Bienen halten die Blüten nicht bereit, dennoch gibt es Tannenhonig. Den dafür nötigen Saft liefern die Nadelbäume nicht ganz freiwillig: Läuse saugen an Nadeln und Trieben und scheiden Zucker aus, den Bienen einsammeln.

Während die Bienen den Zucker ernten, entwickeln sich aus den weiblichen Blüten bereits die Früchte. Immer deutlicher wird nun die Zapfenform erkennbar: die etwa zwölf Zentimeter großen Walzenzapfen der Weißtanne, die kegelförmigen der Schwarzkiefer oder die kleinen Zapfen der Lebensbäume. Sogar 15 Zentimeter lang sind Pinienzapfen. Völlig aus der Reihe tanzen die Früchte der Eiben: Wie rote Beeren mit einem Kern sehen sie aus. In Wahrheit sind sie aber einsamige Zapfen, die mit ihrem roten Samenmantel Vögel anlocken sollen.