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Verkehr und Sicherheit Verkehr und Sicherheit: Widerspruch gegen «Idiotentest»-Ergebnis selten erfolgreich

Von Klaus-Peter Voigt 28.12.2007, 10:41

Magdeburg/ddp. - Nach Schätzungen von Verkehrsexperten gehen 40 Prozent aller Unfälleauf das Konto von Alkohol und Drogen. In der amtlichen Statistikwerde jedoch nur jeder 20. Unfall entsprechend geführt.

Zu fast 60 Prozent aller Medizinisch-PsychologischenUntersuchungen (MPU), zu ihnen gehören ein ärztliches und einpsychologisches Gutachten, müssen bundesweit Autofahrer antreten, dieunter Einfluss von Alkohol gefahren waren und ihren Führerscheinwieder haben wollen. Trotz eines leichten Rückgangs seit 1999 istdiese Gruppe der Verkehrssünder nach wie vor die größte. Insgesamtwurden in Deutschland 2006 laut Bundesanstalt für Straßenwesen 105 470 MPU durchgeführt.

Vor allem bedenklich ist laut Franz der erhebliche Anstieg derZahl derjenigen, die unter Einfluss von Drogen oder Medikamenten imStraßenverkehr unterwegs sind. Rund 18 Prozent beträgt ihr Anteil inder offiziellen Statistik. Der Magdeburger Psychologe regt deshalbeinen repräsentativen Feldversuch in einem Bundesland an, bei dem derMissbrauch von Drogen und Medikamenten im Straßenverkehr untersuchtwerden solle. Dann könnte eine verlässliche Einschätzung zu denUnfallursachen und -faktoren erfolgen.

In den zurückliegenden zwei Jahren habe gerade der«kreuzgefährliche Mischkonsum» von Alkohol und Betäubungsmittelnerheblich zugenommen, sagt Franz. Die unterschiedliche und nur schwervorhersehbare Wirkung der Drogen lasse sich kaum abschätzen. Vorallem 18- bis 25-Jährige gingen das Risiko aber auch bewusst ein,weiß der Psychologe. Kokain spiele dabei eine große Rolle.

In Sachsen-Anhalt gibt es zwölf MPU-Untersuchungsstellen. Franzrät zu einer gründlichen Vorbereitung auf das Gespräch mit demPsychologen. Ob der Betroffene sich vorher von Profis beraten lässtoder sich selbst mit seinem Problem beschäftigt und nach Gründen undLösungen sucht, sei letztendlich gleich. «Für uns ist es wichtig, diewahren Ursachen des Fehlverhaltens im Straßenverkehr aufzuklären. Nurwer ehrlich ist und für sich Schlussfolgerungen gezogen hat, der kannbei meinen Kollegen und mir auf ein positives Gutachten hoffen»,erläutert Franz. Nahezu jeder zweite Klient erhält ihm zufolge wegenwiederholter Auffälligkeit durch Alkohol oder Drogen ein negativesErgebnis.

Widersprüche gegen eine psychologisch begründete Ablehnung dererneuten Erteilung einer Fahrerlaubnis sind meist nicht von Erfolggekrönt. Rund 80 bis 100 träfen im Jahresdurchschnitt imLandesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt ein, sagt Bernd Sänger, derLeiter des Referats Verkehrswesen. «Dabei stellen wir fest, dass inden Landkreisen sehr sorgfältig Für und Wider abgewogen wird.« DieErfolgsquote bei den Widersprüchen liege »deutlich unter zehnProzent".

Gründe, eine MPU absolvieren zu müssen, können auch geistige undkörperliche Mängel der Fahrerlaubnisbewerber, der Wunsch bereits mit17 Jahren ans Steuer eines Autos zu können und ein zu hohesPunktekonto in Flensburg sein. Auch «Exoten» tauchen ab und zu zum imVolksmund Idiotentest genannten Gespräch beim Psychologen auf. Werzum Beispiel regelmäßig und notorisch Knöllchen beim Parken an dergleichen Stelle sammelt, kann ebenfalls MPU-pflichtig werden.