Mercedes Mercedes: Luxus mit Doppelherz
Halle (Saale)/MZ. - Die S-Klasse von Mercedes gilt vielen Menschen als die Krönung des Automobilbaus. In Sachen Fahrkomfort, Sicherheit und Innovation setzten die Schwaben damit zu allen Zeiten immer wieder Maßstäbe. Mit dem S 400 Hybrid wagt sich Mercedes auf ein neues Terrain vor, das in der Limousinen-Luxusklasse nur von wenigen - Lexus etwa - beackert wird. Bei diesem Modell geht es einzig und allein um den Nachweis, dass auch Luxusautomobile umweltfreundlich und und sparsam unterwegs sein können.
Der Wagen baut auf dem S 350 und hat wie dieser einen Sechs-Zylinder-Benzinmotor mit 3,5 Liter Hubraum. Im 350er leistet der 306 PS, im 400 Hybrid 279 PS. Diese durch klassische Verbrennung erzeugte Leistung wird dort von einem 2O-PS-Elektromotor ergänzt und macht den Wagen so zum Hybridmodell. Die geringe elektrische Leistung deutet darauf hin, was der S 400 Hybrid nicht kann: rein elektrisch fahren. So entfällt auch beim sanften Gleiten die Stille, die den Fahrer umgibt, rollt er beispielsweise ohne Last im Toyota Prius durch die Stadt.
Das Fahren in der Hybrid-S-Klasse unterscheidet sich praktisch nicht spürbar vom Fahren mit der traditionellen Benzinversion. Nur ein kleiner Schriftzug auf der Mittelkosole zeigt an, dass man im Hybrid sitzt, und wenn der Fahrer es mag, kann er sich auf dem großen Display anzeigen lassen, wie gerade die Energieströme im Auto verlaufen. Auf die Laufkultur hat der alternative Antrieb keinerlei Einfluss, die ist von allerhöchstem Niveau, und dorthinauf will Mercedes auch beim Spritsparen mit dem Zweitonner. Im Labor, beim amtlichen Normtest, ist das erreicht worden. Mit 7,9 Litern auf 100 Kilometer hat der S 400 Hybrid auf dem Prüfstand den Spitzenwert in dieser Wagenklasse erreicht und auch beim Kohlendioxidausstoß wurden dabei nur 189 Gramm pro Kilometer registriert, was beachtlich ist für einen Sechszylinder mit fast 300 PS.
Will man diese Spar-Werte im Alltag schaffen, muss man seine Fahrweise radikal ändern, aber erreichen wird man sie dennoch niemals. Das Spargeheimnis ist alt, aber hier mehr denn je angesagt, damit man den Mehrpreis auch wirklich "einspart": Nur ein sanft agierender Gasfuß punktet beim Sprit sparen. Rund 8 000 Euro mehr kostet die Hybridversion (ab 86 810 Euro) gegenüber dem S 350 als Benziner - das könnte ein starker Antrieb sein, anders als bisher zu fahren.
Die Technik an Bord jedenfalls hilft bestens dabei, so z. B. eine sehr fein abgestufte Sieben-Gang-Automatik. Eine Start-Stopp-Automatik gehört zum Sparpaket. Sie schaltet schon beim Ausrollen unter 15 km / h den Motor ab. Auch Reifen, die einen besonders geringen Rollwiderstand haben, sind Sparhelfer.
Strom für den E-Motor kommt aus einer Lithium-Ionen-Batterie, der derzeit modernsten, produzierbaren Batterieform. Die versorgt den Elektroantrieb, wenn er dem Sechszylinder Starthilfe gibt. Bis zu 160 Nm Drehmoment werden zusätzlich eingespeist und sorgen für fulminanten Antritt - das ist die Zugkraft eines 1,6 Liter Golfs. Und der Strom packt auch noch mal da zu, wo Hybridautos gemeinhin kaum sparen, auf der Autobahn. Denn der Benzinmotor konnte im Detail durch technische Finessen etwas sparsamer gemacht werden, u. a. wurde die Arbeit der Einlassventile in den sechs Zylindern verändert. Allerdings leidet dadurch die Durchzugskraft etwas. Hier packt dann der E-Motor wieder zu, der den Durchzugsverlust des sparsameren Benzinmotors ausgleicht.
Damit die Akkus an Bord nicht durch ihr Gewicht und Größe die Sparbemühungen der Motoren torpedieren, wurden die Stromspeicher so klein wie möglich gehalten und werden im Fahrbetrieb ständig aufgeladen. Immer, wenn der Fahrer bremst, wird der E-Motor zum Generator und lädt die Akkus des Hybrid-Modells auf. Hier bemerkt der Wagenlenker auch den wohl einzigen, eher marginalen, Unterschied zwischen Benziner und Hybrid - das Bremspedal ist spürbar härter als sonst.
Wie schwer oder leicht fällt nun das Sparen mit einem Hybrid-Luxusmobil? In der Tendenz eher schwer. Bei langen Autobahnstrecken freuten wir uns, wenn sich im Display mal weniger als zehn Liter pro 100 km zeigten, wobei nie über 150 km / h gefahren wurde - was ja ein sehr beachtlicher Wert für ein so großes Auto ist, keine Frage. Nach 400 km Autobahn wurden 9,7 Liter erreicht.
Der Ehrgeiz führte dazu, zu prüfen, ob man sich der Neun-Liter-Marke näher könnte. Man kann, na klar. Das klappt bei vorsätzlicher Schleichfahrt, beim Rollen über Land mit 90 bis 110 km / h, beim anhaltend sanften Beschleunigen. Aber dann braucht man sich keinen Sechszylinder mit 300 PS anzuschaffen. Das Angebot zum Luxus-Sparen baut auf den überdurchschnittlich umweltbewussten Auto-Liebhaber.