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USA USA: Hollywoods Drehbuchautoren drohen mit Streik

Von Barbara Munker 14.10.2007, 16:29
Kiefer Sutherland (39) wurde für seine Rolle in der Actionserie «24 - Jede Sekunde zählt» als bester Hauptdarsteller geehrt. (Foto: dpa)
Kiefer Sutherland (39) wurde für seine Rolle in der Actionserie «24 - Jede Sekunde zählt» als bester Hauptdarsteller geehrt. (Foto: dpa) EPA

San Francisco/dpa. - Sie halten den Bundesagenten Jack Bauer in «24»auf Trab und liefern die «Sopranos» ihren Feinden aus. Für denBildschirm und die große Leinwand schreiben sie Abenteuer,Love-Storys, Komödien und Dramen. Bald könnten sie selbst zu denAkteuren eines realen Dramas werden. Der Traumfabrik steht einmöglicher Streik der Autoren bevor.

Seit Wochen liefern sich die Schriftstellergewerkschaft (WGA) unddie Allianz der amerikanischen Film- und Fernsehproduzenten (AMPTP)ein erbittertes Tauziehen um einen neuen Tarifvertrag mit höherenEntschädigungen für die Autoren. Der alte Vertrag läuft Ende Oktoberaus. Am Donnerstag dieser Woche stimmen die WGA-Mitglieder darüberab, ob sie bis zum Äußersten gehen wollen, falls die Verhandlungenscheitern. Der Streik könnte am 1. November beginnen. «Wir sindweiter voneinander entfernt als zu Beginn, und ich rechne mit einerKatastrophe», erklärte AMPTP-Chef Nicholas Counter der Zeitschrift«Times». Die Autoren seien zum Streik entschlossen, hielt er dergegnerischen Seite vor.

«Ich bin von Morgens bis Abends ausgebucht, denn jeder flippt hierim Moment vor Angst aus», erzählt Dennis Palumbo der «New YorkTimes». Der Ex-Drehbuchautor, der zum Psychotherapeuten umschulte,behandelt vor allem frühere Kollegen. Ein Streik würde Hollywoodlahmlegen, Millionen kosten, Existenzen gefährden und die Zuschauerfrustrieren. Es wäre die erste große Arbeitsniederlegung seit 1988,als die Autoren 22 Wochen den Griffel fallen ließen. Der Schaden fürdie Film- und Fernsehindustrie wurde damals mit 500 Millionen Dollarbeziffert.

Ein Streik im November würde mitten in die heiße Schreib-Phaseplatzen. Die neuen Staffeln sind noch nicht komplett auf Papier.Zudem brüten die Schreiber bis zum Jahresende gewöhnlich über denneuen Pilotsendungen. Es werden mehr Wiederholungen serviert, wennder Stoff für neue TV-Episoden fehlt, prophezeit die Branche. Kurzüber lang träfe es auch die Kinogänger. Im Falle eines Streiks werdedie Qualität der Filme in einem Jahr drastisch absinken, prophezeitDrehbuchautor Marc Norman, der als Co-Autor von «Shakespeare in Love»einen Oscar erhielt. «Es werden schnell zusammengezimmerte, wenigaufregende, langweilige Filme sein», sagte er der Zeitschrift «USAToday».

Der Streit dreht sich vor allem um die künftige Vergütung derAutoren in dem schnell wachsenden Bereich der neuen Medien, etwa wennihre Arbeit im Internet und auf Mobiltelefonen verbreitet wird. Auchdie Gewinnbeteiligung von Einnahmen aus Videos und DVDs ist einheißes Eisen bei den Verhandlungen.

Dem möglichen Streik der Skriptschreiber könnte im nächsten Jahrauch ein Arbeitskampf der Schauspieler und Regisseure folgen. IhreTarifverträge laufen Ende Juni aus. Vorsichtshalber haben sich diegroßen Studios im Winter und Frühjahr mit Projekten eingedeckt, umfür die drohende Flaute vorzuproduzieren. Mit einem flotten «HappyEnd» rechnet niemand. Norman, der ein Buch über die turbulenteGeschichte von Hollywoodschreibern verfasst hat, rechnet mit einemharten Kampf mit den Mächtigen der Filmindustrie. «Den Autoren wurdenie etwas geschenkt, wenn sie danach fragten. Sie mussten immer mitder Faust auf den Tisch hauen und es einfordern.»