So war der "Tatort" So war der "Tatort": Langatmige Inszenierung ohne Spannung

Der Fall
Psychiater Dr. Steinfeld wurde erschlagen in seiner Praxis aufgefunden. Er war spezialisiert auf Kriegstraumata, behandelte sowohl zivile Opfer als auch Militärangehörige der US Air Base in Ramstein. Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Johanna Stern (Lisa Bitter) vermuteten den Täter unter seinen Patienten. Ihre Aufmerksamkeit erregte Mirhat Rojan (Cuco Wallraff). Der Kurde hatte bei einem amerikanischen Drohnenangriff im Irak seine Kinder verloren, lebte nun bei seinem Bruder in Ludwigshafen.
Die beiden waren verschwunden und es stand bald der Verdacht im Raum, dass sie einen Drohnenangriff auf den Staatssekretär im US-Verteidigungsministerium, der gerade in Deutschland war, planten. Und dann war da noch Heather Miller (Lena Drieschner), die im Drohnenkrieg eingesetzt worden war und nun in Deutschland als Ordonnanzoffizierin arbeitete, weil sie Depressionen hatte.
Die Auflösung
Der Verdacht, dass die beiden Brüder einen Anschlag planten, bewahrheitete sich. Die Tat konnte jedoch rechtzeitig verhindert werden. Mit dem Tod des Psychiaters hatten die Männer hingegen nichts zu tun. Heather Miller hatte ihn erschlagen, weil er sie für untauglich hielt, weiter für das Militär zu arbeiten.
Das Thema
Der Film streift die Rolle der USA in Rheinland-Pfalz, das vor allem wegen der riesigen Air-Base Ramstein oft als „Flugzeugträger der Amerikaner in Deutschland“ bezeichnet wird. In dem Krimi wurde die Vermutung geäußert, dass Joystickkrieger auch von der größten US-Luftwaffenbasis außerhalb der USA unbemannte Tötungseinsätze von Drohnen etwa in Afghanistan steuern.
„Ich denke, dass die moderne Kriegsführung ein Thema ist, was wieder näher auf unsere Republik zukommen“, sagt Regisseur Bohn. Lange habe sich Deutschland hinter den Verbündeten verstecken können. „Aber dies scheint ja mit der neuen Außenpolitik der Amerikaner passé zu sein.“ Es werde also Zeit, sich wieder mit der Landesverteidigung und den verbundenen Optionen zu beschäftigen. In diesen Zeiten, so Bohn, müsse Fernsehen wieder politischer werden.
Fazit
Die Schrecken und den Irrsinn des Drohnenkrieges anzuprangern ist ein ehrenvolles Unterfangen, aber Regisseur und Drehbuchautor Tom Bohn wurde dem Thema nicht gerecht. Die Story war unausgegoren und konstruiert, keine Figur hatte so viel Tiefe, dass man ihr irgendwie nahe gekommen wäre. Besonders die beiden Brüder, die da unmotiviert an ihrer Drohne rumschraubten, bekamen kaum Gelegenheit, ein Profil zu entwickeln.
Die Dialoge waren schwach, die Besetzung mitunter nicht nachzuvollziehen. Warum spielte eine Deutsche eine Amerikanerin, die dann mit schlechtem Akzent Deutsch sprach? Und was soll diese Staatsanwalt-Parodie von Max Tidof? Außerdem war die Inszenierung langatmig, Spannung kam keine auf. „Vom Himmel hoch“ war leider ein schwacher „Tatort“.