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Bau von Klimaanlage im Auto ist anspruchsvoll

Von Thomas Geiger 15.04.2008, 07:02

Karben/dpa. - Autofahrer sollen sich in ihrem Wagen bei jeder Temperatur wohlfühlen. Damit sie auch bei tiefen Minus- oder hohen Plusgraden komfortabel ans Ziel kommen, soll eine ausgeklügelte Heiz-, Kühl- und Lüftungstechnik für angenehmes Klima sorgen.

Den richtigen Wohlfühlfaktor zu bestimmen, ist aber nicht einfach: Die Entwickler müssen dabei mit Design, Technik und der Psychologie jonglieren. «Die wichtigsten Funktionen der Klimasteuerung liegen für den Autofahrer im Verborgenen», sagt Arne Jachens vom Zulieferer Continental im hessischen Karben. Er meint damit Klimakompressor, Wärmetauscher und Verdampfer im Motorraum sowie die Steuerung und die Gebläse in den Tiefen des Armaturenbretts. Doch schon die Ausströmer als einzig sichtbares Merkmal werden heftig diskutiert. «Wir brauchen sie, um die Luft möglichst fein dosiert und zielgerichtet im Fahrzeug zu verteilen. Aber den Designern sind sie ein Dorn im Auge.»

Deshalb gab es auf den jüngsten Automessen immer wieder Konzeptfahrzeuge zu sehen, bei denen alternative Lösungen ausprobiert wurden. Beim Audi Cross Coupé quattro zum Beispiel gab es statt der üblichen Lüfterdüsen eine mit rund 4500 Löchern perforierte Verkleidung des Cockpits, durch die Luft unsichtbar und zugfrei in den Innenraum geblasen wurde. Und beim BMW Concept CS dienen Fugen zwischen den Zierleisten als Ersatz für die üblichen Ausströmer.

Während die Designer nach einer möglichst unauffälligen Lösung suchen, rückt für die Techniker zusehends der Energieaufwand in den Blickpunkt. Entwickler Jachens verweist auf neue Prüfzyklen mit eingeschalteten Nebenaggregaten, die derzeit diskutiert werden. Eine Stellschraube für den Verbrauch sei dabei der Kompressor, heißt es beim Zulieferer Delphi in Wuppertal: «Heutige Kompressoren erhalten ihre Antriebsenergie bedarfsgerecht und ohne Kupplung aus dem Bordnetz. Das spart mehr als 1,5 Kilogramm Gewicht. Insgesamt sind moderne geregelte Kompressoren um bis zu 0,2 oder 0,3 Liter Kraftstoff pro 100 Kilometer sparsamer als frühere starre Lösungen mit Kupplung», sagt Pressesprecher Thomas Aurich.

Und auch die Klimasteuerung kann beim Sparen helfen. «Je mehr Frischluft man in das System bringt, kühlen oder aufheizen will, desto mehr Energie wird benötigt», erläutert Jachens und sieht Sparpotenzial bei der Umluftklappe: «Mit jedem Liter bereits temperierter Luft spart man Sprit.» Deshalb müsse die Klimasteuerung den richtigen Kompromiss zwischen Frisch- und Umluft finden, ohne dass es im Innenraum zu Komforteinbußen kommt.

Dabei könnte ein neuer Sensor helfen, für den der Zulieferer Bosch aus Stuttgart gerade mit dem dritten Platz beim ADAC-Umweltpreis ausgezeichnet wurde: Der Climate Control Sensor (CCS) misst den CO2-Gehalt der Innenraumluft und erlaubt eine erweiterte Regelung der Klimaanlage. Bei gleichem Klimakomfort soll das zu geringerem Kraftstoffverbrauch führen. Bei Versuchen in Südeuropa haben die Entwickler einen Verbrauchsvorteil von bis zu zehn Prozent ermittelt.

Dabei ist die Klimaanlage mehr als nur ein Komfortelement. Sie dient nach Einschätzung von Tomas Jelinek, dem Wissenschaftlichen Leiter des Centrums für Reisemedizin (CRM) in Düsseldorf, auch der Sicherheit: «Dank ihrer Hilfe behalten Insassen des Fahrzeug einen klaren Kopf, fahren stressfreier und sind länger fit.»

Obwohl auch die Zugfreiheit bei den Entwicklungsvorgaben ganz oben steht, kollidiert sie immer wieder mit den Vorgaben aus dem Design. «Während die Designer die Ausströmer am liebsten ganz verbannen würden, müssten wir sie dafür besonders groß machen. Denn je kleiner die Öffnung, desto stärker muss man die Luft hindurchpressen, um davon genügend in den Innenraum zu bekommen», erläutert Jachens. Die Folge seien ein spürbarer Luftzug und hörbare Gebläsegeräusche. Ganz zugfrei darf die Luftzufuhr dagegen auch wieder nicht sein. Jachens erklärt das mit der Psychologie und den Erwartungen des Kunden: «Wenn der keinen Luftzug spürt und kein Gebläse hört, fehlt ihm oft das Vertrauen in die Klimatisierung.»

INFO: Komfort ist Einstellungssache

Bei der Bedienung der Klimaanlage sollten Autofahrer Extreme vermeiden, rät Tomas Jelinek vom Centrum für Reisemedizin (CRM) in Düssldorf: «Gerade an heißen Sommertagen sollte sie nicht zu kühl eingestellt sein. Durch ein rasches Abkühlen im Auto steigt die Gefahr von Erkältungen. Auch kann eine schmerzhafte Muskelverspannung ausgelöst werden.» Temperatursenkungen unter 21 Grad seien der Gesundheit eher abträglich. Außerdem beuge man durch eine moderate Einstellung einer Bindehautentzündung und «roten Augen» vor, die häufig durch Klimaanlagen ausgelöst werden können.