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Motorräder Motorräder: Umbau zu Straßenkämpfern und Marsmobilen

Von Heiko Haupt 07.07.2004, 11:44
Der Streetfighter «Armageddon» sieht aggressiv aus. (Foto: dpa)
Der Streetfighter «Armageddon» sieht aggressiv aus. (Foto: dpa) MS-Bikes

Essen/Unna/dpa. - Ein Motorrad zu fahren, gilt an sich schon als Zeichen von Individualität. Doch manchem Zweiradlenker reicht das noch nicht. Dann reift oft der Entschluss, das Motorrad zu etwas Besonderem zu machen.

Dafür gibt es reichlich Möglichkeiten: vom Anbau eines ausgefallenen Zubehörteils bis zum kompletten Umbau. «Irgendwann steht der Fahrer mit seiner Maschine dann vor der Eisdiele und bemerkt, dass sein Motorrad wie alle anderen aussieht», sagt Michael Flohr vom Unternehmen M-Design in Fachbach (Rheinland-Pfalz).

«Oft werden bei Motorrädern Verkleidungsscheiben montiert, und es kommen eine neue Sitzbank und andere Fußrasten zum Einsatz», sagt Michael Kusmanov, Sprecher des Industrie-Verbandes Motorrad (IVM) in Essen. «Beim Umbau von Choppern oder Cruisern geht es so weit, dass nur noch der Motor vom Original stammt.» Unter Choppern gibt es laut Kusmanov traditionell den größten Umbau-Anteil. In den vergangenen Jahren hat aber eine andere Gattung aufgeholt: die Streetfighter.

«Die Streetfighter boomen seit einigen Jahren», sagt Mike Schween von MS-Bikes in Unna. «Der Grundgedanke hinter einem Streetfighter ist, ein großvolumiges Motorrad von allem Überflüssigen zu befreien, das Gewicht zu reduzieren und die Leistung zu steigern.» Heraus kommen Motorräder, die optisch aggressiv erscheinen. Tatsächlich sind sie zum Schnellfahren auf Dauer kaum geeignet - denn der Fahrer sitzt in der Regel eher aufrecht hinter einem breiten Lenker im Fahrtwind.

«Es geht bei diesen Motorrädern vor allem um die Beschleunigung», so Schween. Zu diesem Zweck gibt es dann auch Motorleistungen bis zu etwa 220 PS. «Im Prinzip kann man mit so einem Streetfighter 250 bis 270 Stundenkilometer schnell fahren, aber nicht mehr als ein paar Sekunden.» Das lassen sich die Kunden einiges kosten. Ein Umbau mit Motortuning, Verkleidungsteilen, extrem breitem Reifen am Heck und polierten Rädern kann schnell 10 000 Euro oder mehr kosten.

Natürlich muss es nicht immer derart extrem zugehen, auch «Otto-Normalfahrer» kann sich von anderen Bikern absetzen. So bietet Roland Gimbel aus Breisach (Baden-Württemberg) Anbauteile für gängige Motorradtypen. Neben der Optik gibt es dabei auch nützliche Effekte: «Eine Lampenverkleidung bietet besseren Windschutz», so Gimbel.

Generell überlassen nur wenige Motorradfahrer den Anbau neuer Teile einer Werkstatt. «Das machen die meisten selbst», so Michael Flohr von M-Design. Flohr selbst bietet vor allem sportliches Zubehör für Motorräder an, seine Firma entwarf unter anderem das preisgekrönte Design der Münch Mammut 2000.

Manche Mottorradfahrer würden aber niemals zu gefertigten Teilen greifen. Sie wollen ein bis zur letzten Schraube einmaliges Motorrad. So baut MS-Bikes zum Beispiel Hinterradschwingen. Und ein Harley-Davidson-Motor kann bis zu einem Hubraum von 2,4 Litern und einer Leistung von 120 bis 130 PS gesteigert werden. «Wir haben Fahrzeuge gebaut, die 30 000 oder auch 60 000 Euro kosten», so Schween. Die Kundschaft ist dabei so vielseitig wie die Wünsche: «Das geht vom Zahnarzt bis zum Krupp-Arbeiter.»