"Maischberger" Sandra Maischberger: Krankenschwester Susanne Hallermann rutscht durch Pflege der Oma in Hartz IV

Berlin - Bundesgesundheitsminister Jens Spahn kann sich nicht vorstellen, seine Eltern selbst zu pflegen. „Meine Eltern würden es auch nicht erwarten, dass ich meinen Beruf aufgebe, um sie zu pflegen“, sagte der CDU-Politiker am Mittwochabend in der ARD bei „Maischberger“.
Spahn: „Ich würde so oft wie möglich versuchen, zuhause zu sein und mitzuhelfen.“ Alle würden in ihren Familien das Thema weit wegschieben – „meistens, bis es zu spät ist“. Er habe das Gespräch hierüber mit seinen Eltern aber auch erst gesucht, als er vor Jahren in einer Talksendung darauf angesprochen worden sei, gab Spahn zu.
Pflegekritiker wirft Spahn Lobbyismus vor
Mit Cindy Berger und Susanne Hallermann waren zwei Frauen in der Talkrunde vertreten, die ihre Angehörigen (Mutter bzw. Großmutter) zuhause bis zum Tod pflegten. Trotz des emotionalen Themas wurde bei „Maischberger“ meist sachlich diskutiert. Angriffe auf Spahn kamen vor allem von Armin Rieger, der aufgrund seiner Erfahrungen als Heimleiter zum Pflegekritiker geworden ist. Er warf Spahn vor, in der Vergangenheit an der Agentur Politas beteiligt gewesen zu sein, die Lobbyarbeit für den Medizin- und Pharmasektor machte.
Selbst diese Attacke konterte Spahn gelassen: „Das ist jetzt acht, neun Jahre her. Steht im Internet rauf und runter!“, so der neue Gesundheitsminister, der sich auf die Fahnen geschrieben hat, die Zustände in deutschen Heimen zu verbessern.
Ein Einspieler machte deutlich, wie schlimm es in manchen Heimen aussieht: Berichtet wurde von einem Fall, in dem eine Seniorin an Dehydrierung starb. Dazu sagte Thomas Greiner vom Arbeitgeberverband Pflege zur Verteidigung, es würde sich um absolute Einzelfälle handeln.
Wie man durch Pflege der Angehörigen in Hartz IV gerät
Dass das System krankt, machte auch Susanne Hallermann deutlich. Als sie ihre Oma pflegte, reduzierte die Krankenschwester ihren Job auf eine halbe Stelle und kündigte dann ganz. Sie landete in Hartz IV und habe „den Boden des Systems geküsst“, erzählt sie ihre bittere Geschichte. Ein Großteil der Pflegebedürftigen in Deutschland wird von Angehörigen betreut, ohne diese würde das System komplett zusammenbrechen.
Dass die häusliche Pflege für die Angehörigen aber auch schöne Seiten hat, berichteten aber sowohl Hallermann als auch Sängerin Berger („Cindy und Bert“). Sie hätten intensive Momente erlebt, die sie nicht missen wollten. Jens Spahn konnten sie damit aber vermutlich nicht überzeugen., seine Eltern später einmal selbst zu pflegen.
Scharfe Kritik am Pflege-Tüv
Auf allgemeine Ablehnung stieß der Pflege-Tüv in seiner jetzigen Form. Die Kontrollen in den Heimen durch den MDK (Medizinischer Dienst der Krankenversicherung) seien sinnlos, wie Pfleger Sandro Plett kritisierte.
Es müsste ein Haufen Papierkram erledigt werden, der wenig mit der Realität zu tun habe. Der Pflege-Tüv werde ausgesetzt, sofern die SPD mitmache, versprach Spahn dann auch. Er kündigte weiter an: Man arbeite an einem bundesweit einheitlichen Personalschlüssel und wolle Tarifverträge allgemein verbindlich einführen.
Die Aufwertung des Berufs liegt besonders Plett am Herzen, der mehr Anerkennung für das Pflegepersonal fordert und vor billigen Importkräften aus dem Ausland warnt, wie sie Spahn verstärkt einsetzen will. (dpa, red)