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Dodge Viper SRT-10: Die schnelle US-Schlange

31.07.2008, 08:36

Hamburg/dpa. - In Deutschland steht Dodge vor allem für preiswerte und bisweilen vorlaute Autos in der Kompakt- und Mittelklasse. Doch in den USA kultiviert die wilde Schwester von Chrysler und Jeep ihr kraftstrotzendes Image mit einem ganz anderen Fahrzeug: der Viper.

Vom Lastwagen zum Supersportwagen

Die schnelle Schlange aus Detroit, die in homöopathischen Stückzahlen auch über den Atlantik gelangt ist, basiert zwar konstruktiv auf einem Lastwagen. Doch mit einem aufregenden Design, einem gewaltigen Motor und mit brachialen Fahrleistungen hat sich der giftige Renner einen Platz im Feld der Supersportwagen erobert.

Tuning nach alter Väter Sitte

Möglich wird das allein durch den imposanten Hubraum: Statt 3,8 Liter wie der Porsche 911, 5,2 Liter wie der Lamborghini Gallardo oder 6,2 Liter wie die ewige Konkurrentin Corvette hat der Motor der Viper rekordverdächtige 8,4 Liter Hubraum, die sich auf zehn Zylinder verteilen. Aus diesem riesigen Raum schöpft der Zehnzylinder auch eine gewaltige Kraft: 612 PS und 760 Newtonmeter machen den Zweisitzer im Modelljahr 2009 zur giftigsten Viper aller Zeiten und kurzfristig auch zum stärksten Sportler der USA - nur die Corvette ZR1 hat mehr Leistung. Aber die ist noch nicht zu kaufen.

Schneller als eine Natter auf der Jagd

Von Komfort und Laufkultur kann bei einem Truck-Motor im Anabolikarausch allerdings keine Rede mehr sein: Im Standgas laufen Zylinder und Getriebe holprig, erst wenn der V10 auf Touren kommt, fühlt sich die Viper wohl. Doch gemächlich dahingleiten kann man mit diesem Auto nicht. Kaum tritt man aufs Gas, wechselt die Klangkulisse von einem tiefen Brummen in ein heißeres Brüllen, und die Schlange schießt davon wie eine Natter auf der Jagd. Mit ein bisschen Geschick im Spiel zwischen Kupplung und Gas kommt man in 3,7 Sekunden auf 100 Kilometer pro Stunde (km/h). Und Schluss ist erst bei 326 km/h.

Fahrerkönnen ist gefragt

Dabei bewegt sich die Tanknadel freilich fast so schnell wie der Tacho, und das Lenkrad wird bisweilen ein wenig unruhig. Dennoch darf keiner auf elektronische Helfer hoffen: Zwar packen die Bremsen zu wie Schraubstöcke und werden immerhin mit einem ABS geregelt. Doch wer in einem solchen Rennwagen ESP oder Traktionskontrolle erwartet, würde sein Mountainbike wohl auch mit Stützrädern bestellen.

Für den Alltag ist die Viper nichts

Aber das Fahren ist nicht nur harte körperliche Arbeit, es ist obendrein auch unbequem. Wo andere Hersteller ihre Sportwagen als Alltagsautos loben, macht Dodge den Kunden keine Illusionen: Die Viper ist ein Rennwagen, bei dem Komfort zur Nebensache wird und die Entwickler mit dem Platz geizen. Also zwängen sich Passagiere mit Hilfe der Schwerkraft in zwei enge Schalensitze, die vom hohen Mitteltunnel getrennt werden, fädeln die Füße in einen schlanken Tunnel und sehen zu, dass sie möglichst schnell das Cabrio-Verdeck öffnen, um den Kopf wieder gerade zu rücken.

Aus jeder Perspektive nur eine Botschaft: Ich bin böse

So giftig wie die Viper fährt, sieht sie auch aus: Das Kühlermaul mit dem klassischen Fadenkreuz von Dodge ist weit aufgerissen, die offenen Schlitze auf der Haube erinnern an die dampfenden Nüstern eines wütenden Drachens, und die Flanke wirkt muskulös und durchtrainiert wie die Oberschenkel von Ben Johnson in seinen besten Tagen. Aber auch wenn die Viper aus jeder Perspektive die Giftspritze gibt und vor allem böse sein will, hatten die Designer noch Raum für ein Augenzwinkern: Statt eines dritten Bremslichts wurde deshalb mit der Modellpflege im Heckdeckel ein rotes Vipernlogo installiert.

Fazit: Mit der Faszination der Unvernunft

Natürlich ist so ein Auto nicht zeitgemäß. Doch wer einmal in der Viper gesessen hat, läuft Gefahr, dass die Vernunft aussetzt und fortan der Sparstrumpf gefüttert wird. Wie auf der Straße ist man mit der Viper auch bei der Bank oft schneller am Ziel. Denn selbst nach der jüngsten Aufwertung kostet der Zweisitzer in den USA nur 85 000 Dollar. Umgerechnet sind das rund 54 000 Euro, für die man in Deutschland nicht einmal den lange nicht so starken Porsche 911 bekommt. Ganz so billig allerdings wird es für Deutsche dann doch nicht werden. Wenn Dodge die giftigste Viper aller Zeiten im nächsten Jahr vielleicht wieder offiziell ins Land holt, wird der Preis wohl wie früher erneut sechsstellig. Und wer den Import selbst organisiert, muss sicher auch ein Viertel aufschlagen.