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Afghanistan Afghanistan: Milizenführer verteidigt bewaffnete Gruppen

12.06.2002, 12:51
Eine Afghanische Familie verfolgt die Loja
Eine Afghanische Familie verfolgt die Loja AFP

Kabul/dpa. - Sajaf sprach während der Kandidatenkür für das Präsidiumder Loja Dschirga, die sich fast den ganzen Tag über hinzog. Daherwar fraglich, ob es noch am Mittwoch zur Wahl von RegierungschefHamid Karsai zum Präsidenten Afghanistans kommen würde.

Sajaf, der nach wie vor als mächtiger Milizenführer gilt undmaßgeblichen Einfluss in Teilen Kabuls hat, war als Kandidat für denVorsitz der Loja Dschirga vorgeschlagen worden. Während er dieMudschahedin verteidigte, lehnte er eine Kandidatur zugleich ab.Damit war Chef des Vorbereitungskomitees der Loja Dschirga, MohammedIsmail Kasimjar, der aussichtsreichste Kandidat für den Posten.

Sajafs Rede wurde von Beobachtern als Auftakt einer Debatte überdie Rolle der Milizen gewertet. Der EU-Sonderbeauftragte fürAfghanistan, Klaus Klaiber, hatte gesagt, eine der Hauptaufgaben derkünftigen Regierung werde die Kontrolle der Kriegsfürsten sein.«Versucht man, sie in die Regierung einzubeziehen, oder isoliert mansie. Hier ist die Entscheidung noch nicht gefallen», sagte Klaiber.

Auch am Mittwoch äußerten einige Abgeordnete der Loja Dschirganoch Unmut darüber, dass Ex-König Mohammed Sahir Schah bei derEröffnung am Dienstag zu Gunsten Karsais auf das Präsidentenamtverzichtet hatte. Für diesen Schritt machten Paschtunen Druck der USAverantwortlich. Einige Abgeordnete hatten den Eindruck, wichtigeEntscheidungen seien schon zuvor getroffen worden, und die LojaDschirga habe nicht wirklich etwas zu sagen.

Eine deutsche Patrouille der internationalen Schutztruppe ISAFnahm vier Leibwächter eines einflussreichen Tadschiken-Führers fest.Sie hätten ihre Waffen auf die deutschen Soldaten gerichtet, sagteISAF-Sprecher Thomas Löbbering. Der Geländewagen sei deshalb gestopptworden. «Niemand wurde verletzt, kein Schuss wurde abgefeuert», sagteLöbbering. Ein afghanischer Polizeikommandeur warnte, ein derartigesVorgehen gegen einflussreiche Leute könne zu Spannungen führen.

Der untergetauchte Taliban-Anführer Mullah Mohammed Omar soll ineinem angeblichen Interview für eine russische Zeitung weitereTerrorakte angedroht haben. Die Moskauer Wochenzeitung «Argumenty iFakty» veröffentlichte ein angeblich per E-Mail geführtes Gespräch.«Wenn Amerika seinen ungerechten Krieg gegen die Moslems nichteinstellt, werden sich solche Ereignisse wie am 11. September aufamerikanischem Gebiet wiederholen», soll Omar darin geschriebenhaben.