Unheilig und geheim: «Der Graf» stürmt die Charts
Hamburg/dpa. - «Der Graf» ist gar keiner und will auch keiner sein, er heißt einfach nur so: Bernd Heinrich Graf, so jedenfalls wird es kolportiert, denn er selbst hört und sieht das gar nicht gern; am liebsten würde er seine Identität komplett geheim halten - beim Online-Lexikon Wikipedia taucht der volle Name immer mal wieder auf und wird dann schnell wieder gelöscht. «Der Graf ist nichts als anderes als ein Pseudonym, um mein Privatleben von der Musik zu trennen», sagt er in einer Dokumentation seiner Plattenfirma Universal.
Er brauche das, um sich selbst immer wieder zurückziehen zu können, «um da wieder Kraft zu tanken». Dazu gehört auch, dass er seine Herkunft und seinen Wohnort geheim hält. Und so kann er sich vielleicht seinen Wunsch erfüllen, einmal der «unbekannteste Star» zu werden, den es je gab.
Dabei sucht er den direkten Kontakt zu den Fans. Wenige Musiker sind so intensiv mit Autogrammstunden und Fantreffen beschäftigt, wie er. «Die Autogrammstunde dauert dann manchmal so drei bis vier Stunden, und das ist okay so. Ich brauche das.» Häufig stehe er bis kurz vor dem Auftritt mit den Fans zusammen, mache Fotos und quatsche mit ihnen.
Diese enge Fanbindung und seine eigene Musikmischung - die an Wolfsheim und Joachim Witt, aber auch an Rammstein und Deine Lakaien erinnert - haben Unheilig jetzt an die Spitze der deutschen Charts katapultiert: Das aktuelle Album «Große Freiheit», erschienen am 19. Februar, stieg in der ersten Woche auf Platz eins der deutschen Hitparade - noch vor Bushidos «Zeiten ändern dich», wie Media Control mitteilte.
Die Musik, die man grob als Synthie-Rock bezeichnen könnte, pendelt zwischen krachigen Rockliedern und gefühlvollen Balladen - mit deutschen Texten, weshalb der Graf auch häufig dem Genre Neue Deutsche Härte zugerechnet wird. Seine aktuelle Single «Geboren um zu leben», die derzeit in den Top 5 steht, ist eine melodische Rockhymne mit Kinderchor und einem dichten Klangteppich; typisch für den Unheilig-Sound.
Für diesen Sound verantwortlich ist nicht nur der Graf, der mehr komponiert und textet, sondern auch sein Keyboarder und Soundtüftler Hennig Verlage. Somit leben die Lieder selbst vor allem von der sonoren Stimme des Sängers, die auch mal martialisch röhren kann, den melancholisch-poetisch Texten («Ich bin so'n kleiner Träumer und Romantiker») und dem vollen Synthie-Sound, mit Rockgitarren verziert.
Dazu passt dann auch das Erscheinungsbild des Grafen: In schwarzem Anzug, mit schwarzer Krawatte über weißem Hemd, glatzköpfig und mit künstlerisch-gestaltetem Kinnbart gibt er den seriös-verklärten Synthie-Pop-Rock-Gentleman, um im nächsten Moment auf der Bühne vor tausenden Fans abzurocken. So wird es auch ab Mitte März sein, wenn am 19. des Monats die Unheilig-Deutschlandtournee in Bochum beginnt.