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Aus dem Knigge Aus dem Knigge: Probleme mit Sie und Du

Von Frank-Daniel Jagdt 21.07.2006, 18:20

Hamburg/dpa. - Für viele sind die Anreden im Deutschen eine Quelle für Missverständnisse. Auch wenn man das nicht so sehen muss, wie Stilexperte Bernhard Roetzel aus Köln findet: "Nutzen Sie doch kreativ die Nuancen, die Ihnen Du und Sie bieten!" Denn ein striktes "entweder-oder" gibt es bei den Anredeformen nicht. "Im Prinzip gilt zwar: Einmal per Du, immer per Du. Doch Sie können mit der gleichen Person zwischen Du und Sie wechseln - je nach Anlass und Milieu", sagt Etikette-Trainerin Elisabeth Bonneau.

Je nach Status und Vertrautheit gibt es erhebliche Unterschiede in der Anrede: "Beispielsweise dabei, wen ich beim Vornamen nennen darf", erläutert Sonja Engelbert, Verfasserin des Buchs "Auslands-Knigge". Und selbst in den USA sollten Deutsche sich nicht täuschen, dass der schnell angebotene Vorname und die Einladung nach Hause mehr sind als das amerikanische Verständnis von Höflichkeit, erläutert Engelbert. Als deutsches Phänomen gilt allerdings, dass manche Menschen es schaffen, 20 Jahre lang Büro und Kaffeemaschine zu teilen und dennoch beim Sie zu bleiben. "Dienst ist Dienst, und Schnaps ist Schnaps - an diese Devise halten wir uns oft immer noch", sagt Roetzel. Dagegen sei aber nichts einzuwenden. Auch andere Länder wie Spanien oder Frankreich pflegten im Beruflichen einen sehr formellen Umgang. Und das geschieht aus gutem Grund, wie Roetzel findet. Denn ist man erst beim Du angelangt, sind die Möglichkeiten ausgeschöpft - zurück nehmen lässt sich ein Du schließlich nur schwerlich.

Literaturtipp: Sonja Engelbert / Gerhard Hain "Auslands-Knigge", Gräfe & Unzer, 12,90 Euro

ISBN 3-7742-7718-4

Werner Besch "Duzen, Siezen, Titulieren",Vandenhoeck & Ruprecht, 10,90 Euro

ISBN 3-525-34009-5